Black Dagger 14 - Blinder König
Das allein belegt ihre Inkompetenz als Herrscherin. Angst ist weitaus förderlicher, um Untertanen zu lenken – Geld ist vergleichsweise unbedeutend, wenn man zu Macht kommen möchte. Und mich zu töten? Sie glaubte, meine Erbfolgepläne auf diese Weise durchkreuzen zu können – eine maßlose Selbstüberschätzung! «
» Was hast du mit ihr gemacht? «
Wieder erschien dieses gelassene Lächeln. » Sie angemessen bestraft. «
» Wie lange willst du mich hier festhalten? «
» Bis sie tot ist. Zu wissen, dass du lebst und dich in meiner Hand befindest, ist Teil ihrer Strafe. « Der König ließ den Blick über die Spinnen schweifen, und sein Kabuki-Gesicht wurde kurz etwas weicher, als empfände er ehrliche Zuneigung. » Meine Freunde werden dich gut bewachen, keine Sorge. «
» Ich mache mir keine. «
» Aber das wirst du. Ich verspreche es dir. « Die Augen des Königs kehrten zu Rehv zurück, und seine androgynen Züge verzerrten sich ins Dämonische. » Ich mochte deinen Vater nicht und war ziemlich angetan, als du ihn umgebracht hast. Aber bei mir wirst du diese Gelegenheit nicht bekommen. Du lebst nur, solange auch deine Schwester lebt, und dann werde ich mir ein Beispiel an dir nehmen und meine Verwandtschaft dezimieren. «
» Halb schwester. «
» So bedacht darauf, dich von ihr zu distanzieren. Kein Wunder, dass sie dich so sehr liebt. Ihre Leidenschaft galt schon immer dem Unerreichbaren. Was wiederum der einzige Grund ist, warum du noch am Leben bist. «
Der König stützte sich auf seinen Stock und zog sich so langsam zurück, wie er gekommen war. Kurz, bevor er aus Rehvs Sicht verschwand, hielt er noch einmal an. » Warst du je am Grab deines Vaters? «
» Nein. «
» Es ist mir der liebste Ort der ganzen Welt. Auf dem Flecken zu stehen, wo ihn sein Scheiterhaufen zu Asche verbrannte … herrlich. « Der König lächelte mit kaltem Vergnügen. » Dass er durch deine Hand ermordet wurde, macht den Genuss umso süßer, weil er dich immer für schwach und wertlos hielt. Muss ziemlich bitter für ihn gewesen sein, von einem Unwürdigen geschlagen zu werden. Ruh dich gut aus, Rehvenge. «
Rehv antwortete nicht. Er war zu sehr damit beschäftigt, gegen die mentalen Schutzwälle seines Onkels anzurennen und einen Weg in seinen Kopf zu suchen.
Der König lächelte, als wüsste er die Bemühungen zu schätzen, und ging weiter. » Ich habe dich immer gemocht. Obwohl du nur ein Mischling bist. «
Es klickte, als schlösse sich eine Tür.
Die Kerzen erloschen.
Die Orientierungslosigkeit schnürte Rehv die Kehle zu. Alleingelassen, losgelöst hängend in der Dunkelheit, mit Nichts, woran er sich festhalten konnte, befiel ihn die Angst. Nichts zu sehen, war das Schlimmste …
Die Bolzen durch seinen Oberkörper vibrierten leise, als würde ein Lufthauch durch die Ketten wehen und sie zum Beben bringen.
Oh … Himmel, nein.
Das Kitzeln begann an seinen Schultern und wurde schnell stärker, floss über seinen Bauch und über seine Schenkel, strömte bis zu seinen Fingerspitzen, bedeckte seinen Rücken und arbeitete sich seinen Hals empor zu seinem Gesicht. Mit den Händen wischte er die Horden weg, so gut er konnte, aber egal, wie viele er abstreifte, neue Massen strömten nach. Sie waren auf ihm, krabbelten über ihn, umhüllten ihn wie eine zuckende Zwangsjacke aus winzigen Berührungen.
Das Flattern an seinen Nasenflügeln und um seine Ohren gab ihm den Rest.
Er hätte geschrien. Aber dann wären sie auch in seinen Mund gekrochen.
In dem Sandsteinhaus in Caldwell, in das er einziehen würde, duschte Lash mit träger Präzision. Er ließ sich Zeit mit dem Waschlappen, ging zwischen die Zehen und hinter die Ohren, verwandte besondere Sorgfalt auf die Schultern und den unteren Rücken. Es gab keinerlei Anlass zur Eile.
Je länger er wartete, desto besser.
Außerdem: Was für ein Badezimmer, um sich etwas Zeit zu lassen. Alles vom Feinsten: Boden und Wände aus Carrara-Marmor, goldene Armaturen, ein prächtiger geschliffener Spiegel über den eingelassenen Waschbecken.
Nur die Handtücher an den verschnörkelten Haltern waren von Wal-Mart.
Aber sie würden bald ersetzt werden. Etwas anderes hatte Mr D nicht vorrätig gehabt, und Lash wollte keine Zeit damit verschwenden, in Caldwell herumzufahren, nur um etwas Besseres zu finden, womit er sich den Hintern abtrocknen konnte – nicht, wenn es sein neues Turngerät einzuweihen galt. Nach dem heutigen Morgentraining würde er sich jedoch ans Netz
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