Black Box
wo sie sich im Frühling in einem süß duftenden Blütenmeer verstecken konnten – nichts außer einer angenehm kühlen Brise störte sie dort.
Ein Wagen bog in den Parkplatz. Francis verschwand hinter der nächsten Ecke. Er hörte eine Autotür ins Schloss fallen und krabbelte weiter rückwärts. Dabei fiel sein Blick auf die zahlreichen Kellerfenster, die sich auf seiner Höhe befanden. Das erste, gegen das er mit dem Kopf stieß, schwang quietschend auf, und er ließ sich durchfallen.
Unten im Keller war es vollkommen still. Er kauerte sich in eine Ecke, hinter irgendwelche Rohre, an denen sich Wassertropfen bildeten, während draußen die Sonne aufging. Erst war das Licht schwach und grau, dann nahm es einen zarten, zitronengelben Ton an, und die unterirdische Welt, die ihn umgab, wurde allmählich immer deutlicher. Zum Vorschein kamen ein Rasenmäher, einige Klappstühle, aufeinandergestapelte Farbdosen. Er ruhte sich aus, ohne zu schlafen. Er dachte an nichts, war aber trotzdem wachsam, so wie am Tag zuvor, als er unter dem Wohnwagen Zuflucht gesucht hatte. Nach einer Weile hörte er über sich laute, erregte Stimmen. Dann trappelten Füße über den Boden, und die ersten Spinde wurden zugeknallt.
Er lief zur Treppe und krabbelte hinauf. Doch es war seltsam: Je näher er den Geräuschen kam, desto weiter schienen sie sich von ihm zu entfernen … Er musste an »Die Bombe« denken, daran, wie die rote Sonne morgens um zwei den Wüstenboden zum Schmelzen gebracht hatte, wie der Wind gegen die Tankstelle gepeitscht war und aus dem Rauch Heuschrecken über die Erde gekommen waren. Während er die Treppe hinaufstieg, wuchs in ihm eine überwältigende Entschlossenheit. Die Tür oben an der Treppe war zu, er wusste nicht, wie er sie öffnen sollte. Er schlug mit den Klauen dagegen und wartete.
Endlich ging sie auf. Eric Hickman stand an der Schwelle. Hinter ihm wimmelte es nur so von Kindern, die ihre Sachen in die Spinde räumten und sich dabei lautstark miteinander unterhielten, doch es war wie in einem Film ohne Ton. Einige von ihnen sahen ihn und erstarrten in unnatürlicher Haltung. Ein Mädchen mit hellblondem Haar öffnete den Mund, als wollte es schreien; die Bücher in ihren Armen fielen eins nach dem anderen geräuschlos zu Boden.
Eric musterte ihn durch die verschmierten, lächerlich dicken Gläser seiner Brille. Er wich einen Schritt zurück, den Mund zu einem ungläubigen Grinsen verzogen.
»Scharf«, sagte er. Francis hörte ihn ganz deutlich.
Er machte einen Satz nach vorne und brach Eric mit seinen Mundwerkzeugen das Genick – benutzte sie wie eine überdimensionale Heckenschere. Eric tötete er zuerst, weil er ihn liebte. Sein Freund zappelte noch eine Weile mit den Beinen, sein Blut spritzte bis zu dem blonden Mädchen hinüber, das sich jedoch nicht rührte, sondern nur in einem fort schrie. Und plötzlich konnte Francis wieder hören: das Knallen von Spindtüren, eiliges Fußgetrappel, verzweifelte Hilferufe. Er stieß sich mit seinen Hinterbeinen ab, pflügte durch die Menge, und am Ende des Korridors holte er Huey Chester ein, der versuchte, durch einen Ausgang zu entkommen. Er rammte ihm seine schaufelförmige Klaue ins Kreuz – sie ging glatt durch – und hob ihn hoch. Huey stieß erstickte Schreie aus. Seine Füße zappelten in der Luft, als wollte er immer noch wegrennen.
Wild um sich schlagend, mordete Francis weiter. Das blonde Mädchen, das auf die Knie gefallen war und mit gefalteten Händen betete, ließ er jedoch in Ruhe. Oben im ersten Stock tötete er auf dem Gang vier Schüler. Unter den Tischen in einem Biologielabor entdeckte er weitere sechs und tötete sie ebenfalls. Dann fiel ihm ein, dass er das blonde Mädchen besser doch umbringen sollte, aber als er wieder nach unten kam, war sie nicht mehr da.
Er war gerade damit beschäftigt, Stücke aus Huey Chesters Leiche zu reißen und zu fressen, als er von draußen den verzerrten Widerhall eines Megafons hörte. Er sprang an die Wand und krabbelte die Decke entlang zu einem der Fenster. Auf der anderen Straßenseite parkten Armeelastwagen, Soldaten entluden Sandsäcke. Er vernahm ein dumpfes, metallisches Klirren und das Stottern und Spucken eines starken Motors. Verwundert warf er einen Blick die Estrella Avenue hinauf. Sie hatten sogar einen Panzer mitgebracht! Nun denn, sie würden ihn brauchen!
Er drückte eine Klaue durch die Fensterscheibe, und Glasscherben stoben in alle Richtungen. Draußen war die Luft von
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