Black Dagger 09 - Seelenjäger
Ausweichmanöver ohne großes Geschick ausgeführt. All ihre Bewegungen und Positionen waren Schatten dessen, was sie sein sollten, Echos von Donnerschlägen, nicht das tiefe Brüllen selbst.
Der Donnerschlag kam aus anderer Richtung.
Mitten in der Runde ertönte ein gewaltiges RUMMS!, als ein fester Körper auf der blauen Matte auftraf wie ein Sandsack. John und sein Gegenüber schielten zur Seite … und gaben ihre kläglichen Kampfsportversuche auf. Zsadist arbeitete mit Blaylock, einem von Johns beiden besten Freunden. Der Rothaarige war bisher der einzige Trainingsschüler, der die Transition hinter sich gebracht hatte, weswegen er auch den doppelten Umfang von allen anderen aus der Klasse besaß. Und Zsadist hatte den Burschen gerade gefällt.
Blaylock sprang auf die Füße und stellte sich sofort wieder tapfer dem Kampf, aber er würde nur wieder den Hintern versohlt bekommen. So groß er auch war, Zsadist war nicht nur ein Riese, sondern auch ein Mitglied der Bruderschaft. Blay rannte also gegen einen Shermanpanzer mit einer Wagenladung Kampferfahrung an.
Mann, das sollte Qhuinn sehen. Wo war der überhaupt?
Alle elf Trainingsschüler stießen ein »Boah!« aus, als Z in aller Seelenruhe Blay von den Füßen holte, ihn bäuchlings auf die Matte schleuderte und in einen Knochenbrecher-Unterwerfungsgriff nahm. Sobald Blay sich ergab, ließ Z ihn los.
Z stand breitbeinig über dem Jungen, und seine Stimme
war so warm, wie sie je wurde: »Erst vor fünf Tagen gewandelt, und du machst dich ziemlich gut.«
Blay lächelte, obwohl seine Wange in die Matte gedrückt war, als klebte sie dort fest. »Danke …« Er keuchte. »Danke, Herr.«
Z streckte die Hand aus und zog Blay vom Boden hoch. Genau in diesem Moment hörte man das Echo einer sich öffnenden Tür durch die Halle tönen.
John fielen fast die Augen aus dem Kopf bei dem, was da hereinkam. Ach du Scheiße … das erklärte auch, wo Qhuinn den ganzen Nachmittag lang gewesen war.
Der Vampir, der da langsam über die Matten trottete, war das eins fünfundneunzig große, hundertfünfzehn Kilo schwere Abbild eines Wesens, das bis gestern nicht mehr gewogen hatte als ein Sack Hundefutter. Qhuinn hatte die Wandlung durchgemacht. Mein Gott, kein Wunder, dass der Kerl den ganzen Tag nichts von sich hatte hören lassen. Er war vollauf damit beschäftigt gewesen, sich einen neuen Körper wachsen zu lassen.
Als John die Hand hob, nickte Qhuinn angestrengt, als hätte er einen steifen Nacken oder hämmernde Kopfschmerzen. Der Junge sah furchtbar aus und bewegte sich, als täte ihm jeder einzelne Knochen im Leib weh. Außerdem nestelte er am Kragen seines neuen XXL-Fleecepullis herum, als wäre ihm das Gefühl auf der Haut unangenehm, und ständig riss er sich die Jeans hoch und zuckte dabei zusammen. Überraschend war sein blaues Auge, vielleicht war er mitten in der Transition gegen etwas gestoßen? Nach allem, was man sich so erzählte, schlug man dabei ganz schön um sich.
»Freut mich, dass du auftauchst«, sagte Zsadist.
Qhuinns Antwort klang tief, er besaß eine völlig andere Stimmlage als vorher. »Ich wollte kommen, obwohl ich nicht trainieren kann.«
»Finde ich gut. Du kannst dich da drüben hinsetzen.«
Auf dem Weg zum Seitenrand begegnete Qhuinn Blays Blick, und beide verzogen langsam den Mund zu einem Lächeln. Dann sahen sie John an.
In Gebärdensprache formulierte Qhuinn: Nach dem Unterricht gehen wir zu Blaylock. Hab euch beiden einiges zu erzählen.
Als John nickte, drang Zs Stimme durch die Halle. »Das Plauderstündchen ist vorbei, meine Damen. Zwingt mich nicht dazu, euch übers Knie zu legen. Das würde ich nämlich tun.«
John wandte sich seinem kleinen Trainingspartner zu und ging in die Grundstellung.
Auch wenn einer ihrer Klassenkameraden an der Wandlung gestorben war, konnte John kaum erwarten, bis es bei ihm so weit war. Natürlich hatte er die Hosen gestrichen voll, aber besser tot, als weiterhin als geschlechtsloser kleiner Scheißer in der Welt gefangen und anderen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein.
Er war mehr als bereit, ein Mann zu werden.
Er hatte eine Familienangelegenheit mit den Lessern zu klären.
Zwei Stunden später war V so befriedigt, wie er eben sein konnte. Wenig überraschend war die Vampirin nicht in der Verfassung, sich selbst nach Hause zu dematerialisieren, weshalb er sie in einen Morgenmantel steckte, sie in einen Stupor hypnotisierte und sie im Lastenaufzug des Gebäudes nach unten
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