Black Dagger 04 - Bruderkrieg
Mann, dessen Körperteile alle wunschgemäß funktionierten. Aber vielleicht täuschte das. Vielleicht war er im Kampf verletzt worden.
»Ist er, du weißt schon, impotent?«
»Soweit ich weiß, nicht. Aber er lebt zölibatär.«
Was für eine Verschwendung, dachte sie. Allein schon wie der Mann sich bewegte, war eine Herausforderung an das weibliche Geschlecht, ihn von seinem klösterlichen Leben abzubringen.
»Ist er Mitglied eines religiösen Ordens?«
»Nein.«
»Warum dann, um Himmels willen?«
»Bei Phury führen alle Fragen zurück zu seinem Zwilling Zsadist. Und ja, ich weiß, dass sie sich nicht ähnlich sehen.« Rhage gab ihr einen kleinen Schubs, und sie ging weiter.
»Warum hinkt Phury?«
»Er trägt eine Prothese. Er hat sein halbes Bein verloren. «
»Um Himmels willen, wie denn?«
»Er hat es sich abgeschossen.«
Wie angewurzelt blieb Mary stehen. »Wie bitte? War das ein Unfall?«
»Nein, es war Absicht. Mary, jetzt komm endlich, wir können später weiterreden.« Er nahm sie bei der Hand und zog sie hinter sich her.
Bella kam hinter dem Doggen, der sie abgeholt hatte, durch die Eingangshalle. Als sie sich umsah, war sie sprachlos: Ihre Familie besaß zwar auch ein vornehmes Haus, aber gegen das hier blieb es eindeutig zurück. Das hier war … königlich. Was vermutlich nur logisch war, da der Blinde König und seine Königin hier residierten.
»Willkommen, Bella«, sagte eine tiefe männliche Stimme.
Sie wandte sich um und entdeckte den Bruder mit den tollen Haaren, denjenigen, der an jenem Abend zwischen sie und Zsadist getreten war.
»Ich bin Phury. Wir haben uns schon mal gesehen. Damals, in der Turnhalle.«
»Krieger«, grüßte sie ihn und verneigte sich tief. Es war schwer, keine ehrfürchtige Scheu vor den Brüdern zu empfinden, vor allem vor einem wie diesem. So groß. So … Waren diese Haare echt?
»Wir sind froh, dass du kommen konntest.« Er lächelte sie an, ein warmer Ausdruck lag in seinen hellen Augen. »Darf ich dir aus dem Mantel helfen?«
Sie legte ihn sich über den Arm. »Ich kann nicht fassen, dass ich wirklich hier bin, um ehrlich zu sein. Mary! Hallo!«
Die beiden umarmten sich erst und unterhielten sich
dann mit Phury. Schon bald fühlte sich Bella völlig gelöst in seiner Gegenwart. Er strahlte etwas so Ruhiges und Vertrauenswürdiges aus, und seine Augen waren einfach der Hit. Sie waren tatsächlich auch aus der Nähe betrachtet gelb.
Doch so attraktiv er auch war, sie hielt die ganze Zeit Ausschau nach dem Bruder mit der Narbe. Während sie weiterplauderte, suchte sie insgeheim den ausgedehnten, dekorativen Eingangsbereich ab. Zsadist war nirgends zu sehen. Vielleicht hatte er keine Lust auf die Party. Er wirkte nicht gerade wie der gesellige Typ; so viel stand fest.
Als Mary sich zu Rhage gesellte, war Bella fest entschlossen, sich nicht im Stich gelassen zu fühlen. Du meine Güte, warum sollte sie jemandem wie Zsadist hinterherlaufen?
»Phury, dürfte ich …«, begann sie. »Ich weiß, das tut man eigentlich nicht, aber ich muss einfach dein Haar berühren. « Noch bevor er ablehnen konnte, streckte sie die Hand aus und ergriff ein paar blonde und rote Wellen, rieb die kräftigen Strähnen zwischen den Fingern. »Toll. Die Farben sind einfach umwerfend. Und … es riecht so gut. Was für ein Shampoo benutzt du?«
Sie sah ihm in die Augen, in Erwartung einer lockeren Bemerkung über Männer, Shampoo und das natürliche Desinteresse der Ersteren für das Zweitere. Doch er war völlig erstarrt. Blinzelte nicht mal, als er sie anblickte.
Und dann wurde ihr plötzlich bewusst, dass Rhage sie aus einem Türrahmen mit entsetzter Miene anstarrte. Genau wie ein anderer Vampir mit einem Ziegenbärtchen. Und ein großer Mensch. Und …
Irgendwie war die Party zum Stillstand gekommen.
Sie ließ die Hand sinken und flüsterte: »Es tut mir so leid. Ich habe gerade etwas schrecklich Unpassendes getan, oder?«
Ruckartig tauchte Phury aus seinem Trancezustand wieder auf. »Nein, das ist schon in Ordnung.«
»Warum sehen mich dann alle so an?«
»Sie sind nicht daran gewöhnt, mich mit … also, ähm, Frauen … äh …«. Phury drückte ihre Hand. »Bella, du hast nichts falsch gemacht. Ehrlich. Und mach dir keine Sorgen über meine Brüder, okay? Sie sind nur eifersüchtig, weil sie möchten, dass du ihre Haare auch anfasst.«
Aber dennoch war etwas nicht in Ordnung mit ihm, und sie war nicht überrascht, als er sich kurze Zeit später
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