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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sonne einen Sonnenstich holen! Das muß man ihr doch sagen!«
    »Wie besorgt. Ich werde es ihr bestellen! Es wäre nicht gut, wenn du ihr den Schatten liefern würdest!«
    »Eifersüchtig?«
    »Vorsichtig.«
    Peter wandte sich ab, stapfte durch den tiefen, weißen Sand zurück zur Zeltburg, zog seine Badehose aus und legte sich nackt in den Sand. Heinz v. Kletow sah verwundert auf ihn hinab.
    »Du hast dich ja schnell hier eingelebt!«
    »Wenn die Contessa das kann! Vielleicht hat sie ein Fernglas!«
    »Sie wird aber nicht von ihrem Felsen steigen wie Circe zu Odysseus! Im übrigen hat sie ein Erbteil von ca. 2 Millionen zu erwarten. Ich habe mich entschlossen, mit ihr darauf zu warten.«
    »Gratuliere.« Peter dehnte sich wohlig im heißen Sand. »Es ist merkwürdig, daß die größten Nichtstuer die größten Chancen haben. Mit was beschäftigst du dich jetzt eigentlich?«
    »Mit Frauen.«
    Sie lachten. Und es war, als drehe sich die Zeit zurück. Irgendwie fühlten sie in sich noch die Jugend, die langsam von ihnen wegglitt. Wenn Männer allein unter sich sind, werden sie wieder zu Jungen. Ihr Übermut kennt keine Grenzen, und ihre Streiche unterscheiden sich von ihren Jugendsünden nur durch die Intelligenz der Ausführung. Ansonsten sind es doch nur Varianten einer aus der Tiefe der Vergangenheit wieder auftauchenden Jugend.
    Der erste Tag in Nizza verlief für Peter und Heinz wie der erste Ferientag übermütiger Schuljungen. Nur, ihrer Reife entsprechend, war er genüßlicher.
    Sie brieten in der Sonne, schwammen nackend hinaus in das warme, blaue, salzige und an den Felsen tobende Meer, umkreisten die Felsnase, auf der die Contessa lag und sahen, daß man auch vom Wasser aus nichts sehen konnte, schwammen bis zu den Riffen und schaukelten sich auf den Bojen, tauchten, bespritzten sich, machten ein Wettschwimmen, überlegten, ob sie nicht die Felsnase erklettern sollten und die Contessa wegen ihres Aufzuges mit der Begründung um Verzeihen bitten sollten, daß auf dem Festlande die Spinnstoffe knapp geworden wären. Es war eben herrlich, so ungebunden zu sein.
    Dann lagen sie wieder im Sand; ihre Körper dampften.
    Gegen Mittag dehnten sie ihre Ausflüge in die Flegeljahre aus. Sie gingen in die Stadt, aßen Thunfisch mit gerösteten Maiskolben, weil es billig war, nahmen am gesellschaftlichen Leben Nizzas teil, indem sie die elegante Promenade dreimal hinauf und hinabschlenderten, sich auf die Bänke setzten, die Blicke schöner Frauen erwiderten, jedoch in Ermangelung eines geldlichen Rückhaltes nicht das durch diese Blicke freigiebig verteilte Kapital in Anspruch nahmen. Sie besuchten sogar die teuersten und exklusivsten Hotels unter dem Vorwand, einen Herrn zu suchen, der sich ›Carambolage‹ nannte. Allein dies beweist die infantile Stimmung, in der sie waren. Saßen in den Foyers unter Kristallüstern und vor marmornen Wänden an parfümierten Springbrunnen, gingen wie Millionäre durch die Dachgärten und lehnten an den Sonnenterrassen des Monbijou. Sie flirteten mit verführerischen Frauen, deren Lebensaufgabe die Verführung war, erzählten nie erlebte Abenteuer aus dem Dschungel Bengalens und verlebten einen Nachmittag in der Sonne eines künstlichen Luxus'. Zwei Vagabunden, vor denen die Kellner dienernd die Türen aufrissen.
    Gegen Abend setzte Heinz v. Kletow seinen Freund in einer rauchigen, nach Fisch stinkenden Kneipe am Hafen ab.
    »Hier bleibst du, bis ich wiederkomme«, sagte er. »Ich werde für unser weiteres Wohl sorgen.«
    Peter sah sich um. Präparierte Fische hingen von der Decke, der Wirt stand hinter der Theke und priemte, die Wirtin war angetrunken und sang mit einem quietschenden Radio um die Wette, an einem runden Tisch hockten einige finstere Gestalten, tranken Anisschnaps und spielten Karten. In ihren Gürteln trugen sie lange, feststehende Messer.
    »Gibt es keinen anderen Ort?« fragte Peter Sacher leise.
    »Das schon. Aber keinen, wo du für 50 Centimes einen Pernod bekommst und drei Stunden sitzen bleiben kannst.«
    »Und wo willst du hin?«
    »Geld beschaffen.«
    »Warum darf ich da nicht mit?«
    »Weil wir es nie bekommen würden, wenn du dabei wärst. Ich bin in einer Stunde wieder da!«
    Unwillig, ein wenig ängstlich, blieb Peter in der Hafenkneipe zurück. Die singende Wirtin knallte ihm ein Glas Pernod auf den Tisch und schrie: »Soixante Centimes!« Das waren zehn Centimes mehr, als Heinz gesagt hatte. Aber nach einem Blick auf den priemenden Wirt, die

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