Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
hat.«
»Sag, sie ›hat keinen‹.«
»Sie hat keinen Mann. Wie kommt das denn, Dave?«
»Weiß ich nicht. Manche Leute haben einfach keine Lust zu heiraten.«
»Warum?«
»Du hast mich schon verstanden.«
Wir aßen noch ein Stück Kuchen, bevor wir das Licht ausschalteten und zu Bett gingen. Unsere Schlafzimmer lagen nebeneinander, und die Verbindungstür stand offen. Ich hörte das Pfeifsignal eines Güterzugs.
»Dave?«
»Was ist?«
»Warum heiratest du nicht Miss Regan?«
»Ich werd’s mir überlegen. Bis morgen dann, kleines Kerlchen.«
»Okay, großer Kerl.«
»Gute Nacht, kleines Kerlchen.«
»Gute Nacht, großer Kerl.«
Am nächsten Morgen führte ich Ferngespräche mit Batist, dem Mann, der die Kaution für mich hinterlegt hatte, und meinem Anwalt. Batist kam mit dem Fischködergeschäft bestens zurecht, der Kautionssteiler sah meiner Rückkehr zur Verhandlung in Louisiana mit Gelassenheit entgegen, aber der Anwalt hatte es nicht geschafft, eine Vertagung zu erreichen, was ihm Sorgen bereitete.
»Haben Sie in Montana irgendwas herausgefunden?« sagte er.
»Nichts Konkretes. Aber ich glaube, was Dixie Lee über Mapes erzählt hat, entspricht der Wahrheit. Daß er hier zwei Männer umgebracht hat, Indianer wahrscheinlich.«
»Lassen Sie sich eines gesagt sein, Dave. Das könnte Ihr einziger Ausweg sein. Wenn Sie dafür sorgen, daß er in Montana eingesperrt wird, kann er in Louisiana nicht als Belastungszeuge gegen uns auftreten.«
»Noch sind wir nicht in der letzten Runde.«
»Sieht ganz so aus, aber bis jetzt haben wir noch keine Verteidigungsstrategie. Traurig, aber wahr. Ich habe einen Privatschnüffler engagiert, um Mapes ein bißchen auszuleuchten. Mit siebzehn hat er in Marshall, Texas, einen anderen Jungen mit einem Golfschläger zu Brei geschlagen, sonst hat er keine Vorstrafen. Er hat einen Abschluß der University of Texas und war dann als Hubschrauberpilot in Vietnam. Ansonsten ist seine Vergangenheit ein weißes Blatt. Dürfte schwer werden, ihn vor Gericht als zweiten Jack the Ripper zu präsentieren.«
»Warten wir’s ab«, sagte ich. Ich wollte mir nicht eingestehen, daß er die Wahrheit gesagt hatte, doch ich spürte, wie mein Herz zu rasen begann.
»Der Oberstaatsanwalt denkt schon laut über einen Handel nach«, sagte er.
Ich blieb stumm und lauschte dem Zirpen der Fernverbindung. Durchs Fenster konnte ich sehen, wie sich im Vorgarten die Blätter des Ahornbaums sanft im Wind kräuselten.
»Dave, wir nähern uns langsam einem Punkt, wo wir besser auf ihn hören sollten.«
»Was für ein Handel?«
»Einfacher Totschlag. Wir werden behaupten, daß Sie provoziert worden sind, und er wird das nicht anfechten. Sie werden fünf Jahre bekommen, und bei guter Führung sind Sie in drei wieder draußen, wenn nicht früher.«
»Kein Handel.«
»Es könnte sich aber als das einzige Spiel herausstellen, bei dem Sie mitmischen dürfen.«
»Ein Scheißspiel.«
»Mag sein, aber ich bin verpflichtet, Ihnen noch etwas zu sagen. Wir haben es mit Richter Mouton zu tun. Er hat sechs Männer, die ich kannte, auf den elektrischen Stuhl geschickt. Ich glaube zwar nicht, daß er das auch mit Ihnen vorhat, aber er ist ein reizbarer alter Hurensohn, und man kann nie wissen.«
Nachdem ich aufgelegt hatte, versuchte ich, auf der Veranda eine Tasse Kaffee zu trinken und die Zeitung zu lesen, aber die Buchstaben verschwammen vor meinen Augen.
Ich spülte das Geschirr, machte die Küche sauber und fing an, das Öl in meinem Truck zu wechseln. Ich gab mir Mühe, nicht weiter über das Gespräch mit meinem Anwalt nachzudenken. Immer schön eins nach dem anderen und dabei ganz ruhig bleiben, redete ich mir ein. Zerbrich dir nicht den Kopf über die Probleme von morgen. Die Zukunft ist genausowenig beeinflußbar wie die Vergangenheit, aber man kann immer auf die Gegenwart einwirken. Das Leben ist nichts als eine stete Abfolge von Gegenwarten. Denke über die Gegenwart nach.
Doch die Angst, die mir die Brust zuschnürte, wollte nicht vergehen. Ich lag unter dem Auto und werkelte vor mich hin, und als ich mit beiden Händen den Schraubenschlüssel um die Mutter zog, die die Ölwanne hielt, lösten sich ein paar Dreckklumpen und fielen mir in die Augen. Der Schraubenschlüssel rutschte ab, und ich schürfte mir an der Ölwanne die Knöchel auf. In diesem Moment klingelte das Telefon im Haus.
Ich kroch unter dem Auto hervor, ging hinein und nahm den Hörer ab. Von zwei Knöcheln war die Haut
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