Black Dagger 20 - Schattentraum
ihr bewegte, stieß sie ein leises Winseln aus.
Sofort erstarrte er. »S cheiße, das war ziemlich grob.«
»E s war wundervoll.«
Tohrment stützte sich mit den Armen ab und zog sich so langsam und vorsichtig aus ihr zurück, dass sie es kaum spürte. Und doch verkrampfte sich etwas in ihrem Inneren. Oder war es ein weiterer Orgasmus? Sie war sich nicht sicher, ihr Körper war einfach zu überwältigt von all den Empfindungen.
Aber wie dem auch sei, die leichten Blessuren waren etwas Wundervolles. Sie waren mittlerweile vollkommen aufeinander abgestimmt und so routiniert im Vereinen, dass sie eine unglaubliche Intensität erreichten. Das lag hauptsächlich am Wegfallen aller Grenzen und der Freiheit … und am gegenseitigen Vertrauen.
»I ch lass dir eine Wanne ein, dann kannst du dich waschen.«
»N ein, schon in Ordnung.« Sie lächelte ihn an. »I ch ruh mich ein bisschen aus, während du duschst. Und dann dusche ich.«
In Wirklichkeit wollte sie lieber nicht mit ihm zusammen nackt im Bad sein. Im Moment war ihr zuzutrauen, dass sie ihn noch in die andere Schulter biss – und auch wenn er sie dazu eingeladen hatte, wollte sie das lieber nicht ausnutzen.
Tohrment befreite sich aus dem Gewühl der Laken und stand einen Moment mit prüfendem Blick vor ihr. »B ist du auch sicher in Ordnung?«
»G anz sicher.«
Schließlich nickte er und wandte sich ab …
»D ein Rücken!« Er sah aus, als hätte ihn eine Katze angefallen, lange rote Striemen zogen sich quer über seinen Torso und an seiner Wirbelsäule hinab.
Er blickte über seine gebissene Schulter und lächelte noch stolzer. »D as fühlt sich toll an. Ich werde heute Nacht an dich denken, wenn ich draußen bin, jedes Mal, wenn es zieht.«
Kopfschüttelnd sah sie zu, wie er im Bad verschwand. Männer hatten … naja, eben einen an der Klatsche.
Sie schloss die Augen, streifte die Laken ab und streckte alle viere von sich. Die Luft war kühl in dem Zimmer, vielleicht sogar kalt, aber nach dem Sex fühlte sich Autumn wie ein Brennofen, der die Reste der Leidenschaft aus allen Poren verströmte.
Doch während Tohrment unter der Dusche stand, ließen die Hitzewallungen allmählich nach, genau wie das Pulsieren zwischen ihren Beinen. Und dann, endlich, fand sie den ersehnten Frieden, ihr Körper entkrampfte sich, und die Spannung und der Schmerz verebbten vollkommen.
Sie rekelte sich, was nackt besonders herrlich war, und lächelte die Zimmerdecke an. Nie hatte sie solches Glück gekannt …
Völlig unvermittelt überzog sie wieder dieses merkwürdige Schaudern, das sie seit dem Herbst ab und an befiel, wie eine Vorahnung, die sie spüren, aber nicht benennen konnte, eine unbestimmte Warnung.
Fröstelnd zog sie die Laken hoch.
Und wie sie so allein im Bett lag, fühlte sie sich vom Schicksal belagert, als befände sie sich nachts im Wald, umgeben von Wölfen, die sie hörte, aber nicht sah, die um die Bäume strichen …
… und zum Sprung ansetzten.
Im Bad trocknete sich Tohr ab und beugte sich zum Spiegel. Die Bisswunde an seiner Schulter fing schon an zu heilen, die Haut verschloss sich säuberlich über den Löchern. Schade – er hätte die Wunden gerne eine Weile behalten.
Es hatte etwas Erhebendes, auf diese Weise gekennzeichnet zu werden.
Dennoch entschied er, in dieser Nacht ein T-Shirt und kein ärmelloses Shirt unter der Jacke zu tragen. Seine Brüder brauchten das nicht zu sehen. Das war privat – es ging nur ihn und Autumn etwas an.
Verdammt … diese Vampirin war der Wahnsinn.
Und trotz der stressigen Situation, trotz dieser Unterhaltung mit Lassiter auf der Treppe, und obwohl er sie ursprünglich nur angerührt hatte, weil er sich dazu genötigt fühlte, ging es letztlich – wie es wohl immer war – allein um den Sex, um den rohen, zügellosen Sex: Autumn war wie ein Strudel, um den er sich drehte, sie übte einen unwiderstehlichen, erotischen Sog auf seinen Körper aus, zog ihn in die Tiefe, bis sie ihn nach Luft schnappend zurück an die Oberfläche schleuderte … nur um ihn gleich wieder aufs Neue zu verschlingen.
In diesem Punkt war ihm, so traurig es war, tatsächlich ein Neuanfang geglückt.
Die Einsicht war schmerzhaft, und manchmal, wenn er hinterher keuchend neben Autumn lag und sie beide den Schweiß auf ihrer Haut abkühlen ließen, fuhr ihm der altvertraute Kummer wie ein Dolch in die Brust.
Dieses Gefühl würde er vermutlich niemals loswerden.
Und doch kam er zu Anbruch jeder Nacht zu ihr und nahm sie …
Weitere Kostenlose Bücher