Bittersüßes 7. Jahr
vorgehaltenen Hand. Aber wenn Sabine und Bornemeyer …
Dr. Portz begriff es nicht. Es war auch zu schwer zu verstehen, daß eine so elegante und verwöhnte Frau wie Sabine plötzlich an einer so faden Nudel wie diesem Bornemeyer Gefallen finden konnte. Das alles war so absurd, daß Dr. Portz zum erstenmal in seinem Leben vor der Frage stand, ob der Mensch im Grunde genommen doch nicht ganz fertig von der Schöpfung geliefert worden war.
Was man zunächst tun konnte, war nichts. Man mußte warten. Irgendwie löst sich alles auf. Und dieses untätige Warten war es, was Dr. Portz die Nerven raubte. Wissend um die Dinge mußte er zusehen, wie sich Unglücke zusammenbrauten, deren Verhinderung ihm aus der Hand genommen worden war.
Gegen Mittag brachte die Sekretärin einen Stapel Zeitungen ins Büro. Meistens überflog Dr. Portz nur die Überschriften der Artikel und die Schlagzeilen, um dann den Wirtschaftsteil und die Gerichtsberichte genauer zu studieren. Widerwillig nahm er deshalb die erste Zeitung und blickte über die erste Seite. Eine Überschrift sprang ihn an und schüttelte ihn durch.
Ein Hochstapler auf Borkum?
Dr. Portz bekam einen steifen Nacken. Wie Blei lag es ihm im Ge nick. Das ist nicht wahr, sagte er immer wieder. Das ist nicht wahr.
Aber es war so. Der Artikel wurde nicht anders, auch wenn Dr. Portz schweratmend bei jeder Zeile sagte: »Das ist Wahnsinn!«
Wie uns aus Borkum von einem Kurgast, dem Baron B. , berichtet wird, hat dort seit einigen Tagen ein übler Hochstapler sein Unwesen getrieben. Als italienischer Millionär und Autohändler Ermano Ferro auftretend, in der besten Pension wohnend, versuchte er, die Kurgäste zu betrügen. Er bot Luxusautos einer nicht existierenden italienischen Autofirma ›Pneumastica‹ an und versuchte, hohe Anzahlungen zu kassieren. Nur der Wachsamkeit des Barons B. war es zu verdanken, den Betrüger, der mit einer Komplicin auftrat, zu entlarven. Leider waren die Galgenvö gel schon ausgeflogen, als die Polizei sie verhaften wollte. Nach Aussagen des Portiers der Pension sollen sie in Richtung Kopenhagen geflohen sein. Man nimmt aber an, daß diese Adresse falsch ist und nur zur Täu schung gegeben wurde. Das Paar, dem es nicht gelang, einen Kurgast zu schädigen, muß noch in Deutschland sein. Beschreibung der Betrüger: Der Mann – 1,85 bis 1,90 groß (!), überschlank …
»Bornemeyer! O Bornemeyer!« stöhnte Dr. Portz und warf die Zei tung weg. Er vergrub sein Gesicht in beide Hände und saß eine Zeit lang wie versteinert. Der Bürovorsteher, der nach mehrmaligem Klopfen den Kopf ins Chefzimmer steckte, schloß schnell wieder die Tür. Der Anblick war erschreckend.
Es muß etwas geschehen, dachte Dr. Portz. Es ist unmöglich, untätig herumzusitzen und abzuwarten. Aber was soll man machen? Bornemeyer ist niemals in Kopenhagen. Peter Sacher amüsiert sich irgendwo in Frankreich mit einer anderen Frau. Das alles ist kein Grund, über den Rundfunk Peter zu erreichen oder die Kriminalpolizei einzuschalten. Was die Zeitung da von Bornemeyer erzählte, war absoluter Unsinn. Die Zeitung! Dr. Portz sah einen Lichtblick.
Er rief die Redaktion an. Er stellte sich als Anwalt des beschuldigten ›Hochstaplers‹ vor und bat um genaue Auskunft, wie dieser irrsinnige Artikel erscheinen konnte.
Die Auskunft war klar und doch verworren: Der Bericht war von einem Reporter durchgegeben worden, der ebenfalls zur Erholung auf Borkum weilte. Als Zeugen wurden angegeben: Baron v. Bergenfeldt, der Portier vom ›Seeadler‹, die Direktion und einige Herren der Kurverwaltung. Nur der Boy sagte gut aus … er hatte fünf Mark Trinkgeld bekommen. Er schied als befangen aus.
Dr. Portz rief Borkum an. Die Direktion des ›Seeadlers‹ war noch immer konsterniert. Sie berichtete kurz: Herr Ferro sei bei ihnen abgestiegen, habe mit Frau Sacher ein Doppelzimmer bewohnt, mit Einverständnis der Dame übrigens, was man heute verstehen könne, denn es handelte sich um ein Gauner-Duo! Alles andere sei durch die Presse bekannt.
Dr. Portz legte auf. »Es ist wahnsinnig!« sagte er. Dann rief er die Reederei an. Die Verwaltung sah die Liste der Vorbestellungen durch und bestätigte folgendes:
Telefonisch hatte ein Herr Ermano Ferro einen Platz für den letzten Dampfer bestellt und bekommen.
»Einen Platz?« rief Dr. Portz hoffnungsvoll ins Telefon.
»Ja. Ferner eine Gepäckfracht für eine große, wertvolle Porzellanstatue.«
»Was?« schrie Dr. Portz. »Eine
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