Black Dagger 05 - Mondspur
oder hatte man sie ihm genommen? War das der Grund für all seinen Zorn?
Bella blickte zum Badezimmer hinüber. Was machte er denn da drin?
Sie ging hin und klopfte. Keine Reaktion, also öffnete sie langsam die Tür. Ein kalter Schwall drang ihr entgegen, und sie machte einen Satz rückwärts.
Dann riss sie sich zusammen und steckte den Kopf in die eiskalte Luft. »Zsadist?«
Durch die Glaswand der Dusche konnte sie ihn unter einem eiskalten Wasserstrahl sitzen sehen. Er schaukelte vor und zurück, stöhnte, rieb sich die Handgelenke mit einem Waschlappen ab.
»Zsadist!« Sie rannte zu ihm und schob die Tür zur Seite. Hektisch fummelte sie an den Armaturen herum und stellte das Wasser ab. »Was machst du denn da?«
Mit wilden, wahnsinnigen Augen sah er zu ihr auf, hörte aber nicht auf zu schaukeln und zu reiben, schaukeln und reiben, immer weiter. Die Haut um seine schwarz tätowierten Sklavenfesseln war leuchtend rot und wund.
»Zsadist?« Sie bemühte sich, ihre Stimme sanft und ausgeglichen klingen zu lassen. »Was machst du da?«
»Ich … ich werde einfach nicht sauber. Ich möchte dich nicht auch schmutzig machen.« Er hob die Handgelenke, und Blut sickerte ihm über die Arme. »Siehst du das? All der Schmutz. Er ist überall auf mir. In mir.«
Seine Stimme beunruhigte sie noch viel mehr als das, was er sich selbst zugefügt hatte. In seinen Worten lag die unheimliche, haltlose Logik des Irrsinns.
Also nahm sie einfach ein Handtuch, stieg in die Duschkabine und hockte sich hin. Sie hielt seine Hände fest und entwand ihm den Waschlappen.
Als sie ihm vorsichtig die wunde Haut abtrocknete, sagte sie: »Du bist sauber.«
»O nein, das bin ich nicht. Wirklich nicht.« Seine Stimme wurde lauter, eine schreckliche Dynamik setzte ein. »Ich bin dreckig. Ich bin so schmutzig. Schmutzig, schmutzig …« Jetzt brabbelte er nur noch vor sich hin, die Worte verschwammen ineinander, die Lautstärke stieg immer weiter, bis blanke Hysterie von den Fliesen abprallte und den Raum anfüllte. »Kannst du den Schmutz nicht sehen? Ich sehe ihn überall. Er hüllt mich ein. Er versiegelt mich. Ich kann ihn auf der Haut spüren …«
»Sch-sch. Lass mich nur …«
Ohne ihn aus den Augen zu lassen, tastete sie blind nach einem weiteren Handtuch und zerrte es in die Dusche. Mühsam legte sie es ihm um die breiten Schultern und wickelte ihn darin ein, doch als sie versuchte, ihn in die Arme zu ziehen, schrak er zurück.
»Fass mich nicht an«, krächzte er. »Du machst dich schmutzig.«
Sie sank vor ihm auf die Knie, ihr Morgenmantel hing im Wasser, saugte die Flüssigkeit in sich auf. Sie bemerkte die Kälte noch nicht einmal.
Du lieber Himmel … Er sah aus wie ein Schiffbrüchiger: Die Augen weit aufgerissen und wahnsinnig, die durchweichte Sporthose an den Beinmuskeln klebend, die Brust von Gänsehaut überzogen. Seine Lippen waren blau, und die Zähne klapperten.
»Es tut mir so leid«, flüsterte sie. Und sie wollte ihm versichern, dass er nicht schmutzig war, doch sie wusste, dann würde er nur wieder von Neuem anfangen.
Das Wasser, das vom Duschkopf auf die Fliesen tropfte, trommelte einen scheppernd lauten Rhythmus zwischen ihnen. Der Takt trug ihre Gedanken zurück zu jener Nacht, in der sie ihm in diesen Raum gefolgt war … die Nacht, als er ihren erregten Körper berührt hatte. Zehn Minuten später hatte sie ihn über die Toilette gekauert gefunden, wo er sich übergab, weil er seine Hände auf sie gelegt hatte.
Ich bin dreckig. Ich bin so schmutzig. Schmutzig, schmutzig …
Die Erkenntnis traf sie in den sich verschiebenden Bildern eines Albtraums, sie schnitt ihr mit frostiger Klarheit ins Bewusstsein, zeigte ihr etwas Hässliches. Es war eindeutig, dass er als Blutsklave geschlagen worden war, und sie vermutete, dass er deshalb nicht angefasst werden wollte. Doch Schläge, wie schmerzhaft und beängstigend sie auch sein mochten, gaben einem nicht das Gefühl der Unreinheit.
Sexueller Missbrauch aber sehr wohl.
Plötzlich richteten sich seine schwarzen Augen auf ihr Gesicht. Als hätte er die Schlussfolgerung gespürt, die sich ihr aufgedrängt hatte.
Von Mitgefühl getrieben, beugte sie sich über ihn, doch die Wut, die auf seiner Miene lag, bremste sie.
»Verflucht noch mal, Frau«, zischte er. »Wirst du dich jetzt bedecken?«
Sie warf einen Blick nach unten. Der Morgenmantel war bis zur Taille aufgegangen und zeigte die Wölbung ihrer Brüste. Grob zerrte sie den Kragen wieder zu.
In
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