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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Älterwerden immer mehr an die Kraft des Gebetes. Da hab ich wenigstens das Gefühl, mit jemand zu verhandeln, der auf seinem Gebiet eine wirkliche Autorität ist.« Meinem zweiten Grinsen war mehr Erfolg beschieden.
    »Ich möchte wetten, daß Sie es schon richtig anpacken werden«, sagte sie und warf noch einmal die Augenbrauen in Falten. Dann drückte sie meine Hand und ging die Stufen zum Bürgersteig hinunter. Als sie aus dem Schatten der Veranda in den Sonnenschein trat, fiel das strahlende Licht auf ihre Waden.
    Ich ging in die Küche und machte mir zum Mittagessen ein Müsli aus Weintrauben und Nüssen. Während ich aß, sah ich der orangenen Katze meines Nachbarn zu, die auf das Garagendach jenseits des Gäßchens kletterte. Zwei Tauben hockten auf dem Telefondraht, der darüber hinwegführte. Wer war der Mann am Telefon gewesen? Ich dachte nach. Sally Dios Mietkiller aus Vegas? Oder eher jemand, den Harry Mapes angeheuert hatte? Warum nicht? Es wäre eine sichere Methode für Mapes, mich durch die Gegend zu hetzen und aus dem Gleichgewicht zu bringen. Außerdem hatte er mir auch schon mal die Spritze geschickt und einem Kind Gewalt angedroht. Da würde sich doch der Telefonanruf in der Schule mit seinem früheren Verhalten decken. Zumindest würde jeder Polizeipsychologe so argumentieren.
    Was allerdings nicht ins Bild paßte, war die Tatsache, daß ich in einem anstehenden Mordprozeß der Angeklagte war und Mapes der Hauptbelastungszeuge. Mapes hatte den Justizapparat auf seiner Seite; er war es, dem das Gericht wohlwollend gegenüberstand, das mit einer Eisenkette blutig gepeitschte Opfer eines alkoholabhängigen, abgewrackten Cops. Mapes hatte es gar nicht nötig, meinem Schicksal auf die Sprünge zu helfen.
    Diese Erkenntnis führte mich zu meinem ursprünglichen Verdacht zurück und zu Dan Nygurskis Warnung – eine wahrscheinlich angsteinflößende Alternative. Ein Mann ohne Gesicht, der irgendwann nur auf den Knopf drückt und von dem man nur weiß, daß er Charlie heißt.
    Rufen Sie die Polizei an, hatte sie gesagt. Herr am Kreuz, dachte ich, warum klammert sich in Krisensituationen fast jeder an Grundsatzfloskeln und gutgemeinte Verhaltensmaßregeln, an die in Wahrheit doch keiner glaubt. Tess Regan war ein feines Mädchen, und zweifellos war ich in meiner Enttäuschung zu hart mit ihr umgesprungen, aber, Hand aufs Herz, hat man schon mal jemanden getroffen, dessen Eheprobleme von der Beratungsstelle gelöst worden sind, jemanden, dem der Psychiater das Trinken abgewöhnt hat, oder gar jemanden, dessen mißratener Sohn von einem Sozialarbeiter vor der Besserungsanstalt bewahrt worden ist. In einer Kneipenschlägerei, wenn die Gläser fliegen und es richtig zur Sache geht, zieht man es da vor, wenn einem ein akademisch gebildeter Liberaler den Rücken freihält oder ein grobschlächtiger Redneck?
    Ich fuhr zu Bob Ward’s Spotting Goods, einem Fachgeschäft für Bergsteigerausrüstungen und Waffen, inklusive entsprechendem Zubehör, dessen guter Ruf sogar bis zu mir nach Louisiana gedrungen war, und erstand mit meiner Master Card einen Revolver vom Kaliber .38, eine Schachtel Patronen und ein zur Waffe passendes Holster, ferner ein gebrauchtes, zwölfkalibriges Gewehr und eine Schachtel großkörniger Schrotmunition. Wieder zu Hause angelangt, trug ich die Werkzeugkiste aus dem Auto in die Küche, nahm das oberste Ablagebrett aus dem Geschirrschrank und befestigte das Holster mit Reißnägeln an der Unterseite. Ich brachte das Brett wieder an dem angestammten Platz an, schob fünf Patronen in die Trommel des Revolvers, spannte den Hahn über der leeren Kammer, steckte den Revolver ins Holster und zog den Lederriemen fest über den Sockel des Hahns.
    Anschließend holte ich meine Bügelsäge aus der Werkzeugkiste, legte das Gewehr über eine Stufe der rückwärtigen Veranda, drückte ein Knie fest gegen den Schaft und durchsägte die Kühlrippen und beide Läufe etwa zehn Zentimeter über den Kammern. Ich knickte den Verschluß auf, spähte durch die Zwillingsläufe auf die feinen ölverschmierten Spiralwindungen aus Leichtmetall, steckte zwei Patronen in die Kammern, klappte den Verschluß zu, verriegelte die Sicherung und legte das Gewehr oben auf den Schrank im Vorsaal.
    Rechnete man den .45er im Schlafzimmer dazu, gab es jetzt im gesamten Haus keinen Ort mehr, wo ich nicht fast sofort eine Waffe zur Hand hatte.
    Es war kein Allheilmittel, aber alles, was ich aufbieten konnte. Ich hätte

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