Black Box

Titel: Black Box Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill

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er sich auf einem Fließband, das ihn in gleichmäßigem Tempo rückwärtstrug, so sehr er auch versuchte, sich auf Händen und Knien vorwärtszukämpfen. Wenn er zwischendurch zu dem Telefon hinüberblickte, schien es zu atmen, es schwoll an und zog sich zusammen. Einmal musste Finney innehalten und seinen heißen Kopf auf den eiskalten Beton legen. Nur so schaffte er es, dass der Raum sich nicht mehr bewegte.
    Als er dann wieder aufblickte, stellte er fest, dass das Telefon direkt über ihm war. Er zog sich auf die Beine und griff danach, sobald es in Reichweite war. Eine Antiquität war es vielleicht noch nicht, aber auf jeden Fall ziemlich alt, mit zwei runden Silberklingeln obendrauf, einem Klöppel dazwischen und einer Wählscheibe statt Knöpfen. Finney griff nach dem Hörer, hielt ihn sich ans Ohr und horchte auf ein Amtszeichen. Nichts. Er drückte die silberfarbene Gabel nach unten. Das schwarze Telefon schwieg weiterhin. Er wählte die Nummer der Vermittlung. Ein Klicken war zu hören, aber am anderen Ende klingelte es nicht, es kam keine Verbindung zustande.
    »Es funktioniert nicht«, sagte Al. »Es hat schon nicht mehr funktioniert, als ich ein Kind war.«
    Finney schwankte hin und her und fing sich dann wieder. Aus irgendeinem Grund wollte er sich nicht umdrehen und seinen Entführer direkt anschauen. Er gestattete sich nur einen Blick aus den Augenwinkeln. Die Tür war jetzt so nahe, dass er sie sehen konnte, und Al stand auf der Schwelle.
    »Häng auf«, sagte er, aber Finney blieb einfach stehen, den Hörer in der Hand. »Ich weiß, dass du Angst hast«, fuhr Al nach einem Moment fort, »und dass du nach Hause willst. Ich werde dich bald nach Hause bringen. Ich muss nur … grad ist einiges schiefgegangen, und ich muss für eine Weile oben bleiben. Ich muss was erledigen.«
    »Was?«
    »Das muss dich nicht interessieren.«
    Schon wieder keimte Hoffnung in ihm auf, von einem schrecklichen Gefühl der Hilflosigkeit begleitet. Poole vielleicht – der alte Mr. Poole hatte gesehen, wie Albert ihn in den Wagen gestoßen hatte, und die Polizei gerufen. »Hat jemand was gesehen? Kommt die Polizei? Wenn Sie mich gehen lassen, sag ich nichts, bitte, ich …«
    »Nein«, sagte der Fette und lachte, heiser und unglücklich. »Nicht die Polizei.«
    »Aber jemand anders? Da kommt jemand?«
    Der Entführer erstarrte, und die dicht beieinanderstehenden Augen in seinem breiten, ausdruckslosen Gesicht wirkten niedergeschlagen und erstaunt. Er antwortete nicht, aber das war auch nicht nötig. Die Antwort fand sich in seinem Blick, in seiner Körpersprache. Entweder war jemand hierher unterwegs – oder schon da, irgendwo oben.
    »Ich schreie«, sagte Finney. »Wenn da oben jemand ist, hört er mich.«
    »Nein, das wird er nicht. Nicht, wenn die Tür zu ist.«
    »Er?«
    Die Miene des Dicken verfinsterte sich, das Blut schoss ihm in die Wangen. Finney sah, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten und dann langsam wieder öffneten.
    »Wenn die Tür zu ist, bekommt man nicht mit, was hier unten passiert.« Er war erkennbar um Gelassenheit bemüht. »Ich hab den Keller selbst schallisoliert. Schrei ruhig, wenn du willst, niemand wird dich hören.«
    »Sie haben alle diese Kinder getötet.«
    »Nein. Nicht ich. Das war jemand anders. Ich zwing dich zu nichts, was dir nicht gefällt.«
    Etwas an diesem Satz – ich zwing dich zu nichts, was dir nicht gefällt – ließ Finneys Gesicht fiebrig heiß werden, während über seinen kalten Körper eine Gänsehaut lief.
    »Wenn Sie versuchen, mich anzufassen, zerkratz ich Ihnen das Gesicht, und jeder, der Sie sieht, wird fragen, was mit Ihnen passiert ist!«
    Albert starrte ihnen einen Moment lang verständnislos an – das musste er offenbar erst einmal verdauen. »Du kannst aufhängen«, sagte er dann.
    Finney legte den Hörer zurück auf die Gabel.
    »Einmal hat es geklingelt, als ich hier war«, sagte Al. »Wirklich gruselig. Muss wohl an der Elektrik liegen. Es hat geschellt, als ich direkt danebenstand, und ich hab abgehoben, ohne irgendwie drüber nachzudenken, einfach um zu hören, wer dran ist.«
    Finney wollte sich nicht mit jemandem unterhalten, der vorhatte, ihn bei nächster Gelegenheit umzubringen. Er war selbst überrascht, als er sich eine Frage stellen hörte. »Und dann?«
    »Es war niemand dran. Hab ich nicht gesagt, dass es nicht funktioniert?«
    Die Tür ging auf und schloss sich wieder. In dem Augenblick, in dem sie offen war, schlüpfte der unbeholfene