Black Dagger 05 - Mondspur
der angespannten Stille wagte sie nicht, seinem Blick zu begegnen, deshalb konzentrierte sie sich auf
seine Schulter … dann folgte sie dem Umriss der Muskeln über das Schlüsselbein bis hin zum Halsansatz. Sie sah seinen kräftigen Hals … die Vene, die direkt unter der Haut pumpte.
Hunger durchzuckte sie, und ihre Fänge verlängerten sich. Na super. Blutlust war genau das, was ihr jetzt noch fehlte.
»Warum willst du mich?«, murmelte er. Er spürte ihr Verlangen ganz deutlich. »Du hast viel Besseres verdient. «
»Du bist …«
»Ich weiß, was ich bin.«
»Du bist nicht schmutzig.«
»Verdammt noch mal, Bella …«
»Und ich will nur dich. Es tut mir wirklich leid, und wir müssen auch nicht …«
»Weißt du was? Kein Gequatsche mehr. Ich habe das Reden wirklich satt.« Er streckte den Arm aus und legte ihn mit dem Handgelenk nach oben auf sein Knie. Jeglicher Anflug von Gefühl verschwand aus den schwarzen Augen, selbst die Wut. »Es ist dein Begräbnis, Frau. Tu es, wenn du willst.«
Die Zeit blieb stehen, als sie betrachtete, was er ihr widerwillig anbot. Gott steh ihnen beiden bei, aber sie würde ihn nehmen. Blitzschnell beugte sie sich über seine Vene und schlug mit einem sauberen Biss ihre Fänge hinein. Obwohl es wehgetan haben musste, zuckte er nicht einmal.
Sobald sein Blut auf ihre Zunge traf, stöhnte sie verzückt. Sie hatte sich schon von Aristokraten genährt, aber nie von einem Vampir der Kriegerklasse, geschweige denn von einem Mitglied der Bruderschaft. Sein Geschmack war wie ein köstliches Bouquet in ihrem Mund, eine monumentale Explosion, und dann
schluckte sie. Der Sturzbach seiner Kraft riss sie mit, entfachte ein Feuer in ihrem Inneren, eine Erschütterung, die mit erlösender Wucht in ihr Herz pumpte.
Sie zitterte so heftig, dass sie beinahe die Verbindung zu seinem Handgelenk verlor und sich an seinem Arm festhalten musste, um nicht umzukippen. In tiefen, gierigen Zügen trank sie, nicht nur ausgehungert nach Kraft, sondern nach ihm, nach diesem Mann.
Für sie war er … der Einzige.
18
Zsadist gab sich alle Mühe, stillzuhalten, während Bella sich nährte. Er wollte sie nicht unterbrechen, aber er stand kurz davor, durchzudrehen, und mit jedem Zug an seiner Vene wurde es noch schlimmer. Die Herrin war die Einzige, die sich je an ihm genährt hatte, und die Erinnerung an diese Übergriffe war in seinem Geist so scharf wie die Fänge, die jetzt in sein Handgelenk versenkt waren. In ihm regte sich Furcht, heftig und lebhaft, kein Schatten der Vergangenheit mehr, sondern eine sehr gegenwärtige Panik.
Verdammter Mist … Ihm war schon ganz schwindlig. Er konnte jeden Moment umkippen wie der letzte Schlappschwanz.
In einem verzweifelten Versuch, sich wieder zu erden, konzentrierte er sich auf Bellas dunkles Haar. Ganz nah bei seiner freien Hand hing eine Strähne, sie glänzte im Deckenlicht, so schön, so dick, so anders als das Blond der Herrin.
Bellas Haare sahen so weich aus … Hätte er den Mut dazu besessen, würde er seine Hand – nein, sein ganzes Gesicht – darin vergraben. Könnte er das aushalten?, fragte er sich. Einer Frau so nahe zu sein? Oder würde er ersticken, wenn er noch mehr Angst bekam?
Bei Bella, dachte er, könnte er es vielleicht schaffen.
Ja, das würde ihm wirklich gefallen, sein Gesicht in ihren Haaren zu vergraben. Eventuell könnte er sich durchwühlen bis zu ihrem Hals, und dann würde er … ihr einen Kuss auf den Hals geben. Nur ganz sachte. Genau, und dann könnte er sogar weiter hinaufwandern und mit seinen Lippen ihre Wange berühren. Vielleicht würde sie ihn ja lassen. Ihrem Mund würde er sich nicht nähern. So nah wollte sie sicher nicht an seine Narbe kommen, und seine Oberlippe war ohnehin total zerstört. Außerdem wusste er nicht, wie man küsste. Die Herrin und ihre Günstlinge waren immerhin so klug gewesen, Abstand zu seinen Fängen zu halten. Und später hatte er nie mit einer Frau so intim werden wollen.
Bella hielt inne und legte den Kopf zur Seite, ihre saphirblauen Augen suchten seine, um sich zu vergewissern, dass es ihm gut ging.
Ihre Besorgnis verletzte seinen Stolz. Zur Hölle, war er schon so schwach, dass er nicht einmal mehr eine Frau nähren konnte? Und wie grausam, dass sie das ganz offenbar wusste. Schlimmer noch, auf ihrem Gesicht hatte gerade vorhin ein Ausdruck gelegen, ein dämmerndes Entsetzen, das bedeutete, sie hatte herausgefunden, zu was er als Sklave – aus als Blutreservoir – noch
Weitere Kostenlose Bücher