Black Dagger 04 - Bruderkrieg
den Reißverschluss seiner schwarzen Hose zu. »Du hast mich überhaupt nicht gestört. Aber können wir denn nichts dagegen unternehmen?«
»Eigentlich nicht. Aber ich schlafe gern woanders, wenn es dich stört.« Sie lachte über seinen Blick. »Ist ja gut, ist ja gut. Ich bleibe hier.«
»Ich hatte wirklich gehofft, Havers könnte irgendwas für dich tun.«
»Mach dir keine Gedanken. Immerhin hast du es versucht. «
»Wann musst du wieder zu deinem Onkologen?«
»Bald, aber ich möchte heute nicht mehr davon sprechen, okay? Heute Abend geht es um das Leben. Ich fühle mich gut, und ich werde keine Minute mehr mit düsteren Gedanken verschwenden.«
Rhages Mundwinkel hoben sich, seine Augen glänzten vor Bewunderung und Respekt.
Wie habe ich nur eine Sekunde daran denken können, ihn aus meinem Leben auszuschließen?, dachte sie.
Sie lächelte zurück und freute sich schon auf das Ende der Party, wenn sie wieder allein sein konnten. Im Dunkeln, wenn nichts zwischen ihnen war.
Als er wieder im Schrank verschwand, ging sie ihm nach. Ein paar Minuten Zeit hatten sie noch, da konnte man sich ja schon mal einen Vorgeschmack holen. Während er die ordentlich auf Bügeln hängenden Hemden musterte, legte sie ihm die Hand auf den Rücken, direkt auf die Schulter der Bestie.
Rhage schreckte zurück und machte einen Schritt beiseite.
»Hast du dir wehgetan?«, fragte sie.
Sie umkreiste ihn, während er krampfhaft auswich und die beiden so mehrfach die Plätze tauschten.
»Rhage –«
»Wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir zu spät.« Seine Stimme klang etwas heiser, seine Brustmuskeln zuckten.
»Was ist denn mit deinem Rücken?«
Er holte ein Hemd vom Bügel und zog es über, dann knöpfte er es eilig zu. »Dem Rücken geht’s gut.«
Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und quetschte sich an ihr vorbei. Dann öffnete er die Tür zum Flur und nahm im Vorbeigehen seine Uhr von der Kommode. Seine Finger zitterten, als er den Verschluss zumachte.
Gerade als sie noch einmal fragen wollte, was los war, tauchte Phury im Türrahmen auf.
»Hey, mein Bruder, hallo Mary«, lächelte er. »Wollen wir zusammen runtergehen?«
Mary verbarg ihre Enttäuschung. Und befand, dass das immerhin die bestaussehende Unterbrechung war, die man sich vorstellen konnte.
Phurys prachtvolles, mehrfarbiges Haar war über seine breiten Schultern ausgebreitet, und er sah todschick aus. Sein Anzug war schwarzblau mit Nadelstreifen, das rosa Hemd darunter gab seinen kräftigen Hals und seinen absurd schönen Teint frei. Die Manschettenknöpfe waren aus massivem Gold, und er trug einen Diamantring am kleinen Finger.
Der Bruder sah aus wie einem Hochglanzmagazin entsprungen. Bella und er würden wirklich gut zusammen passen, dachte Mary.
»Phury, hast du eigentlich Bella schon kennen gelernt? «
Der Vampir fummelte an dem Tuch in seiner Brusttasche, obwohl das Ding gar nicht schief saß. »Ja, ich hab sie gesehen. An dem Abend, als du mit dem Jungen hier warst.«
»Sie kommt auch heute Abend.«
»Ich, äh, ich weiß.«
»Und sie ist im Moment solo.«
Junge, Junge, dieses leichte Erröten war einfach der Hammer, dachte sie. Phury war umwerfend.
»Er ist nicht interessiert«, sagte Rhage, während er sich eine Pistole hinten in die Hose steckte.
Mary warf ihm einen scharfen Blick zu, den er nicht bemerkte, weil er sich gerade die Anzugjacke überstreifte.
»Aber du bist doch auch Single«, sagte sie zu Phury. »Oder?«
»Das schon«, ließ sich wieder Rhage vernehmen.
»Rhage, wie wäre es, wenn du ihn mal selbst antworten lässt? Also Phury, wenn ihr beide frei seid, warum lädst du sie dann nicht mal zum Abendessen ein?«
Phury strich sich das Revers glatt und errötete noch etwas stärker. »Also, ich weiß nicht so recht.«
»Sie ist wirklich großartig –«
Rhage schüttelte den Kopf und schubste sie in den Flur. »Lass es gut sein, Mary. Komm schon.«
Auf halber Treppe zupfte sie Rhage am Ärmel und blieb stehen. Als Phury weiterging, flüsterte sie: »Was hast du denn? Er und Bella würden prächtig zusammenpassen.«
»Das Einzige, was Bella von ihm haben könnte, wären Gespräche.«
»Was soll –«
»Er fängt nichts mit Frauen an.«
»Ist er schwul?«
»Nein, aber dräng ihm Bella nicht auf, okay? Es wäre beiden gegenüber nicht fair.«
Marys Blick heftete sich auf Phury, der eben auf den Mosaikfußboden der Eingangshalle trat. Selbst mit dem leichten Hinken wirkte er eindeutig wie ein
Weitere Kostenlose Bücher