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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Galerie und am Rand der Treppe standen Kaffeedosen, in denen Petunien blühten. Die Frau, die dort wohnte, sah sehr alt aus. Ihr weißes Haar war wie mit dunklen Strähnen durchsetzt, ihre runzelige Haut wie Leder und um Augen und Mund von Falten durchzogen, die an Spinnennetze erinnerten.
    Ich saß mit ihr im Wohnzimmer und versuchte zu erklären, wer ich war und daß ich herausfinden wollte, was ihrem Sohn Clayton Desmarteau und seinem Cousin zugestoßen war. Aber ihre Miene blieb unnahbar und unsicher, und jedesmal, wenn ich sie direkt ansah, wich sie meinem Blick aus. Auf dem Tisch neben dem winzigen Kamin stand das eingerahmte Foto eines jungen Indianers in Uniform. Vor dem Bild lagen zwei geöffnete Filzschachteln, die das Purple Heart und den Silver Star enthielten.
    »Der Stammesvorsitzende meint, daß Ihr Sohn vielleicht einfach vorübergehend die Gegend verlassen hat«, sagte ich. »Vielleicht hat er sich nach einer anderen Arbeitsstelle umgesehen.«
    Diesmal sah sie mich an.
    »Clayton ist nirgendwohin«, sagte sie. »Er hatte einen Job an der Tankstelle in der Stadt. Er kam jeden Abend nach Hause. Sein Auto wurde im Straßengraben gefunden, zwei Meilen von hier. Er würde nicht weggehen und sein Auto im Straßengraben lassen. Sie haben ihm was angetan.«
    »Wer?«
    »Leute, die seine Organisation treffen wollen.«
    »Das AIM?«
    »Einmal wurde er zusammengeschlagen. Sie haben immer versucht, ihm was zuleide zu tun.«
    »Wer hat ihn zusammengeschlagen?«
    »Leute, die nichts taugen.«
    »Mrs. Desmarteau, ich will herausfinden, was mit Clayton geschehen ist. Hat er je irgendwelche Namen erwähnt, jemanden, der ihm Schwierigkeiten macht?«
    »Das FBI. Sie sind zur Tankstelle gekommen und haben sich auch telefonisch nach ihm erkundigt.«
    »Wie ist es mit Harry Mapes und Dalton Vidrine? Erinnern Sie sich, daß er diese Namen benutzt hat?«
    Sie antwortete nicht. Ihr Blick verlor sich im Nichts, als sie eine Prise Kautabak aus einer Dose Copenhagen nahm und sich zwischen Lippen und Gaumen schob. Staubkörnchen tanzten in den Lichtstrahlen, die durchs Fenster fielen. Ich bedankte mich, daß sie, mir ihre Zeit geopfert hatte, und fuhr zum Verwaltungssitz des County, und die Schatten der Seidenholzbäume huschten über meine Windschutzscheibe.
    Der Sheriff war nicht in der Stadt, und sein Deputy, mit dem ich mich im Gerichtsgebäude unterhielt, gab mir rasch das Gefühl, ein wohlmeinender, aber begriffsstutziger Außenseiter zu sein, der vom ländlichen Montana und dem Leben im Reservat etwa so viel Ahnung hat wie ein Sommerfrischler.
    »Wir sind diesem Fall vor etwa vier Monaten nachgegangen«, sagte er. Es war ein großer, hagerer Mann in Khakiuniform, der sich mehr darauf zu konzentrieren schien, seine Zigarette zu rauchen, als mit mir ein Gespräch zu führen. Sein Schreibtisch war übersät mit Papieren und Schnellheftern. »Seine Mutter und seine Schwester haben eine Vermißtenanzeige aufgegeben. Sein Auto haben wir mit gebrochener Achse im Straßengraben gefunden. Die Schlüssel waren weg, der Ersatzreifen war weg, das Radio war weg, jemand hat sogar die Uhr aus dem Armaturenbrett montiert. Was schließen Sie daraus?«
    »Jemand hat es ausgeschlachtet.«
    »Genau. Und zwar Clayton Desmarteau. Der Wagen sollte nämlich wegen ausstehender Zahlungen vom Händler eingezogen werden. Clayton und sein Cousin waren in einer Bar drei Meilen die Straße rauf und haben sich vollaufen lassen, und danach sind sie von der Fahrbahn abgekommen. So in etwa sehen wir die Sache.«
    »Und danach ist es ihm nicht mehr in den Sinn gekommen, zu Hause aufzutauchen?«
    »Von wo kommen Sie noch mal?«
    »New Iberia, Louisiana.«
    Er blies Rauch in einen Sonnenstrahl, der durchs Fenster fiel. Sein Haar war schon ziemlich schütter.
    »Ob Sie’s glauben oder nicht, so was ist hier nicht ungewöhnlich«, sagte er. Er senkte die Stimme und klang jetzt resigniert und müde. »Wir reden hier von zwei Typen vom AIM. Einer davon, Claytons Cousin, hat in South Dakota gesessen. Außerdem wird er wegen ausstehender Unterhaltszahlungen gesucht. Clayton hat auch einigen Dreck am Stecken.«
    »Welcher Art?«
    »Schlägereien, unerlaubter Waffenbesitz, solcher Quatsch halt.«
    »Ist es vorher schon mal vorgekommen, daß er einfach abhaut und nicht zur Arbeit erscheint?«
    »Jetzt schauen Sie mal, die Sache sieht doch so aus. An dieser Straße gibt’s nur eine Bar. Dort waren sie bis Mitternacht. Von der Bar bis zu Claytons Haus sind es fünf

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