Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
öffnete sie kurz ihren Mund, um ihn gleich darauf wieder zu schließen, doch dann schob sie ihre Zunge in meinen, und ich spürte, wie sie sich fordernd an mich preßte. Als ich meine Hände über ihren Hintern und die Schenkel gleiten ließ und ihr zärtlich in die Schultern biß, spürte ich, wie sich eins ihrer Beine zwischen meine drängte und sie ihr Haar an meinen Wangen rieb.
Schweigend ließen wir die Rollos im Schlafzimmer herunter, bevor wir uns auszogen, so als ob jedes weitere Wort uns nur zu moralischen Erkenntnissen geführt hätte, von denen wir gar nichts wissen wollten, während unsere erhitzten Körper übereinander herfielen und wir den Kloß, der uns beiden in der Kehle saß, mit immer neuen Küssen bekämpften.
Seit dem Tod meiner Frau hatte es in meinem Leben nur eine Frau gegeben, und seit fast einem Jahr hatte ich enthaltsam gelebt. Sie faßte nach unten und half mir, in sie einzudringen, spreizte die Beine so weit, wie sie konnte, und ließ ihre Hände über meine Taille und Schenkel kreisen. Eine leichte Brise klapperte an den Rollos, und im Zimmer war es dunkel und kühl, aber mein Körper war steif und heiß und mein Nacken von einem Schweißfilm bedeckt, und wie ich mich auf ihr abmühte, kam ich mir unbeholfen und fast viehisch vor. Sie hörte auf, sich zu bewegen, drückte mir einen Kuß auf die Wange und lächelte. Atemlos und mit dem überraschten Gesichtsausdruck eines Mannes, dessen vermeintliches Wissen über Frauen sich immer wieder als falsch erweist, blickte ich auf sie hinab.
»Du brauchst dich nicht zu beeilen«, sagte sie leise, fast flüsternd. »Und du brauchst auch keine Angst zu haben.
Warte«, sagte sie dann und schob mich mit sanftem Druck von sich. Sie kämmte sich mit der Hand die Haare aus den Augen, setzte sich auf mich, küßte mich auf den Mund, hockte sich dann auf die Knie und ließ mich wieder in sich eindringen. Ihre Augen schlossen und öffneten sich in rascher Folge, als sie ihre Schenkel gegen mich preßte, sich auf den Händen abstützte und mich schweigend und voller Liebe ansah.
Sie kam vor mir, und ihr Gesicht wurde energisch und wie abwesend, und ihr Mund öffnete sich plötzlich wie eine Blüte. Und dann spürte ich, wie sich die erotischen Sehnsüchte meiner einsamen Nächte, all meine Ängste und die Schmerzen der Enthaltsamkeit in meinen Lenden zusammenballten und aus mir herausströmten wie eine Welle, die ohne jedes Geräusch aus einer Höhle am Meeresufer zurückweicht.
Sie hatte sich unter dem Laken an mich gekuschelt und spielte mit den Fingern in den Haaren auf meinem Hinterkopf. Der Schatten einer Weide im Hinterhof bewegte sich über die Rollos.
»Du fühlst dich mies, nicht wahr?« sagte sie.
»Nein.«
»Du glaubst, daß wir das nicht hätten tun dürfen?«
Ich antwortete nicht.
»Dave, Clete ist impotent«, sagte sie.
»Was?«
»Er geht ständig zum Arzt, aber es nützt nichts.«
»Seit wann ist er impotent?«
»Ich weiß nicht. Schon seit ich ihn kenne. Er sagt, es kommt von einem Fieber, das er sich in Guatemala geholt hatte. Er sagt, es wird schon vergehen. Er tut, als ob es überhaupt kein Problem wäre.«
Ich richtete mich auf dem Ellbogen auf und sah sie an.
»Versteh ich dich richtig«, sagte ich, »du lebst mit einem impotenten Mann zusammen?«
»Er kann doch nichts dafür. Er war immer gut zu mir, nur auf ’ne andere Art. Er ist großzügig und behandelt mich mit Respekt. Er nimmt mich überall mit, wo Indianer sonst keinen Zutritt haben. Warum schaust du so komisch?«
»Tut mir leid, ist nicht so gemeint«, sagte ich.
»An was denkst du?«
»An gar nichts. Ich versteh es nur nicht ganz.«
»Was verstehst du nicht?«
»Eure Beziehung. Sie macht keinen Sinn.«
»Vielleicht geht sie dich gar nichts an.«
»Er war mein Partner. Ich liege mit seiner Freundin im Bett. Denkst du nicht, daß mich das auch betrifft?«
»Diese Art zu reden mag ich nicht.«
Mir wurde klar, daß jedes weitere Wort falsch gewesen wäre. Ich setzte mich auf die Bettkante und drehte ihr den Rücken zu. Der Wind drückte die Rollos nach innen, und ein greller Sonnenstrahl fiel ins Zimmer. Nach einer Weile drehte ich mich wieder um. Sie hatte sich das Laken über die Brust gezogen.
»Ich sollte versuchen, nicht so schnell Urteile über andere Leute zu fällen. Ich entschuldige mich dafür«, sagte ich. »Aber er und ich waren mal gute Freunde. Du sagst mir, er ist impotent. Du legst mir nahe, ich hätte keinen Grund, mich mies zu
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