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Black Box

Black Box

Titel: Black Box Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Traum in Erfüllung gegangen.«
    Dean lachte, und kleine Stückchen Hähnchenhacksteak flogen ihm dabei aus dem Mund. Er lief dunkelrot an, entschuldigte sich und tupfte sich die Augenwinkel ab.
    »Tut mir leid, das ist widerlich«, sagte er. »Überall Essensreste. Sie müssen mich für ein Schwein halten.«
    »Nein, überhaupt nicht. Kann ich Ihnen etwas bringen lassen? Ein Glas Wasser? Einen Futtertrog?« Er hob den Finger, als eine Kellnerin, die nicht für ihren Tisch zuständig war, vorbeieilte. »Ma’am? Noch einen Eimer mit Schweineschlempe bitte, wenn es recht ist.«
    Dean beugte sich vor, bis er mit der Stirn fast den Teller berührte. Er lachte keuchend, asthmatisch. »Hören Sie auf! Bitte!«
    Bobby hörte auf, aber nicht, weil Dean ihn darum gebeten hatte. Ihm war erst jetzt aufgefallen, dass Harriet ihn unter dem Tisch mit dem Knie anstupste. Er fragte sich, ob sie das mit Absicht tat, und bei der nächsten Gelegenheit lehnte er sich zurück und schaute nach. Nein, es war keine Absicht. Sie hatte die Sandalen abgestreift, und ihre Zehen waren so heftig ineinander verklammert, dass sich ihr rechtes Knie nach außen gedreht hatte und gegen seines gestoßen war.
    »Mann, so einen Lehrer wie Sie hätte ich auch zu gerne gehabt. Jemand, der Kinder zum Lachen bringen kann«, sagte Dean.
    Bobby kaute gründlich, aber er hätte nicht sagen können, was er da aß. Es schmeckte nach nichts.
    Dean stieß einen lauten Seufzer aus und rieb sich die Augenwinkel. »Ich bin überhaupt nicht komisch. Ich kann mir nicht mal Witze merken. Ich tauge zu nichts anderem als zur Arbeit. Dabei ist Harriet wirklich lustig! Manchmal führt sie Bobby und mir Sketche mit schmutzigen Socken auf den Händen vor, und dann müssen wir so heftig lachen, dass wir keine Luft mehr bekommen. Sie nennt es die Muppet-Show für den Heimbedarf, gesponsert von der Brauerei Pabst.« Er fing wieder an zu lachen und auf den Tisch zu klopfen. Harriet starrte konzentriert auf ihre Hände. »Ich würde es zu gern mal sehen, dass sie bei Johnny Carson auftritt«, sagte Dean. »Das wäre ein – wie nennt ihr das – ein echter Knaller.«
    »Klingt wirklich danach«, sagte Bobby. »Mich wundert, dass Ed McMahon noch nicht angerufen hat.«
     
    Als Dean sie wieder beim Einkaufszentrum abgesetzt hatte und zum Holzlager weitergefahren war, war die Stimmung umgeschlagen. Harriet wirkte distanziert, und es war schwer, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Nicht dass Bobby das Bedürfnis hatte, sich allzu sehr darum zu bemühen. Er hatte plötzlich schlechte Laune. Auf einmal machte es keinen Spaß mehr, einen Toten zu spielen. Die meiste Zeit mussten sie warten. Sie mussten darauf warten, bis die Beleuchter alle Lampen ausgerichtet hatten. Sie mussten warten, bis Tom Savini die Wunden wieder aufgefrischt hatte, die inzwischen allzu sehr nach Latex aussahen und nicht mehr wie schartiges Fleisch. Bobby war es leid. Es ging ihm auf den Geist, dass alle anderen offenbar einen Riesenspaß hatten. Einige Zombies spielten mit einer wabbeligen roten Milz Fußball und lachten ununterbrochen. Die Milz landete immer wieder mit einem lauten Klatschen auf dem Boden. Bobby hätte sie am liebsten angebrüllt, so sehr ärgerte ihn ihre Fröhlichkeit. Hatte denn keiner von denen von Stanislavsky gehört? Sie sollten jeder für sich herumsitzen, traurig vor sich hin stöhnen und ihre Eingeweide streicheln. Er hörte sich selbst vor Wut laut stöhnen, und Klein-Bobby fragte ihn, was los sei. Er antwortete, er würde nur üben. Klein-Bobby ging zu den Fußballspielern hinüber.
    »Das war ein tolles Mittagessen«, sagte Harriet, ohne ihn anzuschauen, und sichtlich genervt.
    »Sen-sationell«, erwiderte Bobby und dachte bei sich: Sei lieber vorsichtig. Er war unruhig und so voller Energie, dass er nicht wusste, wohin damit. »Dean und ich haben uns wirklich prima miteinander verstanden. Er erinnert mich an meinen Großvater. Unfassbar, wie der mit den Ohren wackeln konnte! Und er dachte immer, ich heiße Evan. Manchmal hat er mir einen Vierteldollar gegeben, damit ich für ihn Holz aufstaple, und fünfzig Cent, wenn ich dabei das Hemd auszog. Sag mal, wie alt ist Dean eigentlich?«
    Sie schlenderten gemeinsam durch das Einkaufszentrum. Auf einmal blieb Harriet stehen und fuhr herum. Ihr Haar fiel ihr wieder über Augen, weshalb es ihm schwerfiel, einen Ausdruck darin zu erkennen. »Er ist neun Jahre älter als ich. Worauf willst du hinaus?«
    »Nichts weiter. Ich freue mich, dass du

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