Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
Vom Netzwerk:
Abend schon aufgesucht hatten, bemerkte Dean nicht nur den alten, verbeulten Kleinwagen in der Einfahrt, sondern auch einen in die Jahre gekommenen Pkw, auf dessen Türen ein Logo mit einem grinsenden Laptop klebte. Er hörte, wie Stacey langsam ausatmete. »Sie sind beide zu Hause.«
    »Das ist ziemlich scheußlich, ich weiß, aber du wirst das schon hinkriegen«, murmelte er.
    Als er die dünne, ausgemergelte Frau sah, die in der Türöffnung erschien, bevor sie auch nur aus dem Auto ausgestiegen waren, war er sich da jedoch nicht mehr so sicher. Sie schien nicht die Kraft zu haben, eine Kanne Milch zu tragen, geschweige denn die Nachricht vom Mord an ihrem einzigen Kind aufnehmen zu können.
    Die Mutter des Opfers hatte offensichtlich von den Nachbarn gehört, dass der Sheriff am vorigen Abend da gewesen war und nach ihr gesucht hatte. Sie stieg die Stufen zu ihnen hinunter und sah hoffnungsvoll und verängstigt zugleich aus. »Sheriff?«, rief sie. »Gibt es Neuigkeiten?«
    Stacey griff nach ihrem Hut, der auf der Rückbank gelegen hatte, und setzte ihn auf, während sie aus dem Auto stieg. Es war das erste Mal, dass Dean sie mit dem Hut sah, und irgendwie rundete er das Bild der starken, beherrschten Polizeibeamtin ab.
    Das leichte Zittern ihrer Lippen verriet allerdings tausendmal mehr über die Frau, die in dieser Uniform steckte.
    Ein Stich ging ihm durchs Herz, ein ungewohntes Gefühl, das er sonst nur bei Jared verspürte, wenn sein kleiner Sohn sich verletzt hatte oder sich fürchtete. Er wollte sie trösten, sie beschützen, ihr die Last von den Schultern nehmen. Aber Dean war klar, dass er ihr nur den Rücken stärken durfte. Und dass er da sein würde, wenn die Schuldgefühle und die emotionale Überlastung unweigerlich über sie hereinbrachen, nachdem sie ihre Aufgabe erledigt und diesen Ort weit hinter sich gelassen hatte.
    »Können wir uns in Ruhe unterhalten?«, fragte Stacey.
    Die Frau auf der Treppe erbleichte. Ihr Blick huschte panisch umher, als erwarte sie fast zu sehen, dass ihre Tochter gesund und munter auftauchte, vielleicht in Handschellen, aber wohlbehalten. Am Leben. Für alle sichtbar.
    »Bitte, Winnie! Lassen Sie uns hineingehen, raus aus dieser Hitze.«
    Die ältere Frau nickte und schlang vor ihrem farblosen, unförmigen Hauskittel die Hände ineinander. »Ist gut.«
    Das Haus, dessen Äußeres schäbig und vom Wetter mitgenommen war, sah innen genauso freudlos aus. Von der unordentlichen Diele aus konnte Dean sehen, dass alle Vorhänge zugezogen waren; jedes Zimmer lag in tiefer Dunkelheit, der strahlenden Morgensonne zum Trotz. Als wäre sie hier nicht gewollt, als trauerte das ganze Haus bereits.
    Er vermutete, dass das seit siebzehn Monaten der Fall war. Aber Lisas Mutter stand die eigentliche Trauer erst noch bevor.
    »Winnie, das ist Special Agent Dean Taggert. Er ist vom FBI .«
    Er reichte ihr die Hand. Aber Winnie starrte sie nur an, als wäre sie eine Schlange, die gleich zubeißen würde. Vielleicht dachte sie, wenn sie seine Gegenwart nicht zur Kenntnis nahm, könnte sie die schlimmen Nachrichten fernhalten, die sie bereits auf sich zukommen spürte.
    »Ist Stan da?«, fragte Stacey.
    »Er schläft gerade. Er macht zurzeit viele Nachtschichten.«
    »Vielleicht sollten Sie ihn holen.«
    »Dann wird er wütend«, flüsterte sie. »Erzählen Sie mir von Lisa.«
    Stacey nahm ihren Hut ab und hielt ihn neben sich in den Händen. »Wir sollten auf Stan warten.«
    Die zwei Frauen starrten einander an, Stacey entschlossen, Mrs Freed sichtlich verängstigt. Schließlich schaute sie weg. In ihrem Herzen wusste sie, was kommen würde, aber sie wollte den unvermeidlichen Moment hinauszögern, in dem sie der Wirklichkeit nicht mehr ausweichen konnte. »Ich gehe ihn holen. Setzen Sie sich doch bitte«, sagte Winnie und deutete auf ein schummeriges Wohnzimmer.
    Sie beobachteten, wie Winnie den Flur entlangschlurfte, eine Tür öffnete und die Treppe hinabstieg, die wahrscheinlich in einen ausgebauten Keller führte. Getrennte Schlafzimmer?
    Als sie nicht mehr zu sehen war und ihre langsamen Schritte immer leiser wurden, bis sie schließlich im Innern des Hauses verschwunden waren, trat Dean in das höhlenartige Wohnzimmer. Es war mit einem Sammelsurium verschiedener Möbelstücke vollgestopft, und obwohl die geschlossenen Vorhänge die Sonne aussperrten, war es darin so heiß wie in einem Ofen. Eine traurige Ansammlung von Keramikfigürchen bedeckte die Oberfläche des Couchtisches:

Weitere Kostenlose Bücher