Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Regen schimmerten und dann verschwanden. Soviel ich wußte, wurde er noch immer per Haftbefehl gesucht. Warum war Cletus in die Staaten zurückgekehrt? Und was hatte er in Lafayette vor?
Aber sollten sich andere darüber den Kopf zerbrechen, nicht ich. Na denn, viel Glück, Partner, dachte ich bei mir. Wohinter du auch her bist, ich hoffe, es führt dich dahin, wo schon die Geier auf dich warten.
Ich überquerte die Straße und parkte vor der Bezirksniederlassung von Star Drilling. Mit der Tür ins Haus zu fallen mag töricht erscheinen, zumal ich als einfacher Bürger kam und nicht als Vertreter des Gesetzes. Aber meine polizeilichen Erfahrungen mit Wirtschaftskriminellen hatten mich eines gelehrt: Sie sehen durchaus, daß sie eines Tages mit dem Gesetz in Konflikt geraten, doch dies ist ihrer Ansicht nach ein Problem ihrer Anwälte, und die werden schon dafür sorgen, daß es bei der gerichtlichen Voruntersuchung zugeht wie bei einer eher abstrakten Meinungsverschiedenheit unter Ehrenmännern. Doch sie beben vor Wut und Angst, wenn ein Zivilbulle mit einem IQ von vielleicht gerade mal 95, den 357er gut sichtbar unter der Jacke und in der Hosentasche einen Totschläger, so plötzlich wie eine zuschlagende Zellentür in ihr Leben tritt und ihnen zu verstehen gibt, daß er Habeas corpus für den lateinischen Namen einer Krankheit hält.
Ich zog meinen Mantel über und lief durch den Regen zum Gebäude. Das Vorzimmer von Star Drilling, durch gläserne Zwischenwände abgeteilt, bevölkerten Konstruktionszeichner und Männer, die wie Geologen oder Makler aussahen. Die indirekte Beleuchtung warf ein warmes Licht auf die mit Kiefernholz getäfelten Wände, und die Klimaanlage lief auf vollen Touren, so daß ich unter meinem klammen Leinenmantel sofort zu frösteln begann. Die Geologen, oder was sie auch waren, liefen von Tisch zu Tisch, raschelten mit topografischen Landkarten in den ausgestreckten Händen, und ihre Gesichter spiegelten ihre Selbsteinschätzung wider, wenn ihre Finger über das Papier huschten und ganze Städte oder Verwaltungsbezirke einkreisten.
Nur das Mädchen am Empfang bemerkte mein Kommen. Ich sagte ihr, daß ich mit dem Verantwortlichen für die Abbaugebiete in Montana sprechen wollte.
Sein breiter Schreibtisch war aus Eichenholz, der Bezug des Stuhls aus kastanienbraunem Leder, an den holzverkleideten Wänden hingen die Schädel erlegter Hirsche, eine ausgestopfte Raubmöwe und zwei Steinschloßgewehre. Auf einem Beistelltisch stand auf einem Sockel ein in natürlicher Haltung präparierter Luchs, der die Zähne fletschte und in dessen gelben Glasaugen Angriffslust funkelte.
Sein Name war Hollister. Er war groß, hatte dichte graue Haare, die militärisch kurz geschoren waren, und der Blick seiner fahlblauen Augen verriet Entschlossenheit. Wie bei den meisten Managern im Ölgeschäft klang sein Tonfall nach Texas oder Oklahoma, außerdem kleidete er sich ziemlich exzentrisch, was ebenso typisch war. Ein teurer grauer Mantel hing an einem Kleiderständer, seine Manschettenknöpfe waren so groß wie Vierteldollarmünzen und mit Abbildungen kleiner Ölbohrtürme geprägt. Seine Schnurkrawatte wurde von einer braunen und silbernen Brosche gehalten.
Er hörte mir einen kurzen Moment zu, während seine Riesenpranken auf der Schreibtischplatte ruhten und er eine Miene zog, als sehe er einen Schneesturm heraufziehen.
»Warten Sie mal. Sie kommen zu mir ins Büro, um mich über meine Angestellten zu befragen? Über einen Mord?«
Ich sah kleine weiße Hautfalten in seinen Augenwinkeln.
»Es geht um mehr als einen, Mr. Hollister. Das Mädchen, das im Feuer umgekommen ist, und noch vielleicht ein paar Leute in Montana.«
»Sagen Sie mal, wer glauben Sie denn, daß Sie sind?«
»Das sagte ich Ihnen bereits.«
»Nein, haben Sie nicht. Sie haben meine Empfangsdame angelogen, um sich hier Zutritt zu verschaffen.«
»Sie haben ein Problem mit Ihren Mitarbeitern. Und Sie werden es auch noch haben, wenn ich aus der Tür bin.«
Seine blassen Augen nahmen mich ins Visier. Er hob einen Finger vom Schreibtisch und zielte damit auf mich.
»Sie sind nicht wegen Dixie Pugh hier«, sagte er. »Sie regen sich über was anderes auf. Was, kann ich nicht sagen, aber Sie machen mir keinen vertrauenswürdigen Eindruck.«
Ich fuhr mir mit dem Daumen über den Mundwinkel, schaute kurz zur Seite und pochte mit den Fingern auf die Armlehne des Ledersessels.
»Es liegt doch auf der Hand, daß Sie Dixie Lee ein
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