Black Dagger 05 - Mondspur
zu berühren. Sie hatte eine Salbe auf ihren Händen verstrichen, und während sie die Männlichkeit seines Zwillings liebkoste, sagte sie abscheuliche Dinge über die Größe, die sein Schwanz erreichen würde. Phury fletschte die Fänge und hob den Dolch.
Da schwang plötzlich die Tür gegenüber auf. Im Rahmen stand ein weichlicher Höfling in einem hermelinbesetzten Umhang. Völlig außer sich verkündete er, Catronias Hellren sei unerwartet zurückgekehrt und suche nach ihr. Die Gerüchte über Phury und sie waren ihm offenbar zu Ohren gedrungen.
Phury kauerte sich hin, bereit, die Vampirin und ihren Höfling zu töten. Doch das Geräusch donnernder Füße – sehr vieler Füße – hallte schon durch den Raum.
Schon kam der Hellren die geheime Treppe hinabgeeilt, und er und seine Privatwache drängten in die Zelle. Der Mann hatte völlig verblüfft gewirkt, ganz eindeutig hatte er keine Ahnung gehabt, dass seine Shellan sich einen Blutsklaven hielt. Catronia erhob das Wort, doch er schlug sie so fest ins Gesicht, dass sie gegen die Steinwand prallte.
Dann brach das Chaos los. Die Privatwache stürzte sich auf Phury. Der Hellren ging mit einem Messer auf Zsadist los.
Die Soldaten des Hofes zu töten, war eine langwierige und blutige Angelegenheit, und als Phury sich endlich aus dem Handgemenge befreien konnte, war von Zsadist nichts zu entdecken außer einer Blutspur, die aus der Zelle herausführte.
Phury rannte los in den Korridor, durch die unterirdischen Gänge des Schlosses, immer der roten Fährte folgend. Als er aus dem Burgverlies trat, dämmerte schon fast der Morgen. Er musste Zsadist unbedingt finden. Er hielt kurz an, um sich zu orientieren, und vernahm ein rhythmisches Geräusch durch die Luft schnalzen.
Eine Peitsche.
Zu seiner Rechten hatte man Zsadist an einem Ast über der Klippe aufgehängt, und vor dem Hintergrund der weiten See wurde er bis aufs Blut ausgepeitscht.
Phury griff die drei Wachen an, die seinen Zwillingsbruder schlugen. Obwohl die Männer sich heftig wehrten, war er doch halb wahnsinnig vor Zorn. Er tötete sie alle drei, dann machte er Zsadist los, nur um fünf weitere Wachen dicht aneinandergedrängt aus dem Schloss auf sich zustürmen zu sehen.
So kurz vor Sonnenaufgang, dessen erster Schimmer schon auf seiner Haut brannte, wusste Phury, er hatte keine Zeit mehr zu verlieren. Er warf sich Zsadist über die Schulter, schnappte sich eine der Pistolen von den toten Wachen und schob sich die Waffe in den Gürtel. Dann schätzte er die Höhe der Felsen über dem Wasser ab. Nicht der beste Fluchtweg in die Freiheit, aber weit besser, als sich den Weg zurück zum Schloss zu erkämpfen.
Er rannte los, in der Hoffnung, sie beide weit genug über den Felsen hinaus zu tragen, dass sie im Wasser landeten.
Ein Dolch traf ihn im Oberschenkel, und er stolperte.
Es war ihm völlig unmöglich, sein Gleichgewicht wiederzufinden oder seinen Schwung abzubremsen. Er und Zsadist taumelten über den Rand und rutschten auf der Felswand herunter, bis Phurys Stiefel sich in einer Spalte verfing. Als sein Körper ruckartig hängen blieb, konnte er gerade noch Zsadist festhalten. Er wusste genau, dass sein Bruder ohnmächtig war und ertrinken würde, sollte er ohne ihn ins Wasser stürzen.
Zsadists von seinem Blut glitschige Haut entglitt Phurys Griff, er rutschte …
In letzter Sekunde konnte er das Handgelenk seines Zwillings greifen und drückte zu, so fest er vermochte. Mit einem heftigen Ruck stoppte er den Sturz des schweren Vampirkörpers. Schmerz fuhr Phury bis hinauf ins Bein. Ihm wurde schwarz vor Augen. Mal konnte er sehen, dann wieder nicht. Er spürte, wie Zsadists Körper mitten in der Luft hing und bedrohlich hin und her schwang, unbarmherzig an seinem Arm riss.
Die Wachen spähten über den Rand der Felsen, dann musterten sie das zunehmende Tageslicht und schirmten sich die Augen ab. Sie lachten, steckten ihre Waffen ein und überließen ihn und Zsadist dem sicheren Tod.
Als die Sonne sich am Horizont erhob, schwanden Phurys Kräfte rasch. Er wusste, er würde Zsadist nicht mehr lange halten können. Das Licht war furchtbar, es brannte und verstärkte noch die Qualen, die er ohnehin litt. Und gleich wie fest er an seinem Bein zog, der Knöchel blieb verklemmt.
Da tastete er nach der Pistole und zog sie aus dem Hosenbund. Er holte tief Luft und richtete den Lauf auf sein Bein.
Er traf unterhalb des Knies. Zweimal. Der Schmerz war verblüffend, wie ein Feuerball in seinem
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