Black Box: Thriller (German Edition)
das Interesse seiner Tochter zu wecken.
»Grace Kelly«, sagte er schließlich. »Nicht die Fürstin.«
Holodnak musste lachen. »Nicht die Fürstin, sondern die Göre. Kenne ich. Die junge Alt-Sensation. Sie hat schon mit Woods und Konitz Einspielungen gemacht. Wobei ich die mit Konitz besser finde. Mehr?«
Bosch fühlte sich auf verlorenem Posten.
»Na schön, mal sehen. Wie wär’s mit … Gary Smulyan?«
»Hidden Treasures«,
kam es wie aus der Pistole geschossen. Und es war auch noch genau die CD , an die Bosch gedacht hatte. »Smulyan am Baritonsax und dann nur eine Rhythmusgruppe mit Bass und Schlagzeug. Klasse Nummern. Aber nächstes Mal musst du dir schon was Besseres einfallen lassen.«
»Irgendwann bekomm ich dich schon noch dran.«
»Da kannst du lange warten. Dann also bis um zehn.«
Bosch drückte die Trenntaste und sah auf die Uhr auf dem Telefon. Er konnte seine Tochter noch eine Stunde schlafen lassen, sie dann mit dem Duft einer frischen Kanne Kaffee wecken und so die Chancen verringern, dass sie sauer wurde, weil sie an einem Sonntag, wie es ihr erscheinen musste, derart früh geweckt wurde. Er wusste, dass sie sich, selbst wenn sie sich zunächst ärgerte, irgendwann einkriegen und Gefallen an seinem Vorschlag finden würde.
Er ging nach drinnen, um sich den Namen Danny Grissett aufzuschreiben.
Der Force Options Simulator war eine in der Polizeiakademie installierte Trainingsanlage, die aus einem wandfüllenden Bildschirm bestand, auf dem alle möglichen interaktiven Situationen abgespielt wurden, bei denen es blitzschnell zu entscheiden galt, ob man von der Schusswaffe Gebrauch machen sollte oder nicht. Diese Filmszenen waren nicht computergeneriert. Vielmehr stellten darin reale Schauspieler die verschiedenen möglichen Verläufe einer bestimmten Ausgangssituation nach, wobei automatisch jeweils diejenige in HD gefilmte Sequenz abgespielt wurde, die zu der Maßnahme passte, die der an dem Gerät trainierende Polizist wählte. Die Testperson erhielt eine Pistole, die anstelle von Kugeln einen Laserstrahl abschoss und auf elektronischem Weg mit dem Geschehen auf dem Bildschirm gekoppelt war. Traf der Laser eine der Personen auf dem Bildschirm – egal, ob gut oder böse –, ging diese zu Boden. Jede Situation entwickelte sich so lange weiter, bis der Polizist entweder aktiv eingriff oder entschied, dass sein Einschreiten nicht erforderlich war.
Die Anlage verfügte über einen Bumerangmodus, zu dem eine über dem Bildschirm angebrachte Paintball-Waffe gehörte, die immer dann auf den Trainierenden schoss, wenn dies auch eine Figur in der Simulation tat.
Auf der Fahrt in die Akademie erklärte Bosch seiner Tochter, was sie erwartete, und Maddie war sofort Feuer und Flamme. Sie hatte sich schon bei einigen lokalen Schießwettbewerben in ihrer Altersgruppe als hervorragende Schützin bewiesen, aber bei diesen Wettkämpfen wurde nur auf Zielscheiben aus Papier geschossen. Die lebensnahen Simulationen kannte sie bisher nur aus einem Buch von Malcolm Gladwell, und jetzt würde sie zum ersten Mal mit einer Waffe in der Hand mit lebensbedrohlichen Situationen konfrontiert, in denen es in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung zu treffen galt.
Der Parkplatz vor der Akademie war fast leer. Sonntagmorgens fanden keine Schulungen oder Veranstaltungen statt. Außerdem waren die Kadettenklassen klein und die Auslastung gering, weil das LAPD wegen des stadtweiten Einstellungsstopps nur noch dann Akademieabsolventen übernehmen durfte, wenn Polizisten in Rente gingen und ersetzt werden mussten.
Sie betraten die Sporthalle und gingen über das Basketballfeld in den Raum, in dem sich der FO -Simulator befand. Holodnak, ein umgänglicher Mann mit grauweißer Mähne, erwartete sie bereits. Bosch stellte ihm seine Tochter vor, und der Ausbilder händigte ihnen zwei Pistolen aus, die beide mit einem Laser ausgestattet und über eine elektronische Fessel an den Rechner des Simulators angeschlossen waren.
Nachdem er ihnen den Ablauf erklärt hatte, nahm Holodnak an einem Computer im hinteren Teil des Raums Platz. Er dimmte die Beleuchtung und startete die erste Situation. Die Szene begann mit dem Blick durch die Windschutzscheibe eines Streifenwagens, der hinter einem Pkw stoppte, der am Straßenrand hielt. Eine von oben kommende elektronische Stimme erklärte, worum es ging.
»Sie und Ihr Partner haben ein Fahrzeug angehalten, das durch seinen unkontrollierten Fahrstil aufgefallen ist.«
Fast
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