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Black Box

Black Box

Titel: Black Box Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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darüber zu sehr aufregen könnte. Zumindest in dieser Hinsicht hatte sie recht – diese Pechsträhne machte mir echt zu schaffen, und beim letzten Heimspiel war so viel Spucke geflossen wie noch nie.
    Keine Ahnung, warum wir nach North Altamont gefahren sind. Wenn Tante Mandy davon erzählt, sagt sie immer, man dürfe sich »Lincoln Street nicht entgehen lassen«, als ob Lincoln Street zu jenen berühmten Orten gehört, wo einfach jeder hinmuss – so wie sich die Leute Disney World nicht entgehen lassen wollen, wenn sie in Florida sind, oder unbedingt eine Broadway Show sehen müssen, wenn sie New York besuchen. Nun, Lincoln Street ist ja ganz hübsch, wie viele andere kleine, ruhige Gemeinden in New England. Es liegt auf einem steilen Hügel, und die Straßen sind mit Ziegeln gepflastert. Autos sind dort nicht erlaubt, die Leute reiten auf Pferden, und hin und wieder stößt man auf einen grünen Pferdehaufen. Wirklich ausgesprochen malerisch.
    Wir gehen in ein paar schummrige Läden, die nach Patschuli riechen. In einem verkaufen sie bei leiser Flöten- und Cembalomusik und schrillem Vogelgezwitscher unförmige Lambswoolpullis aus Vermont. In einem anderen bestaunen wir unter einlullendem Grateful-Dead-Gedudel die Werke der örtlichen Kunsthandwerker: glänzende Keramikkühe, die mit ihren dicken rosafarbenen Eutern über einen Keramikmond springen. Nach dem zehnten Laden wird mir allmählich langweilig. Ich habe die ganze Woche schlecht geschlafen – Albträume, Gänsehaut und dergleichen –, und das ewige Rumgerenne macht mich müde und miesepetrig. Meine Laune wird auch nicht gerade besser, als im nächsten Laden – einem Antiquitätengeschäft in einem renovierten Kutschenhaus – weder New-Age-Geflöte noch Hippiemusik aus den Boxen kommt, sondern etwas viel Schlimmeres: die Übertragung des Sonntagsspiels. Der Inhaber, ein alter Mann im Overall, lauscht dem Spiel mit dem Daumen im Mund und sieht irgendwie benommen und verzweifelt drein.
    Ich bleibe in seiner Nähe und finde bald heraus, was schiefläuft. Wir sind am Schlag. Der erste Schlagmann legt einen Pop-up nach links, der zweite einen nach rechts. Hap Diehl möchte schlagen und fängt sich ruckzuck ein paar Strikes ein.
    »Hap Diehl ist in letzter Zeit grauenhaft mit dem Holz«, sagt der Ansager. »In den letzten acht Tagen hat er nur katastrophale 160 geschlagen. Allmählich fragt man sich, warum Ernie ihn weiterspielen lässt, wenn er an der Plate doch kein Land gewinnt. Patridge macht sich fertig und pitcht und – o Mann, da schwingt Hap Diehl aber auf einen schlechten Pitch, ich mein ja nur, der Fastball ging doch meilenweit über seinem Kopf … Halt, einen Moment mal, er ist gestürzt, ich glaube, er hat sich verletzt …«
    Tante Mandy will, dass wir zum Wheelhouse Park laufen und dort picknicken. Ich bin Stadtparks mit freien Rasenflächen, asphaltierten Wegen und Mädchen in hautengen Klamotten auf Rollerblades gewöhnt. Doch der Wheelhouse Park mit seinem dichten Tannenbestand ist irgendwie düsterer. Die Wege sind aus blauem Schotter und für Rollerblades ungeeignet. Es gibt keine Spielplätze, keine Tennisplätze und auch kein Baseballstadion. Nur diese geheimnisvolle Düsternis mit ihrem süßlichen Kieferngeruch und dem leise rauschenden Wind. Durch die überhängenden Äste der Weihnachtsbäume dringt kein Sonnenlicht. Niemand begegnet uns.
    »Da vorne ist ein schöner Platz zum Sitzen«, sagt meine Tante. »Auf der anderen Seite dieser süßen kleinen Brücke.«
    Wir nähern uns einer Lichtung, doch auch hier ist das Licht irgendwie gedämpft und schummrig. Der Weg schlängelt sich zu der überdachten Brücke, die einen breiten, gemächlich dahinfließenden Fluss überspannt. Auf der anderen Seite ist eine grüne Rasenfläche mit ein paar Bänken.
    Ein Blick auf die überdachte Brücke genügt, um mich skeptisch werden zu lassen, zumal sie ganz offensichtlich in der Mitte durchhängt. Vor langer Zeit muss sie einmal rot wie ein Feuerwehrauto gewesen sein, doch Fäulnis und Regen haben den größten Teil der Farbe abblättern lassen, und niemand hat sich je die Mühe gemacht, sie wieder aufzufrischen. Das Holz, das darunter zum Vorschein kommt, ist ausgetrocknet, gesplittert und wenig vertrauenserweckend. In dem lichtlosen Tunnel liegen Mülltüten herum, deren Inhalt nach allen Seiten verstreut ist. Ich zögere, bleibe ein wenig zurück, und so hat Tante Mandy die Brücke bereits überquert, bevor ich überhaupt einen Fuß

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