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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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den ich je gesehen hatte. Die Felswände leuchteten rot und stiegen bestimmt hundert Meter senkrecht auf. Die Kammlinie war dicht mit Ponderosa-Kiefern bewachsen, und am Rand, wo sich die Strömung unter die vorspringenden Felsen gefressen hatte, wirbelten blaugrüne Strudel. Die Felsbrocken, die nahe am Ufer lagen, waren so weiß wie abgenagte Knochen und mit den Überresten von Insekten besprenkelt, und außerhalb des Schattens, den die mächtigen Felswände warfen, schienen die größeren Felsen mitten im Fluß in der Sonne zu dampfen, und über den Stromschnellen tanzten Fliegen im grauen Dunst.
    Ich befestigte eine Köderfliege an meinem Nylonvorfach und folgte Nygurski ins seichte Uferwasser. Das Wasser war so kalt, daß sich meine Beine anfühlten, als würde jemand mit einem Eispickel auf sie einstechen. Ich peilte eine flußaufwärts gelegene Stromschnelle an, beschrieb mit der Rute eine liegende Acht über meinem Kopf und sah, wie die Fliege durch den Strudel wirbelte, um die Felsbrocken herum und genau auf mich zu. Ich hob sie auf, holte erneut zum Wurf aus, wobei sie mit einem zischenden Geräusch Zentimeter neben meinem Ohr in der Luft trocknete, und setzte sie genau hinter eine borkenlose, sonnengebleichte Pappel, die Biber in den Fluß gekippt hatten. Am Ende des Stammes brach sich die Strömung in schmutzigen Schaumspritzern, und gerade als mein Haken daran vorbeitrieb und über eine ruhige, tiefe Stelle zog, sah ich eine Regenbogenforelle wie eine schillernde Luftblase vom kies- und schlickbedeckten Grund aufsteigen und meine Fliege in einem Nebel aus silbrigem Licht verschlingen.
    Ich hob die Rute hoch, gab mit der linken Hand Leine und ließ sie sich austoben. Sie ging ab wie eine Rakete, zuerst in die Strömung, dann in tieferes Wasser, die Fenwick vibrierte schmerzhaft in meinen Händen, und auf der Leine zitterten funkelnde Wassertropfen. Dann schoß sie plötzlich an die Wasseroberfläche, und die Sonne ließ ihre roten, rosa und grünen Streifen aufleuchten. Ich mußte ihr tief ins Wasser folgen, das mir jetzt bis zur Brust stand, und immer mehr Leine abspulen, damit das Vorfach nicht riß. Während der Fisch an der Angel zerrte und versuchte, die Leine um einen Felsen unter Wasser zu wickeln, ging ich flußabwärts hinter ihm her, bis mich wieder der dunkle Schatten des Canyons verschlang, wo mir ein kalter Wind ins Genick blies und die Luft nach Farnen und nassem Stein roch.
    Dann folgte ich einer Biegung, kam wieder in seichteres Wasser, wo der Gerölluntergrund meinen Tennisschuhen festen Halt bot. Hier war die Jagd zu Ende. Ich trieb den Fisch in einer kleinen Lagune in die Enge, wo er sich mit aus dem Wasser ragender Seitenflosse kraftlos über den trüben Grund schlängelte; ich verfolgte seine Anstrengungen kurze Zeit, dann kniete ich mich nieder, griff ins kalte Wasser, legte sorgsam eine Hand um seinen Bauch und hob ihn heraus. Er lag mir kalt und prall in der Hand, und sein Maul und die Kiemen schnappten verzweifelt nach Sauerstoff. Ich zog den Haken der Köderfliege aus seinem Maul und legte ihn zurück ins Wasser. Einen kurzen Augenblick schwebte er über dem Kiesbett, und seine Schwanzflosse schien in der schwachen Strömung erst die Balance austasten zu müssen, dann hüpfte er über einen kleinen Felsen und verschwand in der reißenden Strömung.
    Während Nygurski ein Stück weiter flußabwärts angelte, scharrte ich mit den Füßen einen kleinen Haufen Treibholz in der Sonne zusammen, zündete zwischen ein paar Steinen ein Feuer an und kochte uns eine Kanne extrastarken Kaffee, den ich in seinem Rucksack gefunden hatte. In der Sonne war es warm. Ich saß an eine abgestorbene Pappel gelehnt, trank den Kaffee schwarz aus einer Blechtasse und sah ihm beim Angeln zu. Eine neugierige Angus-Kuh, die wohl zu der Ranch gehörte, die etwas weiter flußaufwärts lag, trottete von ihrer nichteingezäunten Weide, bahnte sich vorsichtig einen Weg durch die Uferweiden und stapfte über die Steine am Flußrand ins seichte Wasser. Ich bekam mit, wie Nygurskis Schnur an einem Baumstumpf riß und er voller Enttäuschung zu mir zurückblickte. Ich deutete auf meine Armbanduhr.
    Mit geschulterter Angelrute kam er am Ufer entlanggelaufen. Seine Jeans waren durchnäßt bis zu den Hüften. Er streifte den Fischkorb aus Stroh von der Schulter, nahm drei Regenbogenforellen heraus und schlitzte ihnen die Bäuche auf, entfernte die Eingeweide und warf sie hinter sich in die Weiden. Anschließend stand

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