Bittersweet Moon
sicher
über den schneebedeckten Bürgersteig, wach und aufmerksam, weil ich gelernt
hatte auf jeden einzelnen Augenblick zu achten. Meine Mimi ist auf der Bühne
gestorben und ich ließ sie dankbar und entschlossen hinter mir. Ich aber fühlte
mich erfüllt mit lautem, buntem Leben, das in mir verschwenderisch blühte und
in jeder meiner Zellen pochte. Meine Stiefeln zeichneten im jungfräulichen
Schnee mit jedem Fußabdruck symbolisch eine Landkarte meines Schicksals, das
ich gerade in vollen Zügen genoss und auskostete. Ich fühle mich lebendig,
so sehr lebendig!
Auf dem
Weg zur Haltestelle hielt ich ein Taxi an. Ich wollte schnellstmöglich an
meinem Ziel ankommen und die Nacht atmete eisig in meinen leichtsinnig nackten
Hals ohne einen Schall.
Durch
die Fensterscheibe betrachtete ich die einsam gewordenen Straßen, die langsam
im weichen, schweren Schnee versanken und fühlte mich von dem Geschehen um mich
weit entfernt. Durch meinen gelungenen Auftritt jubelte ich innerlich, ich
sonnte mich noch im empfangenen Applaus und empfand Stolz über meine eigene
Leistung. In diesem etwas entrückten Zustand fühlte ich mich eins mit mir
selber, ich sprühte vor Glück, strahlend, selbstbewusst und zufrieden. Robins
Anwesenheit krönte nur noch diesen unvergesslichen Ausnahmeabend. Der
Taxifahrer hielt direkt vor meiner Tür an und als ich klingelte, stieg wieder
die verrückte Aufregung in mir hoch. Ich klingle an meiner eigenen Tür und
in der Wohnung wartet Robin S. auf mich! Er machte sofort auf und ich
übersprang jede zweite Stufe als ich in die zweite Etage eilte. Schon etwas
außer Atem klopfte ich an die Tür und Robin ließ mich herein. Während die Tür
hinter mir laut zufiel, küsste mich Robin leidenschaftlich und nahm mir so noch
die restliche Luft weg. "Ich gratuliere dir, Diana! Du warst großartig!
Ich wusste schon, wie gut du singen kannst, aber dich dazu noch als
Schauspielerin zu erleben, übertraf noch meine Erwartungen. Du kannst stolz auf
dich sein, Baby!", schmeichelte mir Robin und hielt mich immer noch fest
in seinen Armen. Ich lächelte überglücklich, Robins Komplimente bedeuteten mir
noch viel mehr als die von meinen Kollegen und Professoren. Der Mann, der sie gerade
aussprach, war als Musiker auf der ganzen Welt bekannt und unter seinen Fans
schon längst eine Kultperson. Seit er mein Liebhaber war, vergaß ich manchmal,
wie sehr ich ihn respektierte und bewunderte. Und auch abgesehen davon gab es
keinen Menschen in meinem Leben, der zu diesem Zeitpunkt wichtiger für mich war
als Robin.
"Danke,
Robin! Dass du heute dabei warst, macht meinen Erfolg noch größer. Diesen Abend
werde ich niemals vergessen, besonders, weil ich ihn mit dir geteilt habe.
Durch deine Anwesenheit ist er perfekt geworden", bedankte ich mich
freudestrahlend bei Robin.
"Auch
ohne mich wärest du genauso gut gewesen, dass weißt du selber. Mach dich nicht
kleiner, als du bist", entgegnete Robin.
"Nein,
du verstehst es nicht. Du bist heute meine besondere Inspiration gewesen. Du
darfst nicht vergessen, dass ich trotz meiner Gefühle für dich immer noch ein
Fan von dir bin und dich als Musiker sehr wertschätze. Vor dir aufzutreten hat
mich zusätzlich beflügelt und angespornt. Und nicht nur das. Vieles aus unserer
Beziehung konnte ich in die Gestaltung meiner Rolle einbeziehen und meine
Verliebtheit in dich hat meine Interpretation noch intensiver und
ausdrucksstärker gemacht. Du warst heute meine Muse und dafür bin ich dir sehr
dankbar." Ich küsste ihn voller Liebe und Robin erwiderte meinen Kuss.
"Es ist mir eine große Freude, wenn ich an deinem Erfolg auch nur den
kleinsten Verdienst habe", lächelte Robin und streichelte sanft meine
Wange.
"Ich
fühle mich so gut, so entspannt und gleichzeitig aufgedreht, wie leicht
angetrunken", sprudelte meine gute Laune aus mir heraus, als Robin mir aus
dem Mantel half und ich mich meiner nassen Stiefel entledigte.
"Ich
weiß, dieses Gefühl kenne ich gut", nickte Robin und beobachtete mich
aufmerksam.
"Und
das verrückte dabei ist, dass dieser Zustand auf mich irgendwie erotisierend
wirkt. Ich bin in der Stimmung, die ganze Welt um mich zu verführen, ich fühle
mich einfach angetörnt, körperlich und emotional", versuchte ich noch
genauer meinen Zustand zu beschreiben, der mir sehr gefiel, aber er verwirrte
mich auch ein wenig. Es war diesmal nicht nur Robin, der so einen sexy Einfluss
auf mich ausübte, nein, es kam etwas aus mir selber, was stark
Weitere Kostenlose Bücher