Black Box: Thriller (German Edition)
Dänemark. Aber bilde dir bloß nicht ein, es bleibt auf Dänemark beschränkt. Die Medien sind global vernetzt. Selbst wenn es zunächst nur dort drüben an die Öffentlichkeit dringt, wird es – irgendwann – zu uns rüberschwappen. Und dann darfst du erklären, warum du die Ermittlungen hast einstellen lassen.«
Maycock nahm einen Baseball von seinem Schreibtisch und begann ihn zu kneten wie ein Pitcher, der einen neuen Ball einwirft.
»Du kannst jetzt gehen«, sagte er.
»Okay. Und?«
»Verschwinde einfach. Wir sind fertig miteinander.«
Bosch zögerte kurz, dann ging er in Richtung Tür.
»Ich werde bei meinem weiteren Vorgehen alle PR -Aspekte berücksichtigen«, sagte er.
Es war sein mageres Angebot.
»Ja, sehr freundlich, Detective«, sagte der Chief.
Als er durch das Vorzimmer nach draußen ging, dankte Bosch Alta Rose, dass sie ihn vorgelassen hatte.
11
E s war sechs Uhr abends, als Bosch an die Tür des Hauses am 73 rd Place klopfte. Um in der Nachbarschaft möglichst wenig Aufsehen zu erregen, wurden Durchsuchungsbeschlüsse für Wohnräume normalerweise in den frühen Morgenstunden durchgeführt. Dann waren die Nachbarn auf der Arbeit, in der Schule oder schliefen noch.
Aber darauf nahm Bosch diesmal keine Rücksicht. Er wollte nicht warten. Die Ermittlungen waren in Fahrt gekommen, und er wollte den Schwung nicht wieder verlieren.
Nach dem dritten Klopfen kam eine kleine Frau in einem Schürzenkleid und einem bunten Kopftuch an die Tür. Tattoos schlangen sich wie ein Schal um ihren Hals und ihre Kieferpartie hinauf. Sie stand hinter einem Türgitter, wie es die meisten Häuser in diesem Viertel hatten.
Bosch hatte sich ganz bewusst direkt vor der Tür aufgepflanzt. Hinter ihm standen zwei weiße Polizisten vom Gang Enforcement Detail. Ein Stück weiter hinten, auf der linken Seite des Vorgartens, warteten Jordy Gant und David Chu. Bosch wollte der Frau unmissverständlich klarmachen, dass sie sich auf eine größere Aktion gefasst machen musste – weiße Polizisten in Uniform, die ihr Haus durchsuchten.
»Gail Briscoe? Ich bin Detective Bosch vom LAPD . Ich habe hier ein Schreiben, das mich ermächtigt, Ihr Haus zu durchsuchen.«
»Mein Haus durchsuchen? Wieso?«
»Hier steht, dass wir nach einer Handfeuerwaffe suchen sollen, einer Beretta 92 , die sich bekanntermaßen im Besitz von Trumont Story befand, der hier bis zu seinem Tod am 1 . Dezember 2009 gewohnt hat.«
Bosch hielt ihr das Dokument hin, aber wegen des Gitters konnte sie nicht danach greifen. Außerdem hoffte er, dass sie es gar nicht erst versuchen würde.
Stattdessen keifte sie los.
»Wollen Sie mich hier verarschen, oder was? Sie kommen mir nicht ins Haus. Ich lasse mir hier nicht von irgendwelchen Pissern die Bude auf den Kopf stellen. Ich wohne hier.«
»Ma’am«, sagte Bosch ruhig. »Sind Sie Gail Briscoe?«
»Ja, bin ich, und das hier ist mein Haus.«
»Würden Sie bitte die Tür öffnen, damit Sie das Dokument lesen können? Dieser Beschluss wird auf jeden Fall durchgesetzt, egal, ob Sie mit uns kooperieren oder nicht.«
»Einen Scheiß werde ich hier lesen. Ich kenne meine Rechte, und glauben Sie bloß nicht, nur weil Sie mir hier irgend so einen blöden Wisch unter die Nase halten, lasse ich Sie in mein Haus.«
»Ma’am, Sie …«
»Harry, soll ich mal mit der Dame reden?«
Es war Gant, der genau im richtigen Moment und wie zuvor abgesprochen die Stufen der Eingangstreppe heraufkam.
»Klar, nur zu«, sagte Bosch mürrisch, als ärgerte er sich über Gants Einmischung mehr als über Briscoes Halsstarrigkeit. Er machte einen Schritt zur Seite, und Gant blieb vor der Tür stehen.
»Sie hat fünf Minuten Zeit, um uns aufzumachen. Andernfalls legen wir ihr Handschellen an, setzen sie in ein Auto und liefern sie ein. Ich fordere schon mal Verstärkung an.«
Bosch zog sein Handy heraus und stellte sich auf den vertrockneten Rasen vor dem Haus, damit Briscoe ihn telefonieren sehen konnte.
Gant begann, leise auf die Frau hinter dem Sicherheitsgitter einzureden. Er zog die Louis-Gossett-Jr.-Nummer ab und raspelte jede Menge Süßholz, um sie herumzukriegen.
»Erinnern Sie sich noch an mich, Momma? Ich war vor ein paar Monaten schon mal hier. Heute haben sie mich mitgenommen, damit es keinen Zoff gibt, aber sie werden das hier auf jeden Fall durchziehen. Sie werden in Ihr Haus kommen und dort alles durchsuchen. Sie werden alles aufmachen, in Ihren privaten Sachen rumschnüffeln, sich alles ansehen,
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