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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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hoch und sah auf den erleuchteten Flur, wo er den Anruf entgegennahm. Seine behaarte Wampe wölbte sich über dem Gummizug der gestreiften Unterhose. Er hielt die Sprechmuschel mit der Hand zu.
    »Es ist dieser Polacke von den Rauschgiftbullen aus Great Falls«, sagte er. »Soll ich ihm sagen, daß du zu bedröhnt bist, um mit ihm zu sprechen?«
    »Ist schon gut«, sagte ich, nahm ihm das Telefon aus der Hand, ging ins Bad und schloß die Tür hinter mir.
    »Was gibt’s, Dan?« sagte ich.
    »Da bin ich aber froh, daß ich Sie mal zu Hause erwische.«
    »Ich bin auch froh. Es ist ein Uhr morgens.«
    »Vor einer Stunde hat jemand auf Sally Dee geschossen. Um ein Haar hätte es ihn erwischt. Der Sheriff dort drüben wird Sie ganz oben auf seiner Verdächtigenliste haben.«
    »Wären Sie so nett, ihn morgen früh anzurufen und ihm zu sagen, um welche Uhrzeit Sie mich erreicht haben? Ich will mich mit dem Kerl nicht noch mehr rumschlagen.«
    »Sicher. He, der Deputy, der mich anrief, meinte, Sal wäre total fertig mit den Nerven. Der Schütze ist auf die Anhöhe hinterm Haus gestiegen und hat, als Sal grade bei Milch und Plätzchen am Küchentisch saß, ein Ding durchs Fenster gejagt, das nicht von schlechten Eltern war. Jede Menge Glassplitter und die Überreste eines Blumentopfs sind auf ihn runtergeregnet. Raten Sie mal, wer inzwischen um Polizeischutz nachgesucht hat?«
    »Was haben die bisher rausbekommen?«
    »Nicht viel. Sie wissen ungefähr, von wo der Schuß abgefeuert wurde. Das ist aber auch alles.«
    »Keine Zeugen?«
    »Bisher nicht. Haben Sie eine Ahnung?«
    »Sagen wir mal so: Wie viele Leute gibt es, die es nicht gerne sehen würden, wenn er ausradiert wird?«
    »Nein, nein, wir sollten lieber etwas unvoreingenommener sein.«
    »Meine Spekulationen taugen zur Zeit nicht viel.«
    »Sprechen wir von Purcel.«
    »Er war am Abend bei mir.«
    »Wann genau?«
    »Vor drei Stunden.«
    »Dann hätte er Zeit gehabt, dort hochzufahren, nicht wahr?«
    »Ja, hätte er.«
    »Sie glauben, er war’s, oder?«
    »Vielleicht.«
    »Nun, jetzt weiß der alte Sal wenigstens, wie man sich fühlt, wenn man von einem Killer gehetzt wird. Möchte wissen, wie er damit umgeht.«
    »Er läßt noch mehr Gesindel einreiten, das für Geld alles tut. Ich bin hundemüde. Ist sonst noch was?«
    »Halten Sie sich von Purcel fern.«
    »Das sollten Sie lieber den Dios erzählen. Ich würde drei Kreuze schlagen, wenn Clete hinter mir her wäre.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß die auf meine Ratschläge scharf sind. Trotzdem ist es keine Situation, die das Eingreifen der Bundesbehörden erforderlich macht. Manchmal muß man sich eben zurücklehnen und einfach die Show genießen.«
    Ich ging wieder ins Bett und schlief, bis mir die Sonne hell ins Gesicht schien und ich den Lärm der am Sonntag morgen auf Rollschuhen durch die Gegend sausenden Kinder hörte.
    An einem Vormittag wenigstens wollte ich nicht über die knifflige Lage nachdenken, in der ich mich befand, und als mir die Nachbarin einen Rehbraten anbot, packte ich die Gelegenheit am Schopf, stopfte meinen Rucksack voller Picknicksachen und fuhr mit Alafair und Dixie Lee zunächst durchs Bitterroot Valley und dann in Richtung des Kootenai Creek Canyon. Kein Wölkchen stand am Himmel, und von den Sapphire Mountains über das gesamte Tal bis zu den zerklüfteten Kämmen der Bitterroots, auf denen noch eine dünne Schneedecke lag, spannte sich ein kobaltblauer Himmel. Wir wanderten zwei Meilen weit einen Privatweg der Bundesforstbehörde hinauf, neben dem ein Wildbach sprudelte; weiße Wasserkaskaden stürzten über die Felsbrocken in seinem Bett hinab in den Canyon, wo alles dicht mit Pappeln und Ponderosa-Kiefern bestanden war; die steinernen Wände stiegen senkrecht zu Hochkaren empor, zu weiteren Gehölzen, und manch eine Felsnadel war so scharf wie gezacktes Blech. Die Luft war kühl und roch so stark nach dem Dunst der Felsen, nach feuchtem Farnkraut, Kiefernnadeln, abgefallenen Pappelblättern, die in Schichten die Erde bedeckten, und nach den langsam vermodernden Baumstämmen am Wegesrand, daß man meinte, man atme Opium ein.
    Wir kletterten die Uferböschung des kleinen Wasserlaufs hinunter und zündeten zwischen ein paar zusammengetragenen Steinen ein Lagerfeuer an. Der Bach floß hier ruhiger, und die Strömung spülte nur noch um wenige glattgewaschene Felsen und ergoß sich in eine stille Bucht, in der wir unsere Limonadendosen zum Kühlen in den Uferkies stellten. Ich

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