Black Dagger 05 - Mondspur
X verlagerte sein Gewicht auf die Fußballen, und O wappnete sich für eine Auseinandersetzung.
Bloß, dass genau in diesem Augenblick sein Handy klingelte. Das erste Klingeln klang schrill in der angespannten Stille, wie ein Schrei. Das zweite wirkte schon weniger aufdringlich. Das dritte war keine große Sache mehr.
Als ihre frontale Konfrontation abgebrochen worden war, dämmerte O langsam, dass er nicht ganz klar im Kopf war. Er war ein großer Bursche und ein extrem guter Kämpfer, aber gegen Mr Xs Tricks kam er nicht an. Und wenn O verletzt oder getötet wurde, wer sollte sich dann um seine Frau kümmern?
»Gehen Sie dran«, befahl Mr X. »Und stellen Sie auf Lautsprecher.«
Der Anruf kam von einem weiteren Elitekämpfer. Drei Lesser waren am Straßenrand keine drei Kilometer von hier entfernt eliminiert worden. Ihr Auto war um einen Baum gewickelt aufgefunden worden, die Brandflecke ihrer Auflösung hatten den Schnee geschmolzen.
Verdammter Mist. Die Black Dagger. Wieder einmal.
Als O aufgelegt hatte, fragte Mr X: »Wie sieht’s aus, wollen Sie sich mit mir anlegen, oder wollen Sie lieber an die Arbeit gehen? Eins davon wird ihr sicherer Tod sein. Sie können es sich aussuchen.«
»Habe ich hier das Sagen?«
»Solange Sie mir geben, was ich brauche.«
»Ich habe schon haufenweise Zivilisten hierher gebracht. «
»Leider erzählen die nicht gerade viel.«
O ging zu dem offenen Rohr und deckte es wieder ab, ohne Mr X auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Dann stellte er seinen Stiefel auf die Abdeckung und blickte dem Haupt-Lesser direkt in die Augen.
»Ich kann auch nichts dafür, dass die Bruderschaft sich selbst ihrer eigenen Gattung gegenüber so geheimnisvoll gibt.«
»Möglicherweise müssen Sie sich ein bisschen mehr anstrengen.«
Sag nicht, er soll dich am Arsch lecken, dachte O. Wenn du diese Probe deiner Willenskraft nicht überstehst, ist deine Frau Hundefutter.
Während O mühsam versuchte, sich zurückzuhalten, lächelte Mr X. »Ihre Beherrschung wäre noch bewundernswerter, wenn sie nicht die einzig mögliche Reaktion wäre. Aber lassen Sie uns über die heutige Nacht reden. Die Brüder werden nach den Kanopen der ausgeschalteten Jäger suchen. Fahren Sie schleunigst zu Mr H nach Hause und holen Sie seine Kanope ab. Ich werde jemanden zu As Wohnung schicken und mich um D selbst kümmern.«
An der Tür blieb Mr X noch einmal stehen. »Und was die Vampirin betrifft … Wenn Sie sie als Werkzeug benutzen, dann behalten Sie sie von mir aus. Aber wenn
Sie das Weibsstück hier aus einem anderen Grund einquartiert haben, dann haben wir ein Problem. Wenn Sie weich werden, verfüttere ich Sie Stück für Stück an Omega.«
O erschauerte nicht einmal. Er hatte Omegas Folter schon einmal über sich ergehen lassen, und er würde es sicher auch wieder überstehen. Für seine Frau würde er alles durchstehen.
»Also, was haben Sie mir zu sagen?«, herrschte ihn der Haupt - Lesser an.
»Ja, Sensei.«
Ungeduldig wartete O, bis er hörte, wie Mr X Auto sich entfernte. Sein Herz ratterte dabei wie ein Elektrotacker. Er wollte seine Frau aus der Röhre holen und ihren Leib an seinem Körper spüren, doch dann würde er nicht mehr die Kraft finden, hier wegzukommen. Um sich etwas zu beruhigen, reinigte er schnell seine S&W und füllte die Munition auf. Es half nicht besonders, aber wenigstens zitterten seine Hände nicht mehr, als er damit fertig war.
Auf dem Weg zur Tür nahm er die Schlüssel zu seinem Pick-up mit und aktivierte den Bewegungsmelder über dem dritten Loch. Diese kleine Spielerei war ein echter Lebensretter. Wenn irgendetwas den Infrarotlaser durchbrach, würde eine Gewehrsalve aus drei Richtungen gleichzeitig losgehen und dem Vorwitzigen ein paar richtig große Löcher verpassen.
Bevor er ging, blieb er noch einmal zögernd stehen. Gott, er wollte sie im Arm halten. Bei dem Gedanken, seine Frau zu verlieren, drehte er einfach durch. Diese Vampirin … sie war jetzt sein Grund zu leben. Nicht die Gesellschaft. Oder das Töten.
»Ich gehe aus, Frau, benimm dich anständig.« Er wartete. »Ich komme bald wieder, und dann werden
wir dich waschen.« Als keine Antwort kam, fragte er: »Frau?«
O schluckte zwanghaft. Es half nichts, sich zu ermahnen, ein Mann zu sein, er konnte einfach nicht gehen, ohne ihre Stimme zu hören.
»Lass mich nicht ohne Abschied gehen.«
Stille.
Der Schmerz sickerte in sein Herz und steigerte seine Liebe für sie noch. Er atmete tief ein,
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