Black Dagger 14 - Blinder König
frischen Prellungen herein, manchmal mit einem Verband.
» Wie lang willst du noch so weitermachen? « , fragte sie tonlos. » Mit dem Gesaufe und Gehure? «
John drehte das Wasser ab und ging zu dem Handtuchspender, in den sie gerade eine spektakuläre Delle geschlagen hatte. Er stand keinen halben Meter von ihr entfernt, als er ein paar Tücher herauszog und seine Hände so gründlich abtrocknete, wie er sie gewaschen hatte.
» Himmel, John, das ist doch keine Art zu leben. «
Er warf die nassen Tücher in die Stahltonne. Als er an die Tür kam, sah er sie zum ersten Mal an, seit sie ihn in ihrem Bett zurückgelassen hatte. In seinem Gesicht flackerte kein Erkennen oder Erinnern oder irgendetwas auf. Die einst funkelnden blauen Augen waren trüb.
» John … « , ihre Stimme klang etwas heiser. » Es tut mir wirklich leid. «
Betont umständlich streckte er den Mittelfinger aus und hielt ihn ihr entgegen. Dann war er weg.
Allein in der Toilette ging Xhex zu dem verdunkelten Spiegel und beugte sich vor, so wie es das Mädchen nebenan getan hatte. Als sich ihr Gewicht nach vorne verlagerte, bohrten sich die Büßergurte in ihre Schenkel. Sie war überrascht, sie überhaupt zu spüren.
Seit sich Rehv geopfert hatte, war ihr Kummer so groß, dass sie dieses Hilfsmittel nicht mehr brauchte, um ihre böse Veranlagung zu kontrollieren.
Ihr Handy klingelte in ihrer Lederhose. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Sie holte das Ding aus der Tasche, sah auf die Nummer … und kniff die Augen zu.
Darauf hatte sie gewartet. Seit sie die Rufumleitung von Rehvs altem Handy eingerichtet hatte.
Sie nahm den Anruf an. » Hallo, Ehlena « , grüßte sie ruhig.
Es gab eine lange Pause. » Ich hatte nicht erwartet, dass jemand drangeht. «
» Warum hast du dann angerufen? « Wieder eine lange Pause. » Schau, wenn es um das Geld geht, da bin ich machtlos. Er hat es in seinem Testament verfügt. Wenn du es nicht willst, spende es für einen wohltätigen Zweck. «
» Was … was für Geld? «
» Vielleicht ist es noch nicht auf deinem Konto. Ich dachte, das Testament wäre vom König anerkannt worden. « Wieder gab es eine lange Pause. » Ehlena? Bist du noch dran? «
» Ja … «, kam die leise Antwort. » Bin ich. «
» Aber warum rufst du an, wenn es nicht ums Geld geht? «
Das Schweigen war nach dem bisherigen Verlauf dieses Gesprächs keine Überraschung. Was danach kam, war der Schocker.
» Ich rufe an, weil ich nicht glaube, dass er tot ist. «
29
Ehlena wartete auf eine Antwort von Rehvs Sicherheitschefin. Je länger keine kam, desto sicherer war sie sich, dass sie richtiglag.
» Er ist nicht tot, stimmt’s « , sagte sie mit Nachdruck. » Ich habe Recht, oder? «
Als Xhex schließlich sprach, war ihre tiefe, volle Stimme merkwürdig reserviert. » Ich denke, du solltest wissen, dass du hier mit einer zweiten Symphathin redest. «
Ehlena umfasste ihr Handy fester. » Irgendwie überrascht mich das nicht sonderlich. «
» Warum sagst du mir nicht, was du zu wissen glaubst? «
Interessante Antwort, dachte Ehlena. Nicht etwa Er ist nicht tot. Weit davon entfernt. Andrerseits, wenn diese Frau Symphathin war, konnte das Gespräch überall hinführen.
Weswegen es keinen Grund gab, irgendetwas zurückzuhalten. » Ich weiß, dass er seinen Stiefvater getötet hat, weil er seine Mutter geschlagen hat. Und dass sein Stiefvater wusste, dass er ein Symphath ist. Außerdem weiß ich, dass Montrag, Sohn des Rehm, auch von seiner Symphathen abstammung wusste, und dass Montrag rituell in seinem Arbeitszimmer ermordet wurde. «
» Und was schließt du daraus? «
» Ich glaube, Montrag hat Rehvs Identität aufgedeckt, deshalb musste Rehv in die Kolonie. Mit dieser Explosion im Club sollte verhindert werden, dass seine Umwelt von seiner Natur erfährt. Ich glaube, dass er mich deshalb ins ZeroSum gebracht hat. Um mich auf sichere Weise loszuwerden. Und was Montrag betrifft … ich glaube, dass Rehvenge sich im Gehen um ihn gekümmert hat. « Ein extrem langes Schweigen folgte. » Xhex … bist du noch dran? «
Die Frau stieß ein kurzes, hartes Lachen aus. » Rehv hat Montrag nicht umgebracht. Das war ich. Und es hatte nicht direkt mit Rehvs Identität zu tun. Aber woher weißt du von dem toten Mann? «
Ehlena beugte sich auf ihrem Stuhl nach vorne. » Ich glaube, wir sollten uns treffen. «
Jetzt war das Lachen länger und ein bisschen natürlicher. » Du hast Nerven! Ich erzähle dir, dass ich einen Mann umgebracht
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