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Black Dagger 05 - Mondspur

Black Dagger 05 - Mondspur

Titel: Black Dagger 05 - Mondspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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ausgewählt wurden, aber keiner von uns hat einen solchen Namen. Von welcher Linie stammst du ab? Gütige Jungfrau … entstammst du etwa der Bruderschaft?«
    John war etwas ratlos. Ihm war noch nie der Gedanke gekommen, dass er vielleicht mit den Brüdern verwandt sein könnte.
    »Der ist sich wohl zu gut zum Antworten«, meinte Lash sinnig.
    Das ignorierte John einfach. Er wusste, er stolperte in sämtliche Fettnäpfchen, löste rechts und links Landminen aus, mit seinem Namen und der Sache mit den Menschen, die ihn aufgezogen hatten, und seiner Stummheit. Er hatte so eine Ahnung, dass dieser Schultag eine harte Prüfung für sein Durchhaltevermögen werden würde, also sollte er wohl besser seine Kräfte aufsparen.
    Die Fahrt dauerte etwa fünfzehn Minuten, wovon in den letzten fünf ziemlich oft angehalten und wieder angefahren wurde, was bedeutete, dass sie die ganzen Tore auf dem Weg zum Trainingszentrum passierten.
    Als der Bus endlich anhielt und die Trennwand hochgezogen wurde, schulterte John seine Sporttasche und seinen Rucksack und stieg als Erster aus. Der unterirdische
Parkplatz sah noch genauso aus wie beim letzten Mal: Immer noch keine Autos, nur noch ein weiterer Bus wie der, mit dem sie gekommen waren. Er hielt sich am Rand und beobachtete das Treiben der anderen, eine Schar weiß gekleideter Jungs. Ihr Schwatzen erinnerte ihn an flatternde Taubenflügel.
    Da schwang die Tür zum Trainingszentrum auf, und die ganze Horde erstarrte zur Salzsäule.
    Doch diese Wirkung hatte Phury eben. Mit seinem fantastischen Haar und dem großen, ganz in Schwarz gekleideten Körper konnte er jedem die Sprache verschlagen.
    »Hey, John«, sagte er und hob die Hand. »Wie läuft’s?«
    Die anderen Jungen drehten sich um und starrten ihn an.
    Er lächelte Phury an. Und gab sich dann alle Mühe, wieder im Hintergrund zu verschwinden.
     
    Bella beobachtete Zsadist, der unruhig im Zimmer auf und ab tigerte. Er erinnerte sie daran, wie sie sich vergangene Nacht gefühlt hatte, als sie ihn gesucht hatte: Eingesperrt. Elend. In die Ecke gedrängt.
    Warum nur erzwang sie das hier?
    Gerade wollte sie den Mund öffnen, um die Sache abzublasen, da blieb Zsadist vor der Badezimmertür stehen.
    »Gib mir eine Minute«, sagte er. Dann schloss er sich ein.
    Ratlos setzte sie sich aufs Bett, in der Erwartung, er käme gleich wieder heraus. Doch als sie die Dusche anspringen und das Wasser rauschen hörte, versank sie in tiefes Grübeln.
    Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie ins Haus ihrer
Familie zurückkehrte und durch die alt vertrauten Räume lief und auf den Stühlen saß und Türen öffnete und im Bett ihrer Kindheit schlief. Es fühlte sich völlig falsch an, als wäre sie ein Geist an jenem Ort, den sie doch so gut kannte.
    Und wie sollte sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder umgehen? Und mit der Glymera?
    In der Welt der Aristokratie hatte sie schon vor ihrer Entführung Schande über sich gebracht. Nun würde sie endgültig ausgestoßen werden. Mit einem Lesser in Berührung gekommen zu sein … in einem Erdloch eingesperrt … Die Aristokratie kam mit dieser Art von hässlichen Dingen nicht gut klar, und sie würden sie selbst dafür verantwortlich machen. Genau das war vermutlich auch der Grund, warum ihre Mutter so reserviert reagiert hatte.
    Gnädige Jungfrau, dachte Bella. Wie würde ihr Leben von nun an bloß weitergehen?
    Die Furcht schnürte ihr den Hals zu. Das Einzige, was sie noch aufrecht hielt, war die Hoffnung, hier in diesem Raum bleiben und tagelang mit Zsadist direkt neben sich schlafen zu können. Er war die Kälte, durch die sie wieder in sich selbst kondensieren konnte. Und die Hitze, die ihr Zittern zum Stillstand brachte.
    Er war der Mörder, der sie beschützte.
    Mehr Zeit … zuerst brauchte sie mehr Zeit mit ihm. Dann konnte sie vielleicht der Außenwelt gegenübertreten.
    Sie zog die Brauen zusammen. Er war nun schon eine ganze Weile in der Dusche.
    Ihr Blick fiel auf das Lager in der Ecke. Wie konnte er dort nur Nacht für Nacht schlafen? Der Boden war so hart, und er hatte nicht einmal ein Kissen. Keine Decke gegen die Kälte.

    Dann betrachtete sie den Totenkopf neben den gefalteten Decken. Der schwarze Lederstreifen zwischen den Zähnen erklärte ihn zu jemandem, den er einst geliebt hatte. Offensichtlich hatte er eine Partnerin gehabt, obwohl das nicht zu den Gerüchten gehörte, die ihr zu Ohren gekommen waren. War seine Shellan unter natürlichen Umständen in den Schleier eingegangen,

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