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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ganz danach aus, daß man mir den Mord an Dalton Vidrine in die Schuhe schieben würde, andererseits aber kann man nie vorausberechnen, was ein Psychopath tun wird, und daß er einer war, glaubte ich.
    Was mir Dan Nygurski über Sally Dios Anrufe in Vegas wegen der Entsendung eines Auftragskillers erzählt hatte, überzeugte mich immer noch nicht. Ein solches Verhalten wäre untypisch für den Mob, zumindest für Mitglieder, die ich aus New Orleans kannte. Sie lassen Belastungszeugen umlegen, kolumbianische Geschäftsrivalen und bevorzugt ihresgleichen, aber sie lassen keine gewöhnlichen Bürger aus dem Weg räumen, weil sie persönlich Groll gegen sie hegen. Ihre Organisationsspitze gestattet es gar nicht, weil dadurch die Aufmerksamkeit der Gesetzeshüter auf ihre geschäftlichen Aktivitäten gelenkt wird und die teuer erkauften Stillhalteabkommen mit Politikern, Polizeioberen und Richtern in Gefahr geraten. Sally Dio war nur ein verkommener kleiner Ganove, aber sein Vater war clever und verschlagen, hatte unzählige Bandenkriege und Machtkämpfe innerhalb der Mafia überlebt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß sie wegen eines ausgeschlagenen Zahns aufs Ganze gehen würden.
    Die Zusammenkunft des Exekutivkomitees dauerte bis zum ersten Morgengrauen, dann vertagte es sich, ohne eine Entscheidung gefällt zu haben. Wie immer, wenn ich mich schwach, müde und von den unzulänglichen Bemühungen, meine Probleme zu meistern, ausgebrannt fühlte, legte ich mein Schicksal in die Hände meiner höheren Macht. Dann bereitete ich uns ein Frühstück aus Würstchen und Eiern, brachte Alafair zur Schule, sorgte dafür, daß sie am Nachmittag bei ihrem Kindermädchen bleiben konnte, legte meinen 45er nebst einem Reservemagazin unter den Sitz des Trucks und machte mich auf den Weg zum Reservat der Schwarzfuß-Indianer.
    Zehn Meilen südlich des Reservats riß mir der Keilriemen, und ich hielt einen indianischen Farmer mit einer Saatmaschine an, der mich vier Meilen weiter bis zu einer Tankstelle an einer Kreuzung mitnahm. Dort kaufte ich einen neuen Keilriemen, dann lief ich zurück zu meinem Wagen. Es war ein Fehler. Von den grünen Höhen im Osten kamen Regenwolken getrieben, die dunkle Schatten über die Felder, die Buchten des Flusses und die Weiden und Pappeln an seinem Ufer warfen; plötzlich öffneten sich die Himmelsschleusen, und ein heftiger Platzregen prasselte auf mich herab, der meine Kleider in wenigen Minuten durchnäßte. Ich suchte Schutz unter einem Felsüberhang an einem kleinen Hügel, den die Straße durchschnitt, und sah zu, wie der schwere Schauer über das Land zog. Dann kam ein zerbeulter Schulbus ohne Lack, mit zersprungenen Fensterscheiben voller Klebestreifen, bepackt mit Fahrrädern, Zelten, Schaufeln und zwei mit Stricken an der Seite und auf dem Dach befestigten Kanus, um die Kurve gerast wie eine Erscheinung aus dem Sagenreich der sechziger Jahre.
    Als der Fahrer neben mir hielt, hörte man Schrauben über Bremsbeläge scheuern, den verbogenen Auspuff gegen den Unterboden hämmern und Motorengeräusche, die klangen, als hätte jemand absichtlich sämtliche Zündkabel vertauscht. Der Fahrer klappte mit einem langen Hebel die Falttür auf, und ich betrat gewissermaßen eine Zeitkapsel. Die Sitze hatte man sämtlich herausgerissen und durch Hängematten, Kojen, Schlafsäcke, einen Butanofen, eine Badewanne und Pappkisten voller Kleidungsstücke ersetzt. Eine Frau stillte gerade ihr Kind; ein weißer Mann, der seine Haare wie ein Indianer trug, saß auf dem Boden und schnitzte aus einem Seifenriegel eine Tierfigur; eine andere Frau wechselte auf der Rückbank einem Baby die Windeln; ein bärtiger Mann mit Pferdeschwanz schlief mit dem Gesicht nach unten in einer der Hängematten, und sein Körper sah aus wie ein prall gefülltes Fischnetz, das man unter die Decke gehängt hat. Es roch nach saurer Milch, Marihuana und angebranntem Essen.
    Der Fahrer hatte unnatürlich große Augen und einen ungepflegten roten Bart, trug Armbänder aus Leder und eine offenstehende Drillichjacke auf der nackten Brust, die sonnengebräunt und mit dunkelblauen Knasttätowierungen verziert war. Er bot mir einen Holzstuhl an, der gleich neben ihm am Kopfende des Mittelgangs stand. Nachdem er durch erneutes Ziehen des Hebels die Tür hatte zuschnappen lassen, haute er knirschend den ersten Gang rein, und schon rumpelten wir im strömenden Regen die Straße hinunter. Ich sagte ihm, wo ich hinwollte, und hielt mich

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