Black Dagger 05 - Mondspur
brauche jemanden, der den Kasten unter die Lupe nimmt, bevor wir dort aufschlagen. Die gute Nachricht ist, dass es einen Fluchttunnel gibt, der aus dem Keller herausführt, falls es etwas stürmisch werden sollte. Ich hab ihn letzte Nacht ausgetestet, als ich ein paar Dinge für sie geholt habe.«
»Von mir aus können wir los«, sagte Butch.
Zsadists Blick wanderte quer durch den Raum. »Was ist mit dir, Phury?«
Nach einem kurzen Moment nickte Phury. »Von mir aus auch.«
22
In dieser Nacht, als der Mond noch höher stieg, erhob sich O ächzend vom Boden. Seit die Sonne vor vier Stunden untergegangen war, hatte er am Rande der Wiese gelauert und gehofft, dass sich jemand beim Haus blicken lassen würde. Aber nichts war geschehen. Und das seit zwei Tagen. Beziehungsweise hatte er vergangene Nacht kurz vor Morgengrauen geglaubt, etwas zu sehen, einen Schatten, der sich im Haus bewegte, aber was auch immer es gewesen war, er hatte es nur einmal kurz aus den Augenwinkel erhascht und dann nicht wieder.
Erwünschte wirklich, er könnte sämtliche Ressourcen der Gesellschaft nutzen, um seine Frau zu finden. Wenn er jeden Lesser ausschickte, den er hatte … Dann könnte er sich aber auch gleich die Kugel geben. Irgendjemand würde bei Omega plaudern, dass der Fokus sich auf eine einzelne unbedeutende Frau verschoben hatte. Und dann wäre die Hölle los.
Er sah auf die Uhr und fluchte. Apropos Omega …
O hatte heute eine Galavorstellung bei seinem Herrn und Meister, und ihm blieb keine Wahl, als die verdammte Verabredung einzuhalten. Als Vampirjäger funktionsfähig zu bleiben, war die einzige Möglichkeit, seine Frau zurückzubekommen, und er würde sicher nicht riskieren, sich ins Jenseits befördern zu lassen, nur weil er ein Treffen verpasste. Er holte sein Handy aus der Tasche und beorderte drei Betas her, um das Haus zu beobachten. Da das Anwesen ein bekannter Treffpunkt von Vampiren war, hatte er wenigstens eine gute Ausrede für diesen Sonderauftrag.
Zwanzig Minuten später kamen die Jäger durch den Wald getrabt, das Geräusch ihrer Stiefel wurde durch den Schnee gedämpft. Alle drei stämmigen Männer hatten gerade erst ihre Einführung hinter sich gebracht, daher war ihr Haar noch dunkel und die Haut gerötet von der Kälte. Sie waren sichtlich begeistert, eingesetzt zu werden, und bereit zum Kampf, aber O befahl ihnen, nur zu beobachten und zu überwachen. Wenn jemand auftauchte, sollten sie erst angreifen, wenn der oder diejenige wieder verschwinden wollte, und dann sollten alle Vampire lebend gefangen werden, egal ob Männer oder Frauen. Keine Ausnahmen. Os Einschätzung nach würde die Familie seiner Frau bestimmt zuerst Späher ausschicken, bevor sie sich irgendwo in der Nähe des Hauses materialisierten. Zumindest würde er das so machen. Und wenn sie tot war und ihre Verwandten das Haus ausräumten, dann wollte er sie in redefähigem Zustand, damit er ihr Grab finden konnte.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Betas alle seine Anweisungen verinnerlicht hatten, ging O durch den Wald zu seinem Pick-up, der zwischen einer Baumgruppe versteckt war. Er fuhr auf die Route 22 auf und stellte fest, dass die Lesser den Ford Explorer, mit dem
sie gekommen waren, direkt am Straßenrand abgestellt hatte, keinen Kilometer entfernt von der Abzweigung zum Bauernhaus.
Er rief die Idioten an und wies sie an, gefälligst ihren Verstand einzusetzen und das Auto gut zu verstecken. Dann fuhr er zur Hütte. Beim Fahren zogen immer wieder Bilder seiner Frau an seinem inneren Auge vorbei und trübten seinen Blick auf die Straße vor ihm. Er sah sie, wie sie am schönsten war, unter der Dusche mit nassem Haar und nasser Haut. Dann war sie besonders rein …
Aber dann verschob sich das Bild. Er sah sie nackt auf dem Rücken liegend, unter dieser vampirischen Hackfresse, der sie ihm gestohlen hatte. Der Kerl fasste sie an … küsste sie … stieß in sie hinein … Und ihr gefiel es. Der Schlampe gefiel das. Sie hatte den Kopf in den Nacken geworfen und stöhnte. Sie kam wie eine Nutte und wollte immer mehr.
Os Hände umklammerten so fest das Lenkrad, dass die Knöchel fast durch die Haut platzten. Er versuchte, sich wieder zu beruhigen, aber seine Wut war wie ein hungriger Pitbull an einer Papierleine.
In diesem Augenblick wurde ihm mit absoluter Deutlichkeit bewusst, dass, falls sie nicht schon tot war, er sie töten würde, wenn er sie fand. Er musste sie sich nur mit dem Bruder vorstellen, der sie
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