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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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würde. Aber nach 'ner Woche fingen alle möglichen Schuldgefühle an. Erinnerungen an den kleinen Jungen von dem Unfall in Fort Worth, Erinnerungen an meinen Jungen, der bei dem Brand umgekommen ist. Mann, ich konnt’s nicht aushalten. Allein in dieser winzigen Einzelzelle, in die bloß durch den Essensschlitz etwas Licht gekommen ist, und dann die verdammten Erinnerungen. Ich hätte Benzin gesoffen, wenn welches dagewesen wäre. Weißt du, was ich statt dessen getan hab? Ich hab nicht versucht, die Schuldgefühle aus meinem Kopf zu verbannen. Ich hab mich an ihnen hochgezogen. Ich habe mich in meinem Elend herumgewälzt, bis ich besoffen war. Wenn ich die Augen zugemacht und geschluckt habe, könnt ich sogar den schwarzen Kirschwein schmecken. Damals ist mir klargeworden, daß sich nie was ändert. Ich werde immer betrunken sein, egal, ob ich ’ne Zeitlang trocken bleibe oder rumziehe und mich vollaufen lasse.
    Also hab ich im Kopf angefangen, ein Lied drüber zu schreiben. Ich konnte alles hören, die Riffs, den Zupfbaß, der den Rhythmus vorgab, und auch der Text ist mir nach und nach eingefallen ...
You can toke, you can drop,
    Drink or use.
    It don’t matter, daddy,
    ’Cause you never gonna lose
    Them mean ole jailhouse
    Black cherry blues.
    Ich fuhr mir mit dem Handrücken über die Stirn. Ich wußte nicht, was ich ihm darauf antworten sollte.
    »Bist du noch dran?« fragte er.
    »Ja.«
    »Kommst du rüber?«
    »Vielleicht sehen wir uns ein andermal. Trotzdem besten Dank für die Einladung.«
    »Scheiß drauf. Ich bin ja immer in der Nähe. Tut mir leid, daß ich dich aufgehalten habe.«
    »Hast du nicht. Auf dem College waren wir gute Freunde, falls du dich noch erinnern kannst.«
    »Auf dem College waren alle gute Freunde. Das ist alles mit Cochran und Holly den Bach runtergegangen. Ich geh mir zur Anregung ’ne andere Bar suchen. Hier fällt mir alles auf die Nerven. Halt die Ohren steif, Dave.« Er legte auf.
    Einen Moment lang starrte ich erschöpft hinaus ins Sonnenlicht, dann ging ich vor die Tür und machte mit dem Ölwechsel weiter.
    Eine halbe Stunde später fuhr sie in ihrem roten Toyota-Jeep vor. Ich glaube, mir war klar, daß sie kommen würde, wenn Alafair in der Schule war. Es war wie das Gefühl, das einen überkommt, wenn man jemandem in die Augen schaut und dort ein Geheimnis entdeckt oder eine stille Übereinkunft – man schämt sich für die Gedanken, bei denen man sich ertappt. Sie trug ein gelbes Strandkleid und hatte Lippenstift, Lidschatten sowie reifenförmige Ohrringe angelegt. Die Lebensmitteltüten auf der Rückbank des Jeeps wirkten, als seien sie nur zufällig dorthin geraten.
    Ihr Lippenstift war fast schwarz, und als sie lächelte, blitzten ihre weißen Zähne auf.
    »Ihr Hut«, sagte ich.
    »Genau. Haben Sie ihn gefunden?«
    »Er ist im Wohnzimmer. Kommen Sie rein. Ich habe Kaffee aus Südlouisiana auf dem Herd.«
    Sie ging mir voraus, und mein Blick fiel auf ihr volles schwarzes Haar, das sich über ihrem Nacken türmte, und auf den Saum des Kleides, der sich um ihre Waden schmiegte. Als ich ihr das Fliegengitter aufhielt, roch ich das Parfüm hinter ihren Ohren und auf ihren Schultern.
    Während sie im Wohnzimmer ihren Hut an sich nahm, ging ich in die Küche. Ich hantierte mit Kaffeebechern, Untertassen, Löffeln, der Zuckerdose und einer Flasche Milch aus dem Kühlschrank herum, aber meine Gedanken waren dabei so geordnet wie die Teile eines Puzzles, das jemand in einer Schachtel kräftig durcheinandergeschüttelt hat.
    »Ich sehe immer zu, daß ich in Missoula einkaufe. Hier ist alles billiger als in Polson«, sagte sie.
    »Stimmt, vor allem Lebensmittel sind hier recht preiswert.«
    »Dixie Lee hat mich begleitet. Er ist gerade in einer Bar.«
    »Er hat mich angerufen. Sie müssen ihn nachher vielleicht an 'ner Kette dort rausziehen.«
    »Er kommt schon wieder auf die Beine. Wirklich schlimm ist er nur, wenn Sal ihn an Kokain ranläßt.« Sie hielt einen Moment inne. »Ich dachte, Sie wären vielleicht gar nicht zu Hause.«
    »Ich bin heut erst spät in die Gänge gekommen. Ein Haufen Telefongespräche und so Zeug.«
    Als sie die Becher und Untertassen vom Abtropfbrett nahm, berührten sich unsere Arme. Sie sah mir in die Augen und hob den Mund, und ich schlang meine Arme um ihre Schultern und küßte sie. Sie trat näher zu mir, so daß ihr Bauch sanft gegen meine Lenden stieß, und begann meinen Rücken zu streicheln. Während sie mich umarmt hielt und küßte,

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