Black Dagger 11 - Blutlinien
lag nicht an dem Stein vor ihr. In ihrem Geiste war es der Primal, den sie berührte. Es war sein Körper, der sich unter ihren Fingern befand. Es war sein Geschlecht, nicht das der Statue, das nach ihr rief.
Ihre Hand wanderte noch weiter nach unten, bis sie genau über dem Schambein des Mannes schwebte.
Der Klang einer heftig aufgerissenen Tür hallte aus dem Foyer empor.
Cormia sprang so hektisch von der Statue zurück, dass sie auf den Saum ihrer Robe trat.
Als schwere Schritte sich der Treppe näherten und in den ersten Stock donnerten, versteckte sie sich in einer Fensternische und spähte um die Ecke.
Bruder Zsadist tauchte oben am Treppenabsatz auf. Er trug seine Kampfkleidung, mit Dolchen auf der Brust und einer Pistole an der Hüfte – und seinem hervortretenden Kiefer nach zu urteilen war er auch noch in Gefechtsstimmung.
Nachdem der Vampir aus ihrem Gesichtsfeld verschwunden war, hörte sie ein Klopfen an der Tür, die ins Arbeitszimmer des Königs führen musste.
Leise schlich Cormia den Flur hinab und wartete an der Ecke, hinter der der Bruder stehen musste.
Man hörte einen gebellten Befehl, dann wurde die Tür geöffnet und wieder geschlossen.
Die Stimme des Königs drang durch die Wand, an der sie lehnte. »Amüsierst du dich heute Nacht nicht, Z? Du siehst aus, als hätte dir jemand ordentlich in die Suppe gespuckt.«
Bruder Zs Worte waren finster. »War Phury schon hier?«
»Heute Nacht? Nicht, dass ich wüsste.«
»Dieser Vollidiot. Er hat gesagt, er geht nach Hause.«
»Dein Zwillingsbruder sagt so einiges, wenn die Nacht lang ist. Warum weihst du mich nicht einfach mal in die jüngste Katastrophe ein?«
Cormia drückte sich flach an die Wand, in der Hoffnung, dadurch weniger sichtbar zu sein, und betete, dass niemand den Flur entlang käme. Was hatte der Primal getan?
»Ich hab ihn dabei erwischt, wie er California Rolls aus Lessern gemacht hat.«
Der König fluchte. »Ich dachte, er hätte dir versprochen, damit aufzuhören.«
»Hat er auch.«
Man hörte ein Stöhnen, als riebe sich der König die Augen oder vielleicht die Schläfen. »Was genau hat er gemacht? «
Eine längere Pause entstand.
Die Stimme des Königs wurde noch tiefer. »Z, mein Freund, sprich mit mir. Ich muss wissen, was los ist, wenn ich etwas unternehmen soll.«
»Na schön. Ich habe ihn mit zwei Lessern erwischt. Seine Prothese hatte sich gelöst, und am Hals hatte er einen Striemen, als wäre er mit einer Kette stranguliert worden. Er beugte sich gerade mit dem Dolch in der Hand über einen Lesser. Verflucht nochmal … er hat seine Umgebung überhaupt
nicht wahrgenommen. Hat erst den Kopf gehoben, als ich ihn angesprochen habe. Ich hätte noch ein beschissener Lesser sein können – und was dann? Dann würde er jetzt in diesem Moment gerade gefoltert oder wäre schon toter als tot.«
»Was zum Henker soll ich nur mit diesem Burschen machen? «
Zs Stimme klang gepresst. »Ich will nicht, dass er rausgeworfen wird.«
»Das hast du nicht zu entscheiden. Und sieh mich nicht so an – ich bin immer noch dein Chef, du dämlicher Hitzkopf. « Schweigen. »Mann, ich kriege langsam den Eindruck, dein Zwillingsbruder gehört schleunigst auf die Couch. Er ist eine Gefahr für sich selbst und für andere. Hast du mit ihm geredet?«
»Wir wurden von den Bullen unterbrochen – «
»Da war auch noch Polizei im Spiel? Du meine – «
»Aber nein: wir haben nicht geplaudert.«
Die Stimmen wurden gedämpfter, bis Bruder Zsadist wieder lauter sagte: »Ist dir klar, was das für ihn bedeuten würde? Die Bruderschaft ist sein Leben.«
»Du bist derjenige, der mich darüber informiert hat. Schalt deinen Kopf ein. Eine Woche ohne Kampfeinsatz und ein bisschen die Beine hochlegen werden nicht ausreichen, um das in Ordnung zu bringen.«
Wieder Schweigen. »Hör mal, ich muss nach Bella sehen. Aber bitte, sprich zuerst mit Phury, bevor du sein Haus niederbrennst. Auf dich wird er hören. Und gib ihm das zurück. «
Als etwas Schweres auf Holz – vermutlich den Schreibtisch – auftraf, schlüpfte Cormia in eines der Gästezimmer. Einen Augenblick später hörte sie die schweren Schritte des Bruders, der er in sein Zimmer ging.
Eine Gefahr für sich selbst und für andere.
Sie konnte sich den Primal gar nicht vorstellen, wie er ihren Feind so brutal behandelte oder sich selbst durch eine Unachtsamkeit in Gefahr brachte. Aber warum sollte Bruder Zsadist lügen?
Das würde er nicht.
Plötzlich erschöpft,
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