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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sie?«
    »Was spielt das schon für 'ne Rolle? Es ist ein Fall für die örtliche Polizei. Ich will ganz offen sein, Robicheaux. Pugh ist mir völlig egal. Ich will Sally Dio ins Loch befördern, diesen gemeingefährlichen Irren. Und wie ich ihn da hineinbekomme, ist mir ebenfalls egal. Sie können Dixie Lee von mir ausrichten, daß ich stets die Ohren spitze, wenn er was über Sally Dee zu erzählen hat. Andernfalls dürften wir kaum ins Geschäft kommen.«
    »Warum sollte er überhaupt für diesen Dio Land kaufen oder pachten? Gibt’s da 'ne Verbindung zum Ölgeschäft?«
    »He, das war gut, Robicheaux. Der Mob reißt sich die Ölbranche untern Nagel.« Er lachte aus voller Kehle. »Als würde Frankenstein mit der Alten vom Graf Dracula ins Bett springen. Ich nehm Sie nicht auf den Arm, die Vorstellung ist wirklich großartig. Die Jungs im Büro werden begeistert sein. Haben Sie noch mehr solche Theorien?«
    Dann fing er wieder an loszuprusten.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, legte ich den Hörer auf und ging dann durch den feuchten Glanz der Nachmittagssonne zur Anlegestelle hinunter, um Batist zu helfen, den Fischköderladen zu schließen.
    Am Abend fuhr ich mit Alafair hinunter zum Cypremort Point, wo wir an einem der Pavillons gekochte Krabben aßen. Wir saßen auf einer überdachten Veranda an einem der mit karierten Decken gedeckten Tische am Strand und beobachteten gemeinsam, wie die Sonne hinter langen Reihen abgestorbener Zypressen, dem Riedgras, ein paar versandeten Meeresarmen und den dahinterliegenden Feuchtgebieten unterging, die sich bis nach Texas erstrecken. Die Ebbe hatte eingesetzt, und die Molen ragten schwarz und starr aus der flachen grauen Weite der Bucht unter den blutroten Wolkenstreifen, die sich am Horizont im Westen erstreckten. Über dem Wasser drehten Möwen ihre Runden, und im Riedgras stand ein einzelner Blaureiher, dessen hochgewachsener Körper mit den Stelzenbeinen wie hingemalt wirkte.
    Alafair machte sich wie immer mit rücksichtsloser Ungeschicklichkeit über ihre Krabben her. Sie zerquetschte sie mit einem kleinen Holzschlegel, riß die Scheren ab, um dann mit verschmierten Fingern und aufrichtiger Unschuldsmiene den Rest der Schalentiere zu zermatschen, wobei Saftspritzer und Fleischfetzen über den ganzen Tisch flogen. Anschließend mußte ich mit ihr zur Toilette gehen und ihr mit feuchten Papierhandtüchern Haare, Gesicht und Arme säubern.
    Auf dem Rückweg hielt ich in New Iberia, um einen Walt-Disney-Film auszuleihen, dann rief ich Batist an und lud ihn und seine Frau ein, ihn sich mit uns anzuschauen. Mein Videorecorder faszinierte Batist schon immer, und wie er funktioniert, ist ihm nie ganz klar geworden.
    »Die Leute, die den Film machen, die stecken den in die Schachtel, nich, Dave?« sagte er.
    »So ist es.«
    »Is genau wie im Kino?«
    »So ist es.«
    »Aber wie kommt’s dann in die Antenne und in den Fernseher?«
    »Mit der Antenne hat das nichts . . .«
    »Und wie kommt’s, daß man’s nur in deim Fernseher sehn kann?«
    »Es tut nicht aus dem Haus rausgehn«, meinte Alafair.
    »Nicht ›tut‹. Sag einfach: ›Es geht nicht aus dem Haus raus.‹«
    »Warum sagst du zu ihr das?« sagte Batist. »Sie kann Englisch so gut wie wir.«
    Ich beschloß, uns etwas boudin warm zu machen und Limonade zu holen.
    Ich lieh den Film aus, weil ich nicht wollte, daß sich Alafair abends oder wenn ich nicht zu Hause bin, das normale Fernsehprogramm anschaute. Mag sein, daß ich manchmal überfürsorglich und zu vorsichtig war. Aber es war schon vorgekommen, daß jegliches Leben aus ihren Augen verschwunden war und sie mit aufgesperrtem Mund und leblosem Blick dasaß, als ob jemand sie geohrfeigt hätte, nachdem die Fernsehnachrichten mit ihren gewalttätigen Bildern über Kriege im Nahen Osten und Lateinamerika berichtet hatten.
    Disneyfilme, Limonade, boudin und eine Krabbenmahlzeit im Abendwind auf einer Veranda am Ufer waren wahrscheinlich nur ein unzureichender Ersatz für die Entbehrungen, denen sie ausgesetzt war. Man kann indes nur geben, was man hat, es vielleicht mit einem stillen Gebet verbinden und darauf hoffen, daß sich irgendwann Zuneigung in Vertrauen verwandelt und die Erinnerungen verblassen läßt. Ich weiß es nicht. Geheimnisse sind mir fremd, und ich habe nicht mal für meine eigenen Probleme eine Lösung. Aber ich war fest entschlossen, daß Alafair nie mehr unnötiger Schmerz zugefügt werden würde, nicht, solange sie sich in meiner Obhut

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