Black Beauty
des Kampfes sorgte dafür, dass die anderen Reiter mich vom Ort des Geschehens abdrängten. Ich aber versuchte mit aller Macht, ihn davor zu schützen, zertrampelt zu werden. Es war aussichtslos. Führerlos zog die Geschwindigkeit des Kampfes mich mit und mich überkam ein heftiges Zittern. Ich versuchte trotz meiner unbändigen Furcht mich bei den Pferden, die noch Reiter hatten, einzufinden. Aber sie jagten mich immer weg.
Bis sich ein Mann auf meinen Rücken schwang, dessen Pferd unter ihm das Leben ließ. Nun hatte ich zwar einen Reiter, aber wir hatten den Kampf verloren. Das Schlachtfeld sah inzwischen auch aus wie ein solches. Tote und Sterbende, Menschen und Pferde gleichermaßen … ein erbärmliches Bild, das ich nie vergessen werde. Tierärzte erlösten die schwer verwundeten Pferde mit einem Schuss, die leichter verletzten wurden, versorgt. Die noch lebenden Menschen wurden alle ins Lazarett gebracht.
Die Mehrzahl unserer Pferde blieben auf dem Schlachtfeld. Meinen Herrn habe ich nie wieder gesehen. Ich wechselte dann noch öfter den Besitzer, aber so einen Herrn habe ich nie wieder bekommen. Einmal wurde ich leicht verletzt. Am Ende des Krieges brachte man mich gesund und kräftig zurück nach England."
Ich selbst hatte bis dahin immer nur Schönes aus den Kriegen gehört von den Menschen. Das sagte ich Captain auch.
"Die Leute, die so reden, haben wahrscheinlich noch nie einen richtigen Krieg erlebt", sagte mein Freund. "Die Übungen und die Ausbildung zum Militärpferd - ja, das macht Freude. Aber wenn du zusehen musst, wie tausende unverzagter, guter Männer und Pferde ums Leben kommen oder als Krüppel enden, dann denkst du ganz anders darüber."
Ich fragte noch, ob Captain wüsste, um was es in diesem Kampf überhaupt gegangen war.
Er verneinte. "Wahrscheinlich kann das ein Pferd gar nicht verstehen", meinte er, "aber es muss schon ein böser Feind sein, wenn man absichtlich übers Meer fährt, um so eine Schlacht zu führen."
Jerry Barker
Jerry Barker war der beste Herr, den ich je getroffen habe. In seiner Güte, Freundlichkeit und Gerechtigkeit kam er John Manly sehr nahe. Manchmal sang er selbst gedichtete kleine Lieder:
Immer hilfreich geht zur Hand - einer stets dem andern,
ihr werdet leicht und gut gelaunt - dann durch das Leben wandern.
Dies schien so eine Art Lebensphilosophie von ihm und seiner Familie zu sein. Harry machte geschickt seine Stallarbeit. Morgens halfen Dolly und Polly dabei, die Droschke für den Tag zu richten und Jerry versorgte uns im Stall. Für die Familie begann der Tag sehr früh und Jerry sang häufig:
Versäumst du schon am Morgen - den besten Augenblick,
bringst du ihn mit allen Sorgen - am Tage nicht zurück!
Nichts verurteilte er mehr, als Trödelei und unnütze Zeitverschwendung. Ebenso galt Pünktlichkeit für ihn als eine große Tugend und er hasste es, wenn seine Pferde eilen sollten, weil die Kundschaft zu spät gekommen war. Dies ging so weit, dass er normalerweise eine solche Kundschaft ablehnte. Wenn es aber einen Grund gab, eine eilige Fahrt zu machen, dann konnte Jerry schon mal ‚Dampf' machen, wie er das dann nannte.
So half er eines Morgens einem jungen Mann, der einen schweren Koffer bei sich hatte. Er rutschte auf einem Stück Orangenschale aus und verletzte sich. Jerry half ihm auf und wegen seiner Verletzungen brachte man den jungen Mann in einen naheliegenden Laden. Zehn Minuten später fragte man Jerry, ob er den jungen Mann, der sich wegen seines Unfalls nun in Eile befände, zum Bahnhof fahren könne.
Jerry übernahm diesen Auftrag gerne und fragte herzlich: "Sie sehen blass aus, Sir. Fühlen Sie sich überhaupt in der Lage, zu reisen?" Der Mann betonte mit ernstem Ton, dass er wirklich sehr in Eile sei. Daraufhin setzte sich Jerry zügig auf den Bock und rief: "Auf geht's, Jack, zeig, was du kannst!"
Es war mitten am Tag und im Londoner Geschäftsverkehr war es schwierig, zügig zu fahren. Aber Jerry und ich waren inzwischen ein eingespieltes Team und es genügte ein kurzer Zug am Zügel, um mich zwischen Omnibussen, Karren und Packwagen durchzuführen. Wir hatten jeden Räderabstand und jede Deichsel gemeinsam im Auge und mit viel Geschick und Erfahrung erledigten wir unseren Auftrag, obwohl es Momente gab, in denen unser Fahrgast trotz seines lädierten Zustandes glaubte, er wäre zu Fuß schneller.
Ich war zügig und forsch, Jerry war ein verlässlicher Fahrer mit begabter Hand - so schnell konnte uns keiner
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