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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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empfehlen kann.«
    Wieder schwieg sie einen Augenblick. Das müssen sie ihnen in der Klosterschule beibringen, dachte ich. Es ist eine Art elektrisierendes Schweigen, bei dem man meint, aus dem Universum zu rutschen.
    »Ich habe nicht den Eindruck, daß er viele Freunde hat, Mr. Robicheaux«, sagte sie schließlich. »Kein Mensch war hier, um ihn zu besuchen. Außerdem hat er nach Ihnen gefragt und nicht nach einem Rechtsanwalt.«
    »Tut mir leid.«
    »Um ehrlich zu sein, mir auch«, sagte sie und legte auf.
    Ich spülte gerade mit Alafair Geschirr, und draußen vor dem Fenster wurden die gepflügten und abgeernteten Zuckerrohrfelder im Dämmerlicht dunkler, als das Telefon erneut klingelte.
    Seine Stimme klang belegt und benommen, nur ein Flüstern drang aus dem Hörer.
    »Ich muß dich unbedingt sehen, alter Junge. Die haben mich in Mull gepackt, mit Schmerztötern vollgepumpt, und ein Klistier steckt in meinem Hinterausgang.« Er hielt inne und atmete angestrengt durch die Leitung. »Könnte’s wirklich brauchen, daß du mir zuhörst.«
    »Was du brauchen könntest, Dixie, ist der Beistand eines Anwalts. Ich bin dir keine Hilfe.«
    »Ich hab ’n Anwalt, ’n ganzen Sack voll könnte ich mir von der Sorte leisten, und es würde auch nix nützen. Die schicken mich wieder in den Knast, Junge.«
    Ich sah, wie meine Hand die Anrichte umklammerte.
    »Ich sag dir das ungern, Partner, aber das Zeug war in deinem Besitz«, sagte ich. »Das steht nun mal fest, und du mußt es hinnehmen.«
    »Es ist eine Lüge, Dave.« Ich hörte, wie er gegen den Speichel ankämpfte. »Ich nehm das Pulver nicht mehr. Mein Leben hab ich schon lange versaut. Ab und zu ’n bißchen Gras, das ist alles.«
    Ich zupfte an meiner Augenbraue.
    »Dixie, ich weiß beim besten Willen nicht, was ich für dich tun könnte.«
    »Komm her. Hör mir fünf Minuten zu. Ich hab sonst niemand.«
    Ich starrte durch das Fliegengitter auf die Schatten auf dem Rasen, auf das Huschen der Nachtvögel vor dem roten Himmel.
    Als ich am nächsten Morgen auf dem alten Highway über Broussard nach Lafayette fuhr, blies ein frischer Wind, und am hellblauen Himmel jagten dichte Felder weißer Kumuluswolken dahin, die die Zuckerrohrfelder und Viehweiden mit Schattenflecken sprenkelten. Dixie Lees Zimmer lag im zweiten Stock des Lourdes, und ein Hilfssheriff in Uniform saß auf dem Rand seines Bettes und spielte mit ihm Dame. Dixie Lee konnte nur auf der Seite liegen, da Kopf, Brust, die rechte Schulter und der rechte Oberschenkel bandagiert waren. Sein Gesicht wirkte eingefallen unter dem weißen Turban. Die Augen waren verklebt, und unter den Rändern der Mullbinden quoll farblose Salbe hervor. Sein rechter Arm hing am Tropf.
    Er schaute mich an und sagte etwas zu dem Hilfssheriff, der daraufhin das Spielbrett auf den Nachttisch legte, eine Zigarettenschachtel aus der Hemdtasche fummelte und hinausging.
    »Ich warte auf dem Gang. Die Tür bleibt offen«, sagte er.
    Ich zog mir einen Stuhl ans Bett. Vor dem Fenster standen moosbewachsene Eichen. Unter dem Druck seines Kopfes am Kissen kniff Dixie ein Auge zu.
    »Ich wußte, daß du kommst. Es gibt ’n paar Jungs, die nicht aus ihrer Haut können«, sagte er.
    »Du klingst schon besser«, sagte ich.
    »Ich kriech aus dem Jammertal hoch zum Gipfel und rutsch auf der andern Seite wieder runter. Wenn die Tausendfüßler wieder unter den Verbänden krabbeln, geben sie mir Morphium. Dave, irgendwer muß mir helfen. Die Cops glauben mir nicht, und mein eigener Anwalt glaubt mir nicht. Die wollen meinen Arsch wieder nach Angola verfrachten. Ich kann aber keine Zeit mehr abreißen. Ich bring das nicht. Die zerlegen mich drüben in Texas in alle Einzelteile. Wenn du schlechte Baumwolle pflückst oder dein Soll nicht bringst, stellt dich der Aufseher mit drei andern Kerlen auf ’n Ölfaß. Egal, wie verschwitzt, zerschunden und hungrig du bist, du stehst dort die ganze Nacht.«
    »Was glauben sie dir nicht?«
    »Das hier ...« Er versuchte, sich am Hinterkopf zu berühren. »Greif mal rum und fühl an den Bandagen.«
    »Dixie, was soll. . .«
    »Mach’s einfach.«
    Ich langte nach hinten und strich mit den Fingerspitzen über das Heftpflaster.
    »Fühlt sich an, als war da 'ne Rolle Münzen versteckt, nicht?« sagte er. »Liegt daran, daß ich grade aufgewacht bin, als mir dieser Kerl eins mit 'nem Montiereisen oder Totschläger überziehen wollte. Er hätte mir die Birne zerdeppert, aber ich könnt mich zur Seite drehen, als er

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