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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Ich habe geglaubt, man könne sechs Wochen Eheferien absitzen wie der Buchhalter Schmidt sein Büroschläfchen. Es war eine Dummheit. Ein Dichter sagte einmal: ›Es gibt keine Erholung von der Moral.‹ Ebensowenig gibt es eine Erholung von der Ehe. Es gibt nur ein Wegfahren für immer, oder ein Bleiben. Liebe kennt keine Kompromisse, die von Dauer sind. Sie will bedingungslos sein.«
    »Warum wirst du sentimental, wenn du die Klinke der Tür schon in der 'and 'ast?« Yvonnes Kopf sank nieder. »Wir Frauen vom Montmartre 'aben die Resignation gelernt. Wir brauchen keine Erklärungen. Wir verstehen immer.«
    »Yvonne!«
    »Geh! Bitte, geh.«
    Sie ergriff einen Pinsel, knipste die starken Scheinwerfer wieder an und malte grelle Farben auf das Bild.
    »Nicht so, Yvonne. Es war eine schöne Zeit in Paris. Wir haben uns gut benommen. Es wird uns zwar keiner glauben, und jeder wird sagen: Dieser Peter Sacher ist ein Idiot, ein Übermensch, ein anormaler Träumer, aber …«
    »Aber! Aber!« Yvonne fuhr nervös mit dem Pinsel über die Leinwand. »Was ist dieses Aber?! Ich liebe dich, mein Gott, 'ast du das nie gemerkt?! Ich 'abe Papillon auf dich gehetzt, aus einer Laune 'eraus, um ein Erlebnis zu 'aben. Aber jetzt liebe ich dich.«
    Sie sah, daß Peter ins Zimmer zurückkam und streckte ihm wie eine Waffe den tropfenden Pinsel entgegen: »Nein! Bleib stehen! Geh! Du siehst doch: Ich löse die Welt in Quadrate, Kreise und Rechtecke auf. Ich analysiere sie, wie meine Gefühle! Und was bleibt übrig? Nichts! Gar nichts! Geh!«
    »Du bist ungerecht, Yvonne.« Er nahm ihr den Pinsel aus der Hand. Sie ließ es geschehen, ihre Finger waren schlaff, als seien sie Glieder einer Stoffpuppe. »Du weißt, daß ich eine Frau habe.«
    »Warum bist du dann 'ier?« schrie sie wild.
    »Ich habe es dir erzählt. Wir lebten uns auseinander, seit Jahren verstehen wir uns nicht mehr, ich habe Erfolg im Leben gehabt, ich habe geschuftet. Ich habe eigentlich alles nur für meine Frau getan. Und jetzt wird mir gesagt: ›Du hast meine Seele getötet. Du bist eine lebende Rechenmaschine.‹ Es ist eine Kluft aufgerissen, und ich weiß nicht, woher sie kommt. Darum haben wir uns getrennt, um zu sehen, ob wir uns brauchen.«
    »Und du liebst deine Frau?«
    »Ja.«
    »Warum gehst du nicht zu ihr?«
    »Soll ich mich auslachen lassen? Soll ich zu Kreuze kriechen?! Ich habe ein sorgloses, reiches Leben geschaffen und soll mich beschimpfen lassen und Reue zeigen? Reue worüber? Daß ich erfolgreich bin?«
    »Der 'err der Welt! Der Mann, der Mittelpunkt der Erde! Wir Frauen 'aben eine Seele, mein Freund! Du 'ast, wie sagt man bei euch, durch dein Wirtschaftswunder das 'erz deiner Frau zerstört. Sie ist allein geblieben. Sie ist einsam. Sie friert in der Pracht, die du geschaffen hast! Denn du fehlst ihr, du!«
    »Ich bin immer bei ihr! Jeden Tag!«
    »Ja! Ja! Als angezogener, schwatzender Körper! Aber ist deine Seele bei ihr? Verstehst du, daß sie allein ist, auch wenn du da bist?«
    »Nein. Ich liebe sie, und sie hat alles, was sie sich wünscht. Eine Villa, Kleider, Pelze, Schmuck.«
    »Sie würde alles, alles wegwerfen, wenn sie dich wieder hätte!« Yvonne strich sich über die Haare. »Ich kann sie so gut verstehen«, sagte sie leise und wandte sich ab. »Und nun geh endlich, Pierre!«
    Peter Sacher nickte. »Gut. Ich gehe. Ich sehe, daß alle Frauen mich wegstoßen.«
    »Weil du sie nicht verstehst. Würdest du sie verstehen, wie könntest du gehen.«
    »Yvonne!« Er ergriff ihren Arm und riß sie an sich.
    »Geh!« schrie sie. »Geh!« Mit beiden Fäusten trommelte sie gegen seine Brust. »Du 'ast eine Frau! Eine Frau! Eine Frau!«
    »Ich habe nichts mehr!« sagte Peter dumpf. »Ich bin wie ausgehöhlt. Was morgen ist, ob ich Sabine liebe, ob sie mich liebt, ob du mich liebst, ich weiß gar nichts mehr. Ich bin wie ausgesetzt, ich kenne mich in mir selbst nicht mehr aus.«
    Er hielt ihre trommelnden Fäuste fest und zog ihren Kopf zu sich. Sie wandte ihn ab, aber er drehte ihn zu sich hin und küßte leidenschaftlich ihre fest zusammengepreßten Lippen.
    »Yvonne, es geht über meine Kraft«, sagte er leise.
    Sie lächelte mit geschlossenen Augen und schob die Arme um seinen Hals.
    »Es würde auch niemand verstehen, wenn du jetzt gingst«, flüsterte sie.
    Mit dem linken Arm tastete sie zur Seite und löschte das Licht.
    Sabine wußte nicht, wie lange sie geschlafen hatte. Ihre Erinnerung setzte da aus, wo sie das Gesicht eines älteren

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