Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
befand und in diesem Land lebte.
»Dies hier ist unser Revier, stimmt’s, Batist?« sagte ich, als ich ihm einen Pappteller mit geschnittenem Boudin reichte.
»Was?« Seine Aufmerksamkeit war wie Alafairs gänzlich von Donald Duck am Bildschirm gefesselt. Draußen blinkten die Glühwürmchen in den Pecanobäumen.
»Das Land hier ist unser Cajun-Land, richtig, Partner?« sagte ich. »Hier bestimmen wir die Regeln, hier weht unsere Fahne.«
Er warf mir einen fragenden Blick zu und widmete sich dann wieder dem Zeichentrickfilm. Alafair, die auf dem Fußboden hockte, schlug sich auf die Schenkel und quiekte vor Begeisterung, als Donald Duck seinen Neffen Zunder gab.
Am nächsten Tag besuchte ich wieder Dixie Lee im Lourdes und brachte ihm ein paar Zeitschriften mit. Sein Zimmer strahlte im Sonnenlicht, und man hatte ihm eine grüne Vase mit Rosen ans Fenster gestellt. Der Hilfssheriff ließ uns allein, und Dixie, der auf der Seite lag, schaute vom Kopfkissen zu mir auf. Sein Blick war klar, und seine frisch rasierten Wangen waren rosig.
»Du siehst schon besser aus«, sagte ich.
»Zum erstenmal seit Jahren fließt in meinen Adern mehr Blut als Whiskey. Ziemlich komisches Gefühl, muß ich dir sagen. Ich fühl mich sogar so gut, daß ich mir die Infusionsnadel rausziehen könnte. Aber die Tausendfüßler brauchen bestimmt bald wieder was zum Beißen.«
Ich nickte zu den Rosen am Fenster und grinste.
»’ne neue Verehrerin?« sagte ich.
Statt zu antworten, malte er mit dem Zeigefinger ein Muster auf dem Bettlaken, als drehe er einen unsichtbaren Penny hin und her.
»Du bist doch katholisch erzogen, nicht?«
»Ja.«
»Gehst du noch zur Kirche?«
»Sicher.«
»Glaubst du, daß Gott uns hier unten bestraft? Nicht erst im Jenseits.«
»Ich halte es für ungesund, darüber nachzudenken.«
»Mein kleiner Sohn ist in 'nem Feuer umgekommen, das durch 'ne freiliegende Stromleitung unter 'nem Teppich entstanden ist. Hätte ich besser aufgepaßt, wär’s nicht passiert.
Dann hab ich drüben in Fort Worth den Sohn von diesem Mann umgebracht, und jetzt bin ich selbst in 'nen Brand geraten, und 'n junges Mädchen ist tot.«
Die Verwirrung und sein Schmerz waren nicht zu übersehen.
»Da, wo ich herkomme, gab’s mehr als einen Prediger, der mir gesagt hat, wohin mich die Sauferei und die Drogen noch bringen. Ich hab ihnen nicht zugehört«, sagte er.
»Hör schon auf, Dixie. Versuch nicht, Gott dafür verantwortlich zu machen, was in deinem Leben schiefgeht. Schau mal aus dem Fenster. Es ist ein herrlicher Tag, du bist am Leben und fühlst dich schon besser, vielleicht hast du ja Möglichkeiten, an die du noch gar nicht gedacht hast. Konzentriere dich auf die positiven Dinge des Lebens.«
»Die werden versuchen, mich umzubringen.«
»Wer?«
»Vidrine und Mapes. Oder ’n anderes Arschloch, das die Firma anheuert.«
»Solche Typen machen das nicht in der Öffentlichkeit.«
Er sah mich schweigend an, als ob uns ein Drahtverhau trennen würde.
»Zu viele Leute behalten im Augenblick die beiden im Auge«, sagte ich.
»Du weißt nicht, um wieviel Geld es geht. Du kannst es nicht mal raten. Du kannst dir nicht vorstellen, was diese Mistkerle nicht alles für Geld tun.«
»Du stehst unter Arrest.«
»Erspar mir doch den Scheiß, Dave. Willie da draußen wollte gestern abend bloß mal Zigaretten holen gehen. Da war’s elf. Er hat mich mit Handschellen ans Bettgestell gefesselt und ist dann zwei Stunden später zurückgekommen. Auf 'nem Zahnstocher hat er rumgekaut und gerochen wie ein Hamburger mit 'ner doppelten Portion Zwiebeln.«
»Ich rede mit dem Sheriff drüber.«
»Ist das der, der meint, ich hätte bloß Hafergrütze im Schädel? Du denkst eben wie ein Bulle, Dave. Du hast vielleicht 'ne Menge Leute eingelocht, aber du hast nicht die blasseste Ahnung, wie’s hinter schwedischen Gardinen zugeht. Wollen sich beispielsweise zwei Häftlinge, die den Ton angeben, irgendein armes Bürschchen in ihrer Zelle vorknöpfen, dann kannst du sicher sein, daß es auch hingeschleppt wird. Oder ’n Kerl will dich aus dem Weg räumen, weil du mit der Zahlung für ein paar Zigaretten im Rückstand bist. Dann kriegste eben 'nen Eisenhaken in die Milz gerammt, während du vom Speisesaal zurück in deine Zelle gehst. Typen wie Willie da draußen sind doch ’n schlechter Witz.«
»Was kann ich sonst für dich tun?«
»Nichts. Du hast alles probiert. Mach dir keine Sorgen.«
»Ich lasse dich nicht im Stich. Glaub
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