Bittersweet Moon 2
Tür.
„Oh,
das müssen Sie nicht, werfen Sie sie einfach in den Müll, ich habe Sie schon
ausgelesen“, lächelt sie noch, bevor sie die Tür hinter mir schließt.
Wenige
Sekunden später bin ich wieder bei Mia, die in einer erwartungsvollen Haltung
auf mich wartet. „Gleich, ich zeige dir, was ich meine.“ Fieberhaft blättere
ich die Zeitung durch und auf der vorletzten Seite finde ich den Artikel mit
den unseligen Fotos am Pool. Klasse! Wir befinden uns in bester Gesellschaft -
ein Supermodel aus den Achtzigern wurde sehr unvorteilhaft abgelichtet, wie sie
sich mit hängenden Brüsten und mit deutlichen Speckröllchen am französischen
Strand sonnt. Und eine bekannte Hollywood-Diva, die ihre Jugend schon hinter
sich gelassen hat, als ich noch ein Baby war, berichtet offenherzig über ihre
Schönheits -OPs und über ihren vierzig Jahre jüngeren Lover, der sie
ausschließlich wegen ihrer inneren Werte liebt.
„Hier
- schau dir das an und les mir den Text vor“, reiche ich ihr die Zeitung. Mia
nimmt sie vorsichtig in die Hand. „Verdammte Scheiße!“, lautet ihr erster
Kommentar.
„Du
sagst es!“, bin ich gleich einverstanden.
„Der
berühmte amerikanische Rockstar Robin Summers ( Forbidden Games) verbringt
einen geheimen heißen Liebesurlaub in der Nähe von Florenz. Die vollbusige
Blondine, mit der er sich im Swimmingpool vergnügt, ist eine Sängerin aus
Berlin. Ob sie der Grund für Robins Trennung von seiner langjährigen Ehefrau
Claire ist, ist noch unklar. Die Beiden können scheinbar ihre Finger nicht voneinander
lassen. Sie wurden gemeinsam schon vor wenigen Tagen in Berlin gesichtet, wo
Robin bei der Eröffnung seiner Ausstellung in einer Galerie in Mitte anwesend
war.“
„Scheiße“,
sagt sie noch mal und legt die Zeitung auf dem Tisch ab. Sie atmet pfeifend aus
und trinkt einen großen Schluck aus ihrer Flasche. „Jetzt verstehe ich, warum
du so schnell abgehauen bist. Das ist ein Paparazzi-Foto, oder?“, fragt sie
mich vorsichtig.
„Genau.
Das Foto wurde vom benachbarten Grundstück mit Teleobjektiv aufgenommen. Die
Reporter haben uns einen Tag vorher in der Stadt gesichtet und uns schon dort
heimlich fotografiert und jemand ist uns scheinbar bis zum Ferienhaus gefolgt“,
erkläre ich ihr die Details. „Als ich die Fotos in einer italienischen Zeitung
gesehen habe, ist mir die gute Laune vergangen und ich war nicht mehr in der
Lage, mein Abenteuer weiter zu genießen“, seufze ich.
„Ich
kann dich gut verstehen. Es ist unverschämt, was sich die Reporter alles
erlauben, nur um die Sommerlöcher in den Zeitungen zu füllen“, spricht sie
mitfühlend. „Aber weißt du was?“, sagt sie und schaut noch einmal auf die
Fotos. „Deine Brüste lassen sich echt sehen, die Schwangerschaft und das
Stillen haben dir nicht im geringsten geschadet“, seufzt sie anerkennend und
schaut dabei unzufrieden auf ihren eigenen Busen, der in dem grässlichen
Öko-Still-BH mit Seidenstilleinlagen ziemlich unvorteilhaft aussieht.
„Danke“,
erwidere ich mit einem Lächeln. Ich kann echt mehr als froh sein, dass ich
meine alte Figur behalten habe.
„Was
wird wohl Nick dazu sagen?“
„Er
weißt es schon, er hat die Zeitung in Kroatien gekauft und die Fotos gesehen“,
erwidere ich missgelaunt.
„Nein!
Ich wusste nicht, dass er so was liest“, wundert sich Mia.
„Tut
er normalerweise auch nicht. Er hat das Blatt für den Strand gekauft, einfach
so. Gerade jetzt. Wenn etwas schief geht, dann richtig.“
„Also
habt ihr schon darüber gesprochen?“
„Ja,
er rief mich gleich an und war stinksauer. Er schämt sich für mich und ist
ziemlich entsetzt, was für Verrücktheiten ich mir so erlaube.“ Ich kann mir
beim besten Willen ein kleines selbstzufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Ja,
ich kann auch so sein und mich mit Rockstars rumtreiben!
„Das
kann ich mir vorstellen“, kichert Mia. “Nick ist so ernst,
verantwortungsbewusst und, na ja, etwas spießig, wenn ich das sagen darf.“
„Darfst
du. Aber in einer Sache hat er Recht, nämlich als er sich Gedanken um Lucy
gemacht hat. Man könnte sie in der Schule hänseln, von wegen deine Mutti lässt
sich nackt und wild knutschend mit einem Rockstar fotografieren. Und wenn meine
Schüler und meine Chefin die Fotos sehen, könnte das auch noch lustig werden.“
Mia
nickt verständnisvoll und tätschelt meine Hand. „Du Arme, gerade hast du
endlich so richtig Spaß gehabt und ein Abenteuer erlebt, von dem viele Frauen
nur
Weitere Kostenlose Bücher