Black Dagger 11 - Blutlinien
zu urteilen.
»Was ist los?«, herrschte er sie an.
»Tja«, sagte Bella bedächtig. »Zuallererst mal hast du mich und Cormia zu Tode erschreckt. Und dann hat Tim Gunn den Designern eine Deadline gesetzt, und ich bekomme schon wieder Hunger, weshalb ich Fritz anrufen und um ein Omelett bitten werde. Speck und Cheddar. Mit Kartoffelbrei. Und Saft.«
Der Bruder sah sich um, als erwartete er, ein paar Lesser hinter den Vorhängen versteckt zu finden. »Phury hat gesagt, du fühlst dich nicht gut.«
»Ich war müde. Er hat mir die Treppe hochgeholfen und Cormia gebeten, den Babysitter zu spielen. Aber jetzt bleibt sie, glaube ich, weil sie sich amüsiert, oder? Zumindest bis eben gerade.«
Cormia nickte, wandte den Blick aber nicht von dem Bruder ab. Wegen seines vernarbten Gesichts und dem hünenhaften Körper hatte sie sich von Anfang an in seiner Gegenwart unwohl gefühlt – nicht, weil er hässlich gewesen wäre, sondern, weil er so grimmig wirkte.
Zsadist sah sie an, und dann passierte etwas sehr Seltsames : Er sprach mit erschütternd freundlicher Stimme und hob die Hand, wie um sie zu besänftigen.
»Ganz ruhig. Entschuldige bitte, dass ich dich erschreckt habe.« Allmählich wurden seine Augen gelb, seine Miene weicher. »Ich war nur in Sorge um meine Shellan. Ich werde dir natürlich nichts tun.«
Cormia spürte die Anspannung in sich nachlassen. Nun verstand sie besser, warum Bella mit ihm zusammen war. Mit einer Verbeugung gab sie zurück: »Selbstverständlich, Euer Gnaden. Selbstverständlich seid Ihr in Sorge um sie.«
»Geht es dir gut?«, erkundigte Bella sich mit Blick auf die schwarz verschmierten Kleider ihres Hellren. »Sind alle Familienmitglieder in Ordnung?«
»Den Brüdern geht es gut.« Er trat zu seiner Shellan und berührte mit einer zitternden Hand ihr Gesicht. »Ich möchte, dass Jane nach dir sieht.«
»Wenn dich das beruhigt, dann ruf sie, unbedingt. Ich glaube zwar nicht, dass etwas nicht in Ordnung ist, aber du sollst dir keine Sorgen machen müssen.«
»Hast du wieder Blutungen?« Bella gab keine Antwort. »Ich gehe sie holen – «
»Nur ganz leicht, und auch nicht anders als vorher schon. Es wäre bestimmt nicht schlecht, Jane zu holen, obwohl ich bezweifle, dass sie viel tun kann.« Bellas Lippen berührten seine Handfläche. »Aber zuerst erzähl bitte, was heute Nacht passiert ist.«
Zsadist schüttelte den Kopf, und Bella schloss die Augen, als wäre sie daran gewöhnt, schlechte Neuigkeiten zu bekommen … als hätte es bereits so viele gegeben, dass Worte über diese spezielle Situation überflüssig waren. Sprache konnte ihre oder seine Traurigkeit nicht mehr vergrößern. Ebenso wenig konnte sie ihre Gefühle ändern.
Zsadist senkte den Kopf und küsste seine Frau. Als ihre Blicke sich trafen, war die Liebe zwischen ihnen so intensiv, dass eine Aura von Wärme geschaffen wurde, die Cormia bis in die Ecke, in der sie stand, zu spüren glaubte.
Diese Art von Verbundenheit hatte Bella mit dem Primal nie gezeigt. Niemals.
Und er auch nicht mit ihr. Obwohl er das vielleicht nur aus Diskretion vermied.
Zsadist sagte ein paar leise Worte und schlich dann davon wie eine Raubkatze auf der Jagd, die Augenbrauen herabgezogen, die schweren Schultern so breit wie Dachbalken.
Cormia räusperte sich. »Soll ich Fritz holen? Oder dir eine Mahlzeit bestellen?«
»Ich glaube, ich warte lieber noch, falls die Ärztin mich
untersuchen will.« Bellas Hand legte sich auf ihren Bauch und beschrieb träge Kreise. »Möchtest du vielleicht später zurückkommen und den Rest der Sendung mit mir ansehen ?«
»Wenn du möchtest – «
»Auf jeden Fall. Deine Gesellschaft ist sehr angenehm.«
»Wirklich?«
Bellas Augen blickten sie unglaublich freundlich an. »Ja, sehr. In deiner Gegenwart fühle ich mich ruhig.«
»Dann werde ich deine Geburtsgefährtin sein. Wo ich herkomme, hat eine schwangere Schwester immer eine Geburtsgefährtin. «
»Danke … vielen Dank.« Bella wandte das Gesicht ab, als ihr Tränen der Furcht in die Augen stiegen. »Ich nehme jede Hilfe, die ich bekommen kann.«
»Wenn ich fragen darf«, murmelte Cormia. »Was besorgt dich am meisten?«
»Er. Ich habe Angst um Z.« Nun sah Bella sie wieder an. »Und um das Kleine mache ich mir natürlich auch große Sorgen. Es ist wirklich seltsam: um mich selbst ängstige ich mich gar nicht so sehr.«
»Du bist sehr tapfer.«
»Ach, du erlebst mich nicht mitten am Tag, wenn es dunkel ist. Ich heule ausgiebig,
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