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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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natürlich meine Zeit auch damit vertrödeln können, es zu bereuen, daß ich Sally Dio mit dem Kopf gegen seinen Bus geknallt hatte, und das auch noch in Gegenwart seiner Freunde, aber wenn er tatsächlich in die Machenschaften von Harry Mapes oder Star Drilling verwickelt war, und daran hatte ich keinen Zweifel, wäre es sowieso nur eine Frage der Zeit gewesen, bis es Ärger mit dem Clan der Dios gegeben hätte.
    Ich war immer noch müde von der gestrigen Fahrt über die Wasserscheide. Nein, die Erschöpfung saß tiefer. Ich war es leid, einen Weg zu verfolgen, der offenbar zu keinem Ziel führte, daß ich bei klarem Bewußtsein durch einen Alptraum irrte und das Gefühl nicht loswurde, all dies verdient zu haben, daß ich es mir irgendwie selbst zuzuschreiben hatte, da es unvermeidbar war, wie ein verurteilter Schwerverbrecher des 17. Jahrhunderts in einem Holzkarren über Kopfsteinpflaster durch den Mob zu einem erhöhten Podium gekarrt zu werden, wo ein kapuzenverhüllter Mann mit Rad und Eisenstange mich erwartete.
    Ich zog meine Turnhose, die Laufschuhe und ein Sweatshirt mit abgeschnittenen Ärmeln an und rannte vier Meilen am Fluß entlang. Es war ein wolkenloser Tag, der Himmel war strahlend blau, und die Kiefern oben in den Bergen schienen im Licht zu beben. Im Süden zeichneten sich die Bitterroots so scharfzackig am Himmel ab, als wären sie mit einer Rasierklinge herausgetrennt. Das Schmelzwasser des Frühlings wurde allmählich schwächer, und so lagen jetzt die großen, runden Felsbrocken, über die vor zwei Tagen noch die Strömung hinweggespült hatte, gut sichtbar im Flußbett und schmorten in der Sonne.
    Ich lief bis zum Campus, überquerte den Fluß auf einer nicht mehr benutzten Eisenbahnbrücke und beobachtete, wie unter mir ein Angler eine Regenbogenforelle aus der Strömung aufs schotterbedeckte Ufer zog. Auf beiden Seiten des Flusses wuchsen Pappeln und Weiden, und vom Hellgate Canyon her wehte ein kräftiger Wind und drückte die frisch sprießenden Blätter nieder, so daß die Bäume aussahen, als hätten sie vor dem Braun des tosenden Wassers die Farbe in ein zartes Grün gewechselt.
    Als ich in meine Straße einbog, war mein Körper schweißüberströmt, und ich spürte, wie tief sich die Sonne in meine Haut eingebrannt hatte. Vor der Hintertreppe machte ich fünfzig Liegestütze, dann fünfzig Klappmesser, hundert Beinschwünge und schließlich fünfundzwanzig Klimmzüge an der Eisenstange, die als Wäscheleinenmast diente; die orange Katze des Nachbarn sah mir vom Garagendach aus zu. Dann setzte ich mich still ins Gras, meine Unterarme auf den Knien, atmete den süßen Duft des Klees ein, und mein Herzschlag klang genauso gleichmäßig, stark und vorübergehend sogar so siegesbewußt wie vor zwanzig Jahren.
    In dieser Nacht stand der Mond tief irgendwo jenseits der schwarzen Umrisse der Bitterroots, und Wetterleuchten zuckte weiß über den Bergen durch die Wolken. Durch das Fliegengitter roch es nach Elektrizität und aufziehendem Regen, und die dunklen Bäume am Straßenrand bogen sich im Wind. Um neun Uhr klingelte das Telefon.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Kannst du herkommen, Dave?« Die Verbindung war voller statischer Störungen.
    »Clete?«
    »Mann, ich brauch dich hier oben. Verdammt dringend sogar.«
    »Was ist los?«
    »Darlene ... Scheiße, Mann. Sie ist tot.«

Kapitel 8
    D as Kindermädchen war nicht zu Hause. Ich fand Tess Regans Nummer im Telefonbuch, rief sie an und brachte Alafair dann zu ihr.
    Anderthalb Stunden später fuhr ich den unbefestigten Weg hinauf zu Cletes kleinem Redwoodhaus am Flathead Lake. Alle Lichter brannten. Es regnete, und der See war schwarz, und vor den erleuchteten Fenstern sah man den windgepeitschten Regen. Ein Stück weiter den unbefestigten Weg hoch, hinter dem elektronisch gesicherten Tor, lag Dios Haus in völliger Dunkelheit. Ich klopfte an Cletes Tür und trat ein, als niemand öffnete.
    Irgendwo hinten im Haus hörte ich eine Toilettenspülung, dann kam er aus dem Schlafzimmer und hielt sich ein nasses Handtuch vor den Mund. Sein Gesicht wirkte blutleer, und seine Haut war straff wie ein Lampenschirm. Seine Krawatte baumelte locker um den Hals, und seine Hemdbrust war klatschnaß. Er setzte sich an den Tisch neben der Glasschiebetür und nahm ein paar Schluck aus einer Kaffeetasse, die er zitternd mit der Hand umklammerte. Auf dem Tisch standen eine Milchtüte und eine kleine Flasche Cutty Sark. Er zog an seiner Camel und behielt den Rauch

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