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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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eine Dose Soda und machte ihre Hausaufgaben, während ich im Nichtraucherbereich saß und der Versammlung zuhörte. Die Gruppe bestand überwiegend aus Arbeitern der Sägewerke, Holzfällern, Indianern, Serviererinnen, abgebrühten Arbeiterkids, die genausoviel über Drogen sprachen wie über Alkohol, und Veteranen der Gosse, deren Furchen sich mit jedem Glas Schnaps ein bißchen tiefer eingegraben hatten. Als die Reihe an mir war, nannte ich meinen Namen und gab das Wort weiter. Ich hätte von meinen Alpträumen erzählen sollen, den unerklärlichen Depressionen, die mich fühllos wie ein ausgeweidetes Tier in ein langsam verglühendes Feuer stieren ließen; aber für die meisten anderen war das drängendste Problem nicht psychologischer Natur und hatte auch nichts mit der körperlichen Sucht zu tun – sie waren arbeitslos und auf Lebensmittelmarken angewiesen –, da schien mir mein Korb voller Schlangen ein unwürdiges Diskussionsthema.
    Nachdem wir früh zu Abend gegessen hatten, lief ich mit Alafair den gewundenen Fußpfad zu dem großen weißen M aus Beton am Berg oberhalb der Universität hinauf. Von dort konnten wir das ganze Tal überblicken: den Clark Fork, der Hochwasser führte und sich gelb und tief durch die Stadt schlängelte, die weißen Schaumkronen an den Felsen, den reichen Baumbestand vieler Stadtviertel, die Sonnenstrahlen, die in die Canyons am westlichen Horizont fielen, die Rauchfahne aus der Zellstoffabrik, die sich über dem Fluß ausbreitete, und die Radfahrer und Jogger wie Miniaturfiguren unten auf dem Campus. Als die Sonne hinter einem Berggipfel verschwand, die Luft kälter wurde und das Tal in einem purpurroten Dunstschleier versank, erstrahlten in der ganzen Stadt die Hauslichter, Straßenlampen und Neonreklamen, und im Süden konnte man im Abendrot die dichten Ponderosa-Wälder hoch oben in den Bitterroots sehen.
    Alafair saß neben mir auf dem Sockel des Betonbuchstabens. Sie wischte sich Dreck von den Knien, und ich sah, wie sie die Stirn runzelte.
    »Dave, wem gehört der Hut?« sagte sie.
    »Was?«
    »Auf dem Stuhl. Neben dem Kamin. Der schwarze Hut.«
    »Oh«, sagte ich. »Ich glaube, eine Dame hat ihn dort vergessen.«
    »Ich hab mich draufgesetzt. Hab vergessen, es dir zu sagen.«
    »Mach dir deshalb keine Sorgen.«
    »Sie wird nicht böse?«
    »Nein, natürlich nicht, kleines Kerlchen. Wegen so was brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    Am nächsten Tag traf ich die nötigen Vorbereitungen, damit Alafair bei ihrem Kindermädchen bleiben konnte, falls ich in der kommenden Nacht außerhalb der Stadt sein würde, und machte mich dann auf den Weg zum Reservat der Schwarzfuß-Indianer, das jenseits der Berge im Osten von Glacier Park lag. Im ersten Morgenlicht folgte ich dem Lauf des Blackfoot River durch Canyons aus rosa Felsgestein, und der Rauch verbrannten Holzes aus Hütten, die weiter hinten auf den Bergwiesen standen, trieb durch die Kiefernwälder links und rechts der Straße. Aus den schneebedeckten Bergen ergoß sich noch immer viel Schmelzwasser, und die Strömung brodelte um die Steinbrocken im Fluß. Dann wurde die Landschaft offener, bestand nun aus breiten Tälern und Weideland mit niedrigen grünen Hügeln und weiteren Bergen in der Ferne. Die Gegend, in die ich nun hochfuhr, war noch dichter bewaldet; unmittelbar am Straßenrand erhoben sich fast senkrechte Felswände mit überhängenden Klippen, Canyons und Bäume waren in dunkle Schatten getaucht, und als ich die Holzfällerstadt Lincoln erreichte, war es merklich kühler geworden, und feuchter Dunst hatte sich an den Fenstern des Wagens abgesetzt. Die Straße war wolkenverhangen, und ich hatte ein Sausen in den Ohren, als ich am Rogers-Paß den Scheitelpunkt des Gebirgsmassivs erreichte, wo Bäche geschmolzenen Schnees zwischen den Kiefern an den Bergwäldern hervorquollen, über den Highway strömten und Teile des Seitenstreifens in die Tiefe spülten. Die Kiefern sahen fast schwarz aus und schimmerten in feuchtem Glanz.
    Dann war ich plötzlich wieder an der Sonne, draußen auf der Ostseite der Bergkette, fuhr auf sanft gewellte Weizenfelder und Viehweiden zu, und der einzige Horizont, den es gab, war die Rocky-Mountain-Front in meinem Rückspiegel. Bis Choteau und Dupuyer kam ich zügig voran, und kurze Zeit später hatte ich das Reservat der Schwarzfuß-Indianer erreicht.
    Ich war schon in einigen Indianerreservaten gewesen oder zumindest hindurchgefahren, und keins davon war ein angenehmer Ort. Dieses

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