Black Dagger 04 - Bruderkrieg
krank zu sein, Rhage! Ich verlasse dich, um krank zu sein, kapiert? Morgen gehe ich zum Arzt. Auf mich wartet nicht gerade eine Riesenparty, wenn ich nach Hause komme.«
Er starrte sie durchdringend an. »Hältst du mich für so unwürdig, dass ich nicht für dich sorgen kann?«
»Was?«
»Du hältst mich für so einen armseligen Typen, dass du mich während deiner Krankheit nicht für dich sorgen lässt.«
Sie dachte daran, wie schwer der Anblick seiner Schmerzen
für sie gewesen war und das Gefühl, ihm nicht helfen zu können.
»Warum solltest du das wollen?«, flüsterte sie.
Rhages Mundwinkel sanken herab, als hätte sie ihm eine Ohrfeige gegeben.
Wütend schoss er aus dem Bett. »Leck mich doch einfach, Mary.«
Er zwängte seine Beine in eine Lederhose und schnappte sich ein T-Shirt aus der Kommode.
»Pack deine Sachen zusammen, Süße. Du musst dich nicht länger mit einem streunenden Hund rumärgern.« Er zog sich das T-Shirt über den Kopf. »Ich lasse V so schnell wie möglich dein Haus verkabeln. Das sollte nicht lange dauern, und bis er fertig ist, kannst du woanders schlafen. Einer der Doggen wird dir dein neues Zimmer zeigen.«
Sie sprang von der Matratze und auf ihn zu, doch er durchbohrte sie mit einem eiskalten Blick, der sie abrupt stehen bleiben ließ.
»Weißt du, Mary, ich habe das verdient. Wirklich. So oft habe ich mit anderen dasselbe getan, bin einfach gegangen, ohne einen Scheiß auf ihre Gefühle zu geben.« Er öffnete die Tür. »Wobei die Frauen, die ich gevögelt habe, noch Glück hatten. Wenigstens erinnern sie sich nicht an mich. Und im Moment würde ich wirklich dafür töten, um dich zu vergessen, das kannst du mir glauben.«
Er knallte die Tür nicht zu. Er schloss sie leise und sanft.
9
O beugte sich über den Vampir und zog den Schraubstock fester. Er hatte den jungen Mann in einer Seitenstraße hinter dem Screamer’s entführt, und bis jetzt funktionierte das neu gebaute Überzeugungszentrum ausgezeichnet. Auch mit seinem Gefangenen kam er gut voran. Es hatte sich herausgestellt, dass der Kerl eine lose Verbindung zur Bruderschaft unterhielt.
Unter normalen Umständen hätte O in Ekstase geraten müssen, soweit ihm das noch möglich war. Stattdessen sah er immer sich selbst und Omega vor sich, wenn er den Schüttelfrost und die glasigen, rollenden Augen des Vampirs betrachtete. Er sah sich selbst. Machtlos. Chancenlos. Gequält.
Die Erinnerung verklebte seine Lungen mit einem Schlick aus Furcht und Grauen, bis er wegsehen musste. Als der Vampir aufstöhnte, kam O sich vor wie ein Weichei.
Himmelherrgott, er musste sich endlich zusammenreißen.
O räusperte sich. Atmete ein. »Und, äh … wie gut kennt deine Schwester die Bruderschaft?«
»Sie …hat Sex … mit ihnen.«
»Wo?«
»Das weiß ich nicht.«
»Ein bisschen mehr Mühe musst du dir schon geben.« O erhöhte den Druck noch etwas.
Der Gefolterte schrie auf, und seine wilden Augen kreisten hilflos im Kopf herum. Er stand kurz davor, wieder ohnmächtig zu werden, deshalb lockerte O die Schraube wieder etwas.
»Wo trifft sie sich mit ihnen?«
»Caith geht in alle Bars.« Der Vampir hustete schwach. »Zero Sum. Screamer’s. Neulich war sie im One Eye.«
»One Eye?« Merkwürdig. Das lag mitten in der Prärie.
»Kann ich jetzt bitte nach Hause gehen? Meine Eltern machen sich –«
»Sie machen sich sicherlich Sorgen. Und das sollten sie auch.« O schüttelte den Kopf. »Aber ich kann dich nicht freilassen. Noch nicht.«
Er konnte ihn überhaupt nicht freilassen, aber das brauchte der Junge nicht zu wissen.
O zog den Schraubstock wieder zu. »Sag mal, wie hieß deine Schwester noch mal?«
»Caith.«
»Und welchen der Brüder bumst sie?«
»Auf jeden Fall … den mit dem Bärtchen. Vishous. Sie mag auch den blonden Krieger. Aber er steht nicht auf sie.«
Der blonde Bruder mit der Bestie? »Wann hat sie den Blonden zuletzt gesehen?«
Undeutliche Laute kamen aus dem Mund des Jungen.
»Wie war das? Ich kann dich nicht hören.«
Der Junge versuchte zu sprechen, doch plötzlich bäumte
er sich auf und riss den Mund auf, als bekäme er keine Luft.
»Ach, komm schon«, murmelte O. »So weh tut es nun auch wieder nicht.«
Scheiße, diese Schraubstocknummer war doch bloß Kinderkram; das war doch noch nicht annähernd tödlich. Dennoch war der Vampir zehn Minuten später tot, und O stand über die Leiche gebeugt da und fragte sich, was zur Hölle eigentlich passiert war.
Die Tür ging auf und U
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