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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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über seinen grauen Cut. Es sah schrecklich aus. Yvonne sah ihn mitleidig an.
    »Ziehen Sie doch aus dies schreckliche Ding, Monsieur«, sagte sie. Darauf griff sie hinter den Vorhang und warf Peter einige Kleidungsstücke zu. Eine blaue, enge Hose, ein gelbes Baumwollhemd, flache Sandalen.
    Peter betrachtete die Dinge mit Abscheu.
    »Von René?« fragte er widerspenstig.
    »Von François!«
    »Noch ein Liebhaber?«
    »Mein Bruder! Er dient jetzt in Algerien bei den Panzern. In einem Jahr ist seine Dienstzeit um.«
    »Verzeihen Sie. Ich bin schrecklich unmodern.«
    »Wo haben Sie eigentlich Ihre richtige Kleidung?«
    »Im Schließfach 178 des Gare de l'Est.«
    »Die holen wir morgen ab! Ziehen Sie die Sachen an! Oder schämen Sie sich vor einem Mädchen?«
    »Nicht, wenn es schon Männerakte gemalt hat!« sagte Peter giftig.
    Er legte seinen Cut ab, zögerte einen Augenblick, ehe er die Hosen auszog, dann stieg er in die blaue Hose, streifte das gelbe Hemd über und angelte nach den Sandalen. Als er einen Blick in den Spiegel warf, der seitlich des Vorhangs an der Wand hing, sah er sich wieder als armer Maler. Nur die Baskenmütze und die Zigarette im Mundwinkel fehlten. Auch so eine dumme Kinomode, dachte er wütend. Immer haben die Maler im Film Baskenmützen und Zigaretten im Mundwinkel.
    »Wie viele Männer vor mir haben das schon getragen?« fragte er, weil er nicht kampflos untergehen wollte.
    »Warum fragen Sie, Pierre?«
    »Es interessiert mich. Ich will mich moralisch umstellen.«
    »Eifersüchtig?«
    »Man könnte eifersüchtig werden, wenn man sich in Sie verliebt, Yvonne! Zu denken, daß in dieser Hose und diesem Hemd ein anderer …«
    Yvonne lächelte mild. Sie stand in der ›Küche‹ und schraubte eine Kohlensäurepatrone in einen alten Syphon.
    »Trinken Sie einen eisgekühlten Whisky-Soda mit mir?« fragte sie statt einer Antwort.
    »Sehr gern. Nur, woher habt ihr armen Maler einen echten Whisky? Sie haben wohl einen reichen amerikanischen Freund, Yvonne?«
    »Vielleicht.«
    »Es wäre peinlich, ihm hier zu begegnen. Vielleicht sogar in seiner Hose.«
    Yvonne lächelte wieder. »Glauben Sie, Pierre«, sagte sie milde, »ich ließe Sie bei mir einen Whisky trinken, wenn Charly in der Nähe ist?«
    »Aha! Charly heißt die Kanaille!«
    Peter Sacher setzte sich ernüchtert in einen Sessel. Er wollte die Beine übereinanderlegen, aber in einer Naht der engen Hose krachte es. Da ließ er es sein und saß steif wie in einem Korsett.
    Yvonne spülte zwei Gläser. Sie trällerte dabei ein Liedchen. Sie schien völlig enthemmt zu sein. Ohne Moral. Eigentlich war es herrlich.
    Peter stand auf und trat an das große Fenster. Er schob den Sonnenvorhang etwas zurück und sah hinaus. Vor ihm waren die dampfenden Dächer von Paris. Der Kuppelturm des Sacré-Cœur ragte über sie hinaus. Er blitzte, als sei er mit Glassplittern übersät, in denen sich jetzt die Sonne spiegelte. Auf einem Balkon unter dem Dach des gegenüberliegenden Hauses lag ein nacktes Mädchen auf einer roten Decke und sonnte sich.
    »Wirklich. Eine schöne Gegend.«
    Hinter ihm lachte Yvonne auf. »Liegt Margot wieder in der Sonne?«
    Verlegen drehte sich Peter vom Fenster weg. Yvonne stand hinter ihm. Sie zog den Vorhang wieder vor die Glaswand und hakte sich bei ihm unter.
    »Komm«, sagte sie zärtlich, »trink mit mir einen Whisky.«
    Sie setzte sich Peter gegenüber auf die Couch und zog die Beine an. Wie Coucou, durchfuhr es ihn. Aber sie ist noch schöner. Noch gefährlicher. Er hielt sein Glas hin und sah zu, wie das Sodawasser sprudelnd in den Whisky schoß. Mit einem Zug leerte er das Glas und setzte es dann hart auf den Tisch. Es klirrte laut.
    Yvonne hatte dunkle, glänzende Augen, als sie ihn ansah.
    »Warum bist du eigentlich nach Paris gekommen, Pierre?«
    »Ich wollte einen Freund besuchen.«
    »Nur deshalb?« Sie nahm seine Hand und hielt sie hoch. »Du bist verheiratet.«
    Peter zuckte zusammen. Eine Viertelstunde lang hatte er nicht an Sabine gedacht, und gerade Yvonne erinnerte ihn an sie. Hatte sie es verdient, daß er jetzt in einem Montmartre-Atelier um seine Fassung rang? Immerhin hatte sie ein Zimmer mit Doppelbett, und das hier ist nur eine einschläfrige Couch! Bei mir ist nichts vorausgeplant!
    »Verheiratet? Ja.« Er zog die Hand zurück und streifte den Ring vom Finger, steckte ihn in die Hosentasche und bereute es gleichzeitig. »Oder auch nein. Wie du willst, Yvonne.«
    »Du 'ast deine Frau verlassen?«
    »Wir

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