Bittersweet Moon 2
ein
Küsschen auf ihren Lockenkopf. Sie ist schon so groß und in wenigen Jahren
kommt sie in die Pubertät! Ein kleiner Stich im Herzen begleitet diesen
Gedanken. Wie schnell die Zeit bloß vergeht! Gerade ist sie noch ein Baby
gewesen, und jetzt schnorchelt und taucht sie schon wie eine Meeresjungfrau,
ohne dass ich dabei bin und auf sie aufpasse ... Ganz leise schließe ich die
Tür und kehre zurück ins Wohnzimmer. Die nächste Stunde schaue ich mir die
Videos mit Robin an und meine gute Laune erholt sich vollständig. Ich bewundere
meinen sexy Liebhaber, der im Video noch eine lange blonde Mähne trägt und
einige Jahre jünger ist. Leise singe ich die Songs mit und ich tanze sogar beim
letzten Song, seinem größten Hit. Das ist doch irre , ic h bin
tatsächlich die Geliebte dieses aufregenden Mannes, der auf der Bühne wie ein
junger Halbgott aussieht und mit seinem Charisma den Saal bis zum letzten
Winkel füllt! Ich fühle mich wie betrunken, als ich mich meinen
überschäumenden Gefühlen hingebe. Verdammt, ich habe Recht darauf, so maßlos
glücklich zu sein, mein Verhältnis mit Robin sorglos zu genießen und auf alle
Vernunftsargumente zu pfeifen!
In
diesem Augenblick würde ich meine euphorische Freude so gerne mit jemanden
teilen, der sie wenigstens stückchenweise schon mal miterlebt hat. Tom! Wir haben seit vielen Wochen nicht miteinander telefoniert, die Gespräche nach
Australien sind so schweineteuer. Diesmal kann ich ihm von meinem Verhältnis
mit Robin erzählen, ohne ihn dabei belügen und ihm aus Diskretionsgründen das
wesentliche verschweigen zu müssen. Er wird sich mit mir freuen!
Aufgeregt
hole ich mir das Telefon ins Wohnzimmer und wähle seine Nummer.
„Hi,
Tom here“, meldet er sich gleich.
„Tommi,
ich bin's!“
„Diana!
Was für eine schöne Überraschung! Ich habe mich schon gefragt, ob bei dir alles
in Ordnung ist.“ Tom freut sich sichtbar über meinen Anruf. G ott, wie ich
ihn vermisse! Wir waren so lange unzertrennlich und jetzt trennen uns
Kontinente. Das ist einfach nicht fair!
„Mir
geht es gut, sehr gut sogar“, entgegne ich mit einem breiten Lächeln im
Gesicht.
„Nanu,
jetzt bin ich aber ganz Ohr! Erzähl mir, was los ist!“, wecke ich gleich seine
Neugier.
„Mache
ich gleich. Tom, versetze dich um zehneinhalb Jahre zurück, in einen
verschneiten Dezemberabend im Hotel. Klingelt es bei dir?“, mache ich die
Geschichte absichtlich noch spannender.
„Hmm,
warte mal, ich muss überlegen … Das war dein letztes Studienjahr, nicht wahr?“,
fragt er grübelnd.
„Genau.
Kurz vor der Premiere von La Boheme , wo ich die Mimi gesungen habe,
erinnerst du dich?“
„Selbstverständlich,
wie könnte ich das vergessen? Du warst großartig! Aber, warte mal ... Da war
noch was anderes ... Ja, ich hab's! Robin Summers, nicht wahr? Er war Hotelgast
bei uns und ihr hattet fast eine Affäre miteinander! Und nachher hast du mit
Max Schluss gemacht und eine Weile furchtbar gelitten, weil du dich so unsterblich
in Robin verliebt hast, stimmt's?“
„Ja,
genau das meinte ich, Tom! Meine Begegnung mit Robin. Und du wirst mir nicht
glauben, was ich dir jetzt erzähle ...“ Ich mache eine größere Pause und höre,
wie Tom tief Luft holt.
„Was
denn??“ Vor meinem geistigen Auge sehe ich ganz genau seine ungeduldige Miene,
als ich ihn so auf die Folter spanne und ich grinse noch mehr.
„Tom,
ich habe jetzt eine heiße Affäre mit Robin!“, lasse ich endlich die Bombe
platzen. Es folgt ein Schweigen seinerseits und ich spüre, wie Tom fassungslos
nach Atem ringt.
„Neee,
du willst mich nur verarschen, stimmt's?“, sagt er irgendwann mit vor Aufregung
schriller Stimme.
„Nein,
Tom, es ist die Wahrheit! Ich habe gerade mit ihm ein paar Tage in Florenz
verbracht!“
„Was?
Diana, ist das wirklich dein Ernst?“ Der Gute kann es nicht fassen und ist
außer sich.
„Ja,
Tommi, ich schwöre es dir, es ist mein Ernst! Wir haben uns neulich hier in
Berlin wieder getroffen, bei der Eröffnung seiner Ausstellung in Alexandras
Galerie und er hat mich sofort wieder erkannt. Wir sind uns gleich näher
gekommen, die alte Sympathie zwischen uns ist wieder entflammt und da er jetzt
Single ist, stand uns diesmal nichts im Weg ... Am nächsten Morgen sind wir
dann zusammen nach Florenz geflogen, in ein Ferienhaus und wir haben dort
unvergessliche Tage und Nächte miteinander verbracht.“
„Wow,
Diana, das ist ja mehr als verrückt!“, schreit Tom fast ins Telefon und
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