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Black Box

Black Box

Titel: Black Box Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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jemanden anrufen?«, fragte er.
    »Dean«, sagte sie. »Er soll uns abholen.«
    »Bitte nicht.«
    »Ich kann nicht hierbleiben.«
    Er betrachtete ihre gequälten Füße, die ineinander verknoteten Zehen, und nickte schließlich. Sie erhoben sich gleichzeitig. Wieder einmal standen sie unangenehm nahe beieinander.
    »Dann, bis bald«, sagte sie.
    »Bis bald«, sagte er. Er wollte nach ihrer Hand greifen, ließ es jedoch bleiben. Wollte etwas sagen, aber wusste nicht, was.
    »Wir brauchen ein paar Freiwillige, die sich erschießen lassen wollen!«, rief George Romero, der keinen Meter neben ihnen stand. »Ihr werdet im fertigen Film in Nahaufnahme zu sehen sein, versprochen!«
    Bobby und Harriet hoben gleichzeitig die Hand.
    »Ich«, rief Bobby.
    »Ich«, rief Harriet und trat Bobby auf den Fuß, während sie George Romero auf sich aufmerksam zu machen versuchte.
     
    »Das wird ein großartiger Film, Mr. Romero«, sagte Bobby. Sie standen dicht beieinander und plauderten, während sie darauf warteten, dass Savini Harriets Zündpille präparierte. Bobby hatte seine Zündpille bereits, und auch sonst stand er kurz davor zu explodieren. »Eines Tages werden alle Leute von sich behaupten, sie wären in diesem Film untot herumgelaufen.«
    »Du kannst ja Arschkriechen wie ein Profi«, sagte Romero. »Schon mal im Showgeschäft gearbeitet?«
    »Sechs Jahre Off-Broadway«, sagte Bobby. »Außerdem bin ich in den meisten Comedyclubs aufgetreten.«
    Romero zwinkerte ihm mit erhobenem Zeigefinger zu. »Aha, und jetzt bist du wieder in Pittsburgh. Das wird deine Karriere voranbringen! Über kurz oder lang wirst du hier zum Star!«
    Harriet kam mit wehendem Haar zu Bobby herübergehüpft. »Sie werden mir eine Titte wegschießen!«
    »Wunderbar! Man muss nur einfach immer weitermachen, irgendwann passiert einem dann bestimmt etwas Großartiges.«
    George Romero führte sie zu ihrer Ausgangsposition und erklärte ihnen, was er von ihnen erwartete. Sie befanden sich am Südende des Einkaufszentrums, direkt vor dem Penny’s. Scheinwerfer leuchteten unter paillettenbesetzten Schirmen und verbreiteten ein gleichmäßiges weißes Licht und eine trockene Hitze über eine drei Meter große Fläche. Die Revolutionäre liefen um die Kamera herum. Eine unförmige gestreifte Matratze lag neben einer quadratischen Säule.
    Harriet würde als Erste getroffen werden, direkt in die Brust. Sie sollte nach hinten stolpern und dann wieder auf die Kamera zugehen, als könnte nichts sie aufhalten. Die nächste Kugel würde Bobby am Kopf erwischen und zu Boden sinken lassen. Die Zündpille – ein Kondom, das teilweise mit Zuckerrohrsirup und Lebensmittelfarbe gefüllt war – war unter einer Latexfalte seiner Kopfwunde verborgen. Die Kabel, die seinen Pariser in die Luft jagen würden, waren ihm ins Haar geflochten worden.
    »Du sinkst am besten erst in dich zusammen und kippst dann langsam zur Seite weg«, erklärte George Romero. »Lass dich auf ein Knie fallen, wenn du willst, und dann rollst du aus dem Bildausschnitt. Falls dir etwas akrobatischer zumute ist, kannst du dich auch hintenüber fallen lassen. Aber achte darauf, dass du auf der Matratze landest. Es muss sich niemand wehtun.«
    In dieser Szene waren nur Bobby und Harriet zu sehen, und zwar von der Taille an aufwärts. Die anderen Statisten lehnten beiderseits des langen Korridors. Ihre neugierigen Blicke und ihr ständiges Gemurmel lösten bei Bobby einen angenehmen Adrenalinschub aus. Tom Savini kniete direkt außerhalb des Bildausschnitts auf dem Boden. In einer Hand hielt er ein Metallkästchen, von dem aus Kabel über den Boden zu Bobby und Harriet führten. Klein-Bobby saß im Schneidersitz dicht neben ihm, das Kinn auf eine Hand gestützt, die Milz in der anderen. Seine Augen leuchteten vor Begeisterung. Savini hatte Klein-Bob genau erklärt, was gleich passieren würde, damit der Junge darauf gefasst war, wenn aus der Brust seiner Mutter plötzlich Blut quoll. Aber Klein-Bobby war bester Laune. »Ich hab schon den ganzen Tag ekelhafte Sachen gesehen. Mir gefällt das.« Savini hatte ihm erlaubt, die Milz als Souvenir zu behalten.
    »Film ab«, sagte Romero. Bobby zuckte zusammen. Was, die Kamera lief schon? Dabei hatte Romero ihnen doch gerade erst erklärt, was sie machen sollten! Himmel, der Regisseur stand ja immer noch vor der Kamera! Für einen Moment hielt er Harriets Hand fest. Sie drückte seine Finger und ließ los. Romero trat ein paar Schritte zur Seite und rief:

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