Black CATS - Parrish, L: Black CATS
Eltern der Jungen abgeschickt. Und diese Nachricht würde schon dafür sorgen.
Irgendwann hatte er jedes einzelne Wort des Artikels überprüft. Da er hier von seinem Arbeitsplatz aus keinen Kontakt zu seinem jüngsten Projekt – dem dümmlichen, fantasielosen Wndygrl1 – aufnehmen konnte, klickte er sich zu einer anderen wohlbekannten Website durch. Der nächste Wutausbruch der Woche würde erst morgen Abend erscheinen – und er würde den Beitrag mit höchster Aufmerksamkeit lesen, gierig nach ihren Worten lechzen, nach ihren Gedanken, nach einem Zugang zu ihrer wunderschönen Seele.
Bis dahin konnte er es sich nicht verkneifen, die Kolumne von letzter Woche noch einmal zu lesen. Und die von der Woche davor. Und die davor. Bis zurück zu dem Artikel, der vor angeblichen Finanzministern warnte, die den Leuten anboten, sie zu Millionären zu machen.
Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Die Leute sollten wirklich auf dich hören, Süße .«
Er selbst hatte jedenfalls gut aufgepasst. So gut, dass er genau wusste, wie er seinen Köder formulieren und die Falle aufbauen musste. Es hatten auch einige potenzielle Kandidaten angebissen, aber nur einer, der junge Mr Todd, war ihm dann tatsächlich ins Netz gegangen.
»Diese jungen Leute. Lassen sich einfach nicht belehren .«
Tja! Auch wenn die Dummköpfe es nicht zu schätzen wussten, dass ihnen hier, auf seiner Lieblingswebsite, so manch guter Rat und manch wichtige Lehre erteilt wurde – ihm selbst war das durchaus bewusst. Könnte man die Intelligenz seiner Beute schließlich besser auf die Probe stellen, als wenn man sie mit einem Versprechen lockte, das mit ein paar Klicks im Internet ganz leicht entlarvt werden konnte?
Menschen, die zu leichtgläubig waren, um nur zwei Minuten lang nach der Information zu suchen, die ihnen das Leben retten konnte – die verdienten dieses Leben einfach nicht.
Während er seine Sachen für den Tag zusammensuchte, lächelte er, voller Vorfreude auf die Kolumne, die am nächsten Abend erscheinen würde. Die Dating-Methode »entthronter Prinz « entwickelte sich prächtig, aber sie sollte sich bald ihrem unausweichlichen Ende nähern.
Was danach kam, stand in den Sternen. Möglicherweise würde er wochen-, wenn nicht sogar monatelang nichts finden, womit er sich amüsieren konnte. Vielleicht fand er aber auch schon morgen um Mitternacht die Inspiration für sein nächstes Projekt. Diese Ungewissheit machte es nur noch spannender.
Nachdem er mit Bedacht sein Fahrtziel gewählt hatte, fuhr er in den kalten Winterabend hinaus. Schließlich musste er dafür sorgen, dass er sich in sicherer Entfernung zu seinem wirklichen Leben befand. Erst dann durfte er seinen Köder auswerfen und sich mit seiner Online-Freundin Wendy vergnügen.
Obwohl das Autoradio ausgeschaltet war, klopfte er im Takt zu einer Melodie, die nur er hören konnte, mit den Fingern auf das Lenkrad. Es war eine klassische, kultivierte Melodie – nicht so ein Schund, wie die Leute um ihn herum ihn jeden Tag hörten. Es war eine Musik, die einer Frau mit Verstand gefallen würde. Schade, dass er nur so wenige kannte, die dieser Beschreibung entsprachen.
So wie sie. Diese kluge und gleichzeitig wunderschöne Frau war zu seiner Muse geworden, die seinen Geist beflügelte, ihm durch ihre Artikel neue Ideen ins Ohr flüsterte.
Sie war eine Gleichgesinnte – ein wissbegieriger Geist in einer entzückenden Verpackung.
In letzter Zeit ertappte er sich immer öfter dabei, wie er an sie dachte. Er schwelgte in der Erinnerung an die Weichheit ihrer Haut, als sie sich berührt hatten. Ihre schlanke Hand in der seinen. Der Glanz ihres Haars. Der gefühlvolle Klang ihrer Stimme.
Er wusste alles über sie – wo sie lebte, mit wem sie ihre Zeit verbrachte. Er wusste, dass sie oft allein war – sie hatte erkannt, dass sie keine Gesellschaft brauchte. Oh ja, er wusste das alles. Genau genommen würde er sich als ihren größten Fan bezeichnen. Als einen Verehrer.
Sie hatte nur einen Fehler: ihr mädchenhaftes Verlangen, Gutes zu tun. Aber das konnte er ihr austreiben, konnte sie läutern. Er kannte sich ein bisschen damit aus, wie man eine Seele läuterte, ohne sie zu zerbrechen. Er wollte sie nicht zerbrechen; er wollte sie befreien. Wollte sie von allen gesellschaftlichen Beschränkungen erlösen, die ihr vorgaben, sie müsse freundlich sein und gut und denjenigen helfen, die zu dumm waren, um sich selbst zu helfen.
Er würde sie nach seinem Willen formen, bis
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