Bittersweet Moon 2
Nur eine Woche
früher hätte er mich vielleicht noch überzeugen können, mich auf einen neuen
Versuch einzulassen. Schon Lucy zu Liebe, wenn nicht wegen mir. Doch jetzt ist
es endgültig zu spät und ich glaube auch nicht daran, dass er sich wirklich so
sehr ändern wird, um meine Erwartungen von einem gemeinsamen Leben erfüllen zu
können. Abgesehen davon, seit ich Robin wieder begegnet bin, sind alle anderen
Männer für mich unwichtig geworden ...
Nick
seufzt enttäuscht und sein Gesicht verzieht sich, aber er lässt mich los.
Wieder bildet sich diese tiefe Falte zwischen seinen Augenbrauen und seine
Augen funkeln kalt. „Bist du echt so verknallt in diesen Rocker, dass du nicht
länger an deine wahren Bedürfnisse denken kannst? Und an die von Lucy? Was kann
er dir schon bieten außer etwas hohlen Glanz und solch aufregende Luxusextras
wie diesen Trip nach Italien? Er wird dich sehr bald fallen lassen und sich eine
andere angeln. Solche Typen wollen keine ernste Beziehung, die sind bloß auf
sich selbst fixiert und suchen nur schnellen, unverbindlichen Sex. Du bist zu
schade dafür und ich bin schockiert, weil du das nicht erkennst. Am Ende wirst
du nur leiden und bedauern, dass du so geblendet warst.“
Autsch,
das tut weh. Nicht nur, weil er in mir Schuldgefühle Lucy gegenüber weckt,
sondern weil er gerade die Befürchtungen ausspricht, die ich in den tiefsten
und dunkelsten Kellerbereich meines Unterbewusstseins verbannt habe.
Gleichzeitig bin ich sauer, weil er mir solche Moralpredigten hält. Er ist
wirklich immer mehr wie sein Vater! Irgendwie schaffe ich es, mich
selbstbewusst aufzurichten und ich spreche mit klarer, nüchterner Stimme, die
den Anflug von Tränen in meinen Augen nicht verrät: „Nick, du gehst zu weit.
Mein Privatleben geht nur mich was an und ich habe das Recht auf
selbstbestimmte Entscheidungen. Abgesehen davon, wird es zwischen uns nie mehr
so sein wie einst und ich bin nicht bereit, mein Recht auf Glück und Erfüllung
aufzuopfern, nur um Lucy weiter in einer Illusion leben zu lassen. Wenn die
Eltern unglücklich sind, hilft es dem Kind auch nicht. Ich weiß nicht, ob es
dir aufgefallen ist, aber sie ist viel entspannter und fröhlicher, seid wir
nicht mehr zusammenleben. Sie kriegt auch seltener Asthmaanfälle. Vorher hat
sie die ganze Zeit gespürt, dass zwischen uns nicht länger stimmig ist.
Natürlich wünscht sie sich, dass wir wie durch einen Wunder wieder zusammen
kommen, doch letztendlich ist es auch für sie besser so, wie es ist. Bitte,
versuche nie wieder, mich mit Schuldgefühlen ihr gegenüber umzustimmen. Wir
sollten lieber aufpassen, dass unsere Freundschaft erhalten bleibt, damit tun
wir Lucy in dieser Situation den größten Gefallen.“ Nick hört mir zwar zu und
unterbricht mich nicht, er wirkt jedoch angespannt und offensichtlich
beherrscht er sich stark. Er starrt mich eine nicht endend wollende Weile an,
bevor er sein Schweigen bricht. „Gut. Ich habe gesagt, was ich sagen wollte und
jetzt kann ich beruhigt schlafen. Ich habe alles versucht, um dich zu Vernunft
zu bringen, aber wenn du es nicht willst, kann ich auch nichts mehr für dich
tun.“ Das war es also! Es geht ihm gar nicht wirklich um mich, um seine
bestehenden Gefühle für mich, sondern darum, dass er mir zeigen will, wie
falsch ich handele und wie unvernünftig ich mich benehme! Doch ich brauche
seine Bevormundung nicht länger. Er verschwindet so schnell, dass wir uns nicht
mal ein Tschüss zurufen können. Ich schließe die Tür hinter ihm und fühle mich
miserabel. Einige Tränen kullern meine Wangen entlang und ich kann sie nicht
aufhalten. Was, wenn Nick doch recht hat und ich einen Fehler begehe? Was wenn,
was wenn? … Ich hasse solche Fragen, die völlig sinnlos sind und die einen nur
runterziehen.
Ich
brauche etwas Ablenkung, um wieder auf andere Gedanken zu kommen. In meinem
Zimmer hole ich den großen Aufbewahrungskarton vom Schrank und grabe in dem
Krimskrams, das hauptsächlich aus alten CDs, Videos, Briefen, Tagebüchern,
Spielzeug aus meiner Kindheit und anderen Erinnerungsstücken besteht. Ich finde
bald, was ich suche - eine Videokassette von Forbidden Games . Im
Wohnzimmer schiebe ich sie in den Videorecorder und werfe vorher noch einen
Blick in Lucys Zimmer. Sie schläft fest und hält ihren großen Plüschhasen in
den Armen. Den hat sie bekommen, als sie zwei Jahre alt war und es ist immer
noch ihr Lieblingskuscheltier. Ich decke sie noch mal zu und gebe ihr
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