Black Dagger 13 - Racheengel
fing er einen Hauch ihres Duftes ein.
Seine Fänge verlängerten sich.
»Öffnen.« Sie hob das Thermometer und wartete. »Nun?«
Rehv starrte in diese unglaublichen dreifarbigen Augen und öffnete den Mund. Sie beugte sich zu ihm, ganz geschäftig, erstarrte jedoch. Als sie seine Zähne sah, mischte sich etwas Dunkelerotisches in ihren Geruch.
Ein Gefühl des Triumphs schoss durch seine Adern und er knurrte: »Mach’s mir.«
Einen langen Moment waren sie in einem unsichtbaren Gewirr aus Hitze und Verlangen gefangen. Dann formte ihr Mund einen dünnen Strich.
»Niemals, aber ich werde Ihre Temperatur messen, weil ich muss.«
Sie stieß ihm das Thermometer zwischen die Lippen, und er musste die Zähne zusammenbeißen, damit ihm das Ding nicht eine Mandel durchbohrte.
Dennoch war alles gut. Selbst wenn er sie nicht haben konnte, fühlte sie sich doch von ihm angezogen. Und das war mehr, als er verdiente.
Es piepste, war still, piepste noch einmal.
»Zweiundvierzigsieben«, las sie ab, trat einen Schritt zurück und ließ die Plastikkappe in den Mülleimer fallen. »Havers wird kommen, sobald er kann.«
Mit dem harten kurzen Klang des F-Worts klappte die Tür hinter ihr zu.
Mann, sie war heiß.
Rehv runzelte die Stirn. Die Sache mit der erotischen Anziehung erinnerte ihn an etwas, woran er nicht denken wollte.
Oder besser gesagt: an jemanden.
Seine Erektion fiel in sich zusammen, als ihm einfiel, dass Montagnacht war. Das hieß, dass morgen Dienstag war. Der erste Dienstag des letzten Monats des Jahres.
Der Symphath in ihm kribbelte, als sich jeder Millimeter seiner Haut anspannte, als hätte er die Taschen voller Spinnen.
Morgen würde er seine Erpresserin wiedertreffen. Himmel, wie konnte schon wieder ein ganzer Monat verstrichen sein? Jedes Mal, wenn er sich umsah, war es wieder der erste
Dienstag, und er fuhr in den Norden zu dieser gottverdammten Blockhütte für einen weiteren angeordneten Akt der Vereinigung.
Der Zuhälter wurde zur Hure.
Kräftemessen, Schlagabtäusche und schmutziger Sex waren die Währung bei den Treffen mit seiner Erpresserin, die Grundlage seines »Liebeslebens« der letzten fünfundzwanzig Jahre. Es war schäbig und falsch und erniedrigend, und er tat es wieder und wieder, um sein Geheimnis zu wahren.
Und auch, weil seine dunkle Seite darauf abfuhr. Es war Liebe à la Symphath, die einzige Gelegenheit, bei der er seiner wahren Natur freien Lauf lassen konnte, sein eines kleines Stück schrecklicher Freiheit. Schließlich trug er trotz aller medikamentöser Ruhigstellung und mühsam erlernter Anpassung das Erbe seines Vaters in sich, und das böse Blut floss in seinen Adern. Die DNA ließ nicht mit sich handeln, und obwohl er nur ein Mischling war, dominierte in ihm der Sündenfresser.
Bei einer Frau von Wert wie Ehlena würde er also immer hinter der Scheibe stehen, die Nase ans Glas gepresst, die Hände flehentlich ausgestreckt, doch ihr nie nah genug sein, um sie zu berühren. Ihr gegenüber war das nur fair. Anders als seine Erpresserin verdiente sie nicht, was Rehv mit sich brachte.
Das sagte ihm zumindest das moralische Empfinden, das er sich antrainiert hatte.
Wahnsinn, was für eine Erkenntnis.
Als nächstes Tattoo würde er sich einen verdammten Heiligenschein über den Kopf stechen lassen.
Als er sich die Bescherung an seinem linken Arm ansah, erkannte er mit absoluter Klarheit, was dort vor sich hin schwelte. Es war nicht nur eine bakterielle Infektion, die daher rührte, dass er absichtlich keine sterilen Nadeln verwandte
oder die Einstichstellen vorher nicht mit Alkohol abrieb. Es war ein langsamer Selbstmord, und deswegen wollte er verdammt sein, wenn er es dem Doktor zeigte. Er wusste genau, was ihm blühte, wenn dieses Gift in seinen Blutkreislauf geriet, und er wünschte, es würde sich etwas beeilen.
Die Tür schwang auf, und er blickte auf, bereit für Havers – nur dass es nicht der Doktor war. Rehvs Lieblingsschwester war zurück, und sie sah nicht gerade glücklich aus.
Vielmehr wirkte sie völlig erschöpft, als wäre er nur eines von vielen Ärgernissen, und sie hätte nicht die Kraft, sich mit dem Scheiß abzugeben, den er in ihrer Gegenwart abzog.
»Ich habe mit dem Doktor geredet«, erklärte sie. »Er ist bald im OP fertig, aber es wird noch eine Weile dauern. Er möchte, dass ich Ihnen Blut abnehme -
»Es tut mir leid«, platzte Rehv heraus.
Ehlenas Hand fuhr zum Kragen ihrer Uniform und zog die zwei Hälften enger zusammen. »Wie
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