Black Box
Fenster vielleicht. Das auf ein Sonnenblumenfeld hinausgeht …
Anmerkungen
Glen David Gold zitiert in seinem Roman »Carter – Das Spiel mit dem Teufel« eine Weisheit aus dem Showbusiness: Es ist wichtig, die Bühne zu verlassen, solange die Zuschauer klatschen, und sich noch nicht fragen, was der Kerl da oben eigentlich verloren hat. Außerdem ist das, was hinter der Bühne passiert, wirklich keine große Sache. Ich sitze in einem Zimmer und schreibe meine Geschichten; dann lese ich sie noch mal durch, streiche Passagen und schreibe sie neu. Das wiederholt sich so oft, bis ich den Text nicht mehr sehen kann. Das ist alles. Nun ja, fast alles …
Scheherazades Schreibmaschine
ist die einzige Geschichte in diesem Band, die aus der Sicht eines Mädchens geschrieben ist, und sie ist ganze drei Seiten lang. Gibt es dafür einen triftigen Grund? Und ob es den gibt! In meiner Jugend habe ich viel Zeit mit Jungs in einem Sommerlager und in einem Wohnheim verbracht. Ich war viel mit meinem Bruder zusammen und habe meinen Vater abgöttisch geliebt. Jetzt habe ich selbst drei Söhne, und jeder Tag im Haus der Hills ist wie eine Seite, die jemand aus »Der Herr der Fliegen« herausgerissen hat. Wenn ich also dazu neige, über Jungs zu schreiben, die sich prügeln und in Schwierigkeiten geraten, dann ist das vielleicht verständlich. Und falls nicht, so hoffe ich, wenigstens verzeihlich.
Best New Horror
habe ich in einem Hotel in der Nähe von Newburgh, New York, geschrieben, einem Hotel, in dem wir oft übernachtet haben, wenn wir meine Schwiegereltern besuchten. Jedes Mal, wenn wir dort waren, bin ich an erstaunlich schlechtes Essen geraten: miserable Pizza, halb gares Hühnchen, ekelhafte Chiliwürstchen (die Würstchenbude wurde einen Tag, nachdem ich dort etwas gegessen habe, vom Ordnungsamt dichtgemacht), chinesisches Essen, das so fettig war, dass nicht einmal die Fliegen drangegangen sind. Wir bekamen immer dasselbe Zimmer, und die Toilette dort kenne ich besser als meine eigene, weil ich oft genug mit dem Kopf darüberhing. Das Ende der Geschichte habe ich nach einem dieser fiebrigen, magenzerrenden Anfälle von Lebensmittelvergiftung geschrieben. Vermutlich merkt man das.
20th Century Ghosts
Kurz nachdem »20th Century Ghosts« von der High Plains Literary Review angenommen worden war, erfuhr ich, dass ich den New-Century-Writers-Wettbewerb für Kurzgeschichten gewonnen hatte und das Ray-Bradbury-Stipendium bekommen sollte. Ich wurde nach Belize geflogen und durfte mich in einer abgelegenen Luxusvilla niederlassen, die Francis Ford Coppola gehörte. Es gab einen Wasserfall und Zitronenbäume mit riesigen unreifen Zitronen, und das Einzige, was man trinken konnte, war Kaffee und Coppolas Rotwein. Für gewöhnlich gönnte ich mir mein erstes Glas Merlot um zehn Uhr vormittags. Ich hätte mich gerne mit ein paar Filmstars getroffen oder, noch besser, nähere Bekanntschaft mit einem Krokodil geschlossen. Ich lebte wie Hemingway. Der Wein war großartig, und ich trank so viel davon, dass ich am vierten Tag Herzrhythmusstörungen bekam, die einfach nicht mehr aufhören wollten. Nachdem ich sechs Stunden lang nach Luft geschnappt und der rasenden Pumpe in meiner Brust zugehört hatte, war es an der Zeit, ein Krankenhaus aufzusuchen. Dazu musste man mit dem Landrover drei Stunden den Berg hinunter und auf einer unbefestigten Straße durch den Regenwald fahren. Adrienne Brodeur, die Herausgeberin des Magazins Zoetrope, begleitete mich. Ein Highlight der Fahrt war, dass wir rechts ranfahren mussten, damit ich fünf Minuten lang unter Zitronenbäumen pinkeln konnte, während Miss Brodeur so höflich war, Interesse an der Liste der Inhaltsstoffe einer Dose Zitronenlimonade zu heucheln. Ich hatte erwartet, dass mir im Krankenhaus Hühner zwischen den Beinen herumlaufen würden, aber dort war alles sauber und ordentlich, und zwischen den Betten waren auch keine blutbefleckten Laken aufgespannt. Die Ärzte brachten kaum Interesse für mich auf. Nach einem kurzen Gespräch gab einer von ihnen mit hochgezogenen Augenbrauen zu bedenken, dass Herzrhythmusstörungen oft nach maßlosem Alkoholkonsum auftreten. Dennoch beschlossen sie, mich zur Beobachtung dazubehalten, und ich verbrachte den Rest meines kurzen Aufenthalts in Belize in einem Krankenhauszimmer, während im Fernsehen ein Sergio-Leone-Film nach dem anderen lief. Ich werde mich nie wieder für Hemingway halten.
Pop Art
wird mir wohl immer die liebste meiner Geschichten
Weitere Kostenlose Bücher