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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Affenhaus
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jedoch heraus, dass Ken Faulks der einzige Mensch war, der die
Bonobos nicht unterschätzte. Erst benutzten sie den Computer, um
Nahrungsmittel zu bestellen. Dann orderten sie Decken, Planschbecken,
Klettergerüste und Sitzsäcke. Sie ließen sich sogar Fernsehgeräte kommen. Sie
bestellten nicht direkt den Monteur, aber sie ließen ihn seine Arbeit
verrichten, bevor sie ihm die Tür wiesen. John hatte die Nachrichten über den
Abgang des Mannes gesehen: Aschfahl und zitternd war er aus der Tür getaumelt
und dem nächstbesten Demonstranten in die Arme gesunken. Offenbar war Küsserei
an allen möglichen Stellen im Spiel gewesen, wenngleich diese Szene wegen
«technischer Probleme» nicht ausgestrahlt wurde.
    Während
der darauffolgenden fünf Tage deutete alles darauf hin, dass die Show zum
größten Medienphänomen des Jahrzehnts avancieren würde, und das nicht nur
aufgrund der erstaunlichen Sprach- und Computerfertigkeiten der Bonobos. Es war
der Sex. John war nach seinem Besuch bei den Bonobos nicht überrascht darüber,
der Rest der Welt schon. Die Bonobos praktizierten Sex in allen Lebenslagen,
und die Zuschauer klebten fasziniert vor den Fernsehbildschirmen. Die Bonobos
hatten Sex zur Begrüßung. Sie hatten Sex vor dem Essen. Sie hatten Sex, um sich
zu entspannen. Sie hatten so häufig und in so vielen Stellungen Sex, dass die
Regulierungsbehörden nach drei Tagen die Absetzung der Show erzwangen. Aber so
leicht machte man einem Ken Faulks keinen Strich durch die Rechnung: Er hatte
einen Notfallplan parat, und so war Affenhaus ohne eine
Sekunde Sendepause über Satellit und im Internet zu empfangen, dem Zugriff der
Film- und Fernsehbehörden entzogen und - nicht zufällig - nur für zahlende
Abonnenten zugänglich.
    Bei der
letzten Zählung hatten über 25 Millionen Personen ihre Kreditkartennummer
angegeben. John war einer von ihnen.
     
    Als John
das Wohnzimmer betrat, saß Amanda im Schneidersitz auf dem Teppich. Sie hatte
ihren Laptop vor sich, weshalb sie sich beim Tippen nach vorn krümmen musste.
Zerknülltes Papier lag rund um sie auf dem Boden verstreut. Vor ihr plärrte
der Fernseher.
    Der
Bildschirm zeigte in verschiedenen Einstellungen, was im Affenhaus vor sich ging. Ein Affe bewunderte sich im Spiegel und
stocherte in seinen Zähnen. Andere schwangen sich von den Türpfosten und
schlitterten über die Böden. Einer räkelte sich in einem Planschbecken,
spritzte sich immer wieder mit einem Schlauch Wasser in den Mund und spuckte
es in hohem Bogen aus. Zwei wild grinsende Weibchen waren in inniger Umarmung
vereint und fingen an, ihre geschwollenen Genitalien aneinander zu reiben, die
wie große Kaugummiblasen aussahen. Eine Hupe ertönte dreimal, die Einstellung
wurde herangezoomt und verschob sich in die Bildschirmmitte. Das Fenster bekam
eine Umrandung und einen digitalen Schatten. HOKA-HOKA!!!, meldete ein grell
blinkender knallroter Untertitel. Das Ganze wurde von schmetternder Zirkusmusik
und Soundeffekten begleitet - Pfeifen, Klingeln, Boing-Geräusche.
    «Was ist
los?», fragte John.
    Amanda
sah auf. Sie warf die Haare - neuerdings blond und vollkommen glatt - zurück
und gab den Blick auf eine dicke weiße Paste auf ihrer Oberlippe frei. Sie sah
kristallin, zuckrig, alchemistisch aus.
    «Ich bleiche
meinen Schnurrbart», sagte sie. «Offenbar ein weiterer meiner vielen Makel, und
morgen nach meiner Verabredung komme ich womöglich nicht dazu, ihn verschwinden
zu lassen.»
    Vor ein
paar Tagen hatte einer von Amandas neuen Chefs - derjenige, der sie «erfrischend
anders» gefunden hatte - ihr den Namen eines Dermatologen genannt und in einem
Ton, den Amanda als Befehl deutete, empfohlen, sich Restylan und Botox spritzen
und mit einer Laserbehandlung die Sommersprossen entfernen zu lassen. John
konnte nicht begreifen, warum eine Schriftstellerin wie ein Filmstar aussehen
musste, aber so war es: Neulich hatte es einen Skandal um eine neunzehnjährige
Drehbuchautorin gegeben, die gefeiert wurde, bis herauskam, dass sie
fünfunddreißig war, woraufhin sie keine Arbeit mehr fand. Obgleich Amandas
neueste Typveränderung eindeutig auf das Hollywood-Frau-Gefasel dieses Idioten
zurückzuführen war, gab John im tiefsten Inneren Onkel Ab die Schuld. Hätte der
Scotch saufende Alte auf der Hochzeit bloß die Klappe gehalten ...
    «Ich
meine, was allgemein so los ist», sagte John.
    «Ach so»,
sagte Amanda und stand auf. «Vielleicht solltest du dir mal den Kühlschrank
ansehen.»
    «Warum?»
John

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